Thomas Knedel erklärt im Interview, warum Immobilien als Vermögensanlage wichtig sind und welche aktuellen Trends es gibt.
Herr Knedel, die Deutschen lieben ihre Immobilie. Aber bisher waren die wenigsten Vermieter, sondern Eigennutzer. Warum verändert sich das derzeit?
Vier, fünf Jahre früher wäre die Antwort klar. Das niedrige Zinsniveau zieht den Anleger (und Investor) in die Immobilie, da sich der Kauf von Sachwerten hervorragend mit Fremdkapital hebeln lässt. Dies gilt heute natürlich auch noch. Heute sind aber auch noch weitere Phänomene zu beobachten. Einerseits wurde die Immobilie als Anlagegut wieder salonfähig. Viele Menschen haben erkannt, dass es doch gar nicht so dumm ist, Kapital in Sachwerte zu investieren und damit das System für den eigenen Vermögensaufbau zu nutzen, statt über niedrige Zinsen auf dem Sparbuch zu jammern. Es ist sogar eine Art Gruppenbewegung (Massenbewegung möchte ich es noch nicht nennen) entstanden. Viele Investoren hören von Freunden und Bekannten, wie spannend doch Immobilieninvestments sein können.
Weiterhin beobachte ich gerade bei vielen jungen Menschen ein Umdenken auf breiter Ebene. Während der eigene Vermögensaufbau früher kaum Gewicht hatte, trifft man sich heute sogar online und auch im realen Leben z. B. auf „Stammtischen“, um über mögliche Strategien oder gar konkrete Investments zu sprechen. Das Thema Immobilie ist sozusagen in der Breite angekommen.
Als Investor hatten Sie immer guten Einblick in den Finanzmarkt. Entwickelt sich dieser derzeit positiv für das Geschäftsmodell?
Das kurz- als auch langfristige Zinsniveau ist weiterhin im Bereich der historischen Tiefststände und ich sehe derzeit auch keine Zeichen für eine nachhaltige Trendumkehr. Der Grund ist, dass noch nie so viel Geld im Markt war und dass das Kapital derzeit kaum Alternativen hat, entsprechende Renditen zu erwirtschaften. Zudem ist die Verschuldung einiger Staaten weiterhin prekär.
Vorsicht sei jedoch bei zu positiver Erwartungshaltung gegenüber finanzierender Banken gegeben. In den letzten 12 Monaten beobachte ich ein deutlich selektiveres Vorgehen auf Bankenebene, was ich für sehr sinnvoll halte. Gerade unerfahrene Investoren werden auf diese Art und Weise gut geschützt.
Sie sind mit Ihrer Marke Immopreneur zu einem Leitwolf in dieser Szene geworden. Ähnlich wie der US-Autor Robert Kiyosaki haben Sie Veranstaltungen, Bücher und Kurse um das Thema herum gebaut. Wie kam es dazu?
Leitwolf würde ich jetzt nicht sagen. Aber mein Team, einige Investorenkollegen und ich haben – quasi als Pionier im Immobilienmarkt – ein Netzwerk geschaffen, welches in dieser Art früher nicht existent war. Der große Wert liegt in der Wissensvermittlung und dem Austausch von Erfahrungen direkt aus der Praxis. Mein eigenes Motiv für die Gründung der Immopreneur Plattform war seinerzeit im Jahr 2013 der Netzwerkgedanke für alle Beteiligten und die Verzahnung mit dem realen Immobilienbusiness. Heute sind neben zahlreichen Gemeinschaftsprojekten sogar langjährige Kooperationen und sogar Freundschaften aus dem Netzwerk entstanden.
Was sind die ersten Schritte, mit denen sich Greenhorns unbedingt auseinandersetzen müssen?
Das ist einfach. An erster Stelle steht der Wissensaufbau. Je nach persönlicher Präferenz sind dazu Bücher, Onlinekurse oder Coachings geeignet. Wer den „kurzen, direkten Weg“ sucht, wird sich für ein Coaching entscheiden. Denn das ist die heute effektivste Form der Wissensvermittlung. Zudem steht hier die konkrete, zeitnahe Umsetzung auf dem Plan. Was mich jedoch ein wenig wundert ist, dass viele Menschen nicht bereit sind, in die eigene Ausbildung zu investieren. Jeder der in der Lage ist „einen guten von einem schlechten Deal zu unterscheiden“, kann mit dem Investment in Immobilien starten. Für viele mag erstaunlich sein, dass für den Start tatsächlich kein nennenswertes eigenes Kapital erforderlich ist, wenngleich es freilich hilfreich ist.
Ein Risiko bei Immobilieninvestments ist und war immer der Staat. Sehen Sie Probleme aufziehen bei immer linkeren Regierungen? Kann man sich schützen?
Das ist in der Tat ein großes Problem, das auch mich seit einiger Zeit recht intensiv beschäftigt. Gerade die massive Überregulierung – vermeintlich im Sinne der Mieter – halte ich für bedenklich. Denken wir beispielsweise einmal an die Mietpreisbremse, die unzähligen Millieuschutzsatzungen in innerstädtischen Gebieten oder gar den Mietendeckel in Berlin. Eine Lösung habe ich noch nicht gefunden. Dennoch glaube ich, dass das Spiel mit den Linken nur die wendigen Investoren gewinnen werden. Wie auch im Kapitalmarkt allgemein ist es sehr wichtig die eigene Strategie permanent zu hinterfragen und immer wieder einmal mehr oder weniger stark an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Dazu sollten wir uns als Immobilieninvestoren immer bewusst sein, dass wir diejenigen sind, die oft unermüdlich an einem schöneren Stadtbild arbeiten und Möglichkeiten schaffen, preiswert oder – je nach persönlicher Präferenz – hochwertig zu wohnen. Ein entsprechendes Auftreten unserer Branche täte allen gut.
Sie sind selbst sehr erfolgreicher Investor. Haben Sie ein Ziel – vielleicht auch eine konkrete Zahl – dabei im Kopf?
Ja, natürlich. Dieses Ziel habe wir gerade erst neu definiert. Meine Frau Diana Herein und ich möchten mit unserer Triamis Gruppe bis zum 31.12.2022 einen Immobilienbestand von 1.000 Wohnungen aufgebaut haben. Wer sich auskennt, weiß, dass wir hierzu weit mehr als 1.000 Wohnungen kaufen und einen Teil – im Sinne der Portfoliooptimierung – wieder verkaufen müssen. So herausfordernd die Umstände sein werden, so inspirierend finden wir den Gedanken gleichzeitig unserer Community zu helfen gar einen Bestand von 100.000 Wohnungen, so viel wie eine ordentliche Mittelstadt, für den eigenen Vermögensaufbau aufzubauen.
Bildquelle: Thomas Knedel, depositphotos.com/scanrail
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