Ein Gastbeitrag von Michael Brückner
Wohin mit Gold und Geld? Diese Frage stellt sich bei wechselnden konjunkturellen und zinspolitischen Rahmenbedingungen immer wieder aufs Neue. Doch nicht minder spannend erscheint die Frage: Wohin mit den Sachwerten? Klar, Aktien, Fondsanteile, ETFs und andere Wertpapiere werden sicher im Depot verwahrt. Aber wo sollte man Goldbarren, Sammlermünzen, wertvolle Uhren, Diamanten, künstlerische Kleinodien, Schmuck – und nicht zuletzt Bargeld aufbewahren?
Solche Wertgegenstände zu Hause zu verstecken, ist sicher keine gute Idee. Immerhin stieg die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) im vergangenen Jahr in Deutschland auf rund 66.000 Fälle, nachdem sie in den Jahren zuvor gesunken war. Und dennoch lagern in den Wohnungen Schätze von riesigen Werten. Beliebte Verstecke sind nach Erkenntnissen der Kriminalpolizei Behälter für Kaffee und Gebäck, abgeschlossene Schubladen, Kopfkissen und Matratzen, die Rückseite von Bilderrahmen, Kleiderschränke, Vasen und Blumentöpfe oder Backöfen. Manche verstecken Bargeld auch unter dem Wohnzimmerteppich oder vergraben Goldbarren und -münzen im Garten. All die genannten Verstecke sind Einbrechern natürlich bekannt, und sie werden daher ganz gezielt dort nach Beute suchen.
Trotzdem: Die Deutsche Bundesbank schätzt, dass die Bundesbürger insgesamt Sachwerte und Bargeld von bis zu 110 Milliarden Euro in diesen alles andere als sicheren Verstecken in ihren Wohnungen verwahren. Tatsächlich sind sichere Verstecke eine Illusion. Einbrecher finden, was sie suchen.
Auf den Tresor kommt es an
Wer Wertgegenstände zu Hause verwahren und auf Nummer sicher gehen möchte, schafft sich einen Tresor an – aber einen, der wirklich etwas taugt. Denn angebliche Tresore und Wertaufbewahrungskassetten bekommt man bereits für wenig Geld im Baumarkt oder im Internet. Wenn überhaupt, dann schützen solche Behältnisse vielleicht vor Feuerschäden, aber keinesfalls vor Diebstahl. Sie gaukeln angebliche Sicherheit vor, die sie nicht bieten. »Blechdosen«, wie Sicherheitsexperten diese Billigtresore nennen, sind bereits für einen mittleren zweistelligen Betrag erhältlich. Doch handelt es sich dabei in den meisten Fällen um rausgeworfenes Geld. So mancher Käufer ist entsetzt, wenn er zum Beispiel im Internet in Tests sieht, wie schnell sich diese angeblichen Wertbehältnisse öffnen lassen. Mitunter genügt schon ein kräftiger Schlag mit der Faust auf die Billigbox. Manche dieser Blechdosen lassen sich sogar mit einer größeren Büroklammer öffnen – und das ist kein Scherz. Der Draht der Klammer lässt sich bei vielen Billigmodellen einfach in das Innere des Tresors einführen. Und mit ein wenig Fummelarbeit sucht man den oft ungeschützten Resetknopf, betätigt ihn, gibt einen neuen Sicherheitscode ein – und schon ist der kleine Tresor geöffnet. In diesem Fall ist er nicht einmal beschädigt.
Das wiederum kann fatale Folgen haben. Weist nämlich ein Tresor keine Beschädigungen auf, die zum Beispiel auf eine gewaltsame Öffnung schließen lassen, wird sich die Versicherung vermutlich weigern, den Schaden zu regulieren. Möbeltresore, wie man sie zum Beispiel auch aus Hotelzimmern kennt, bieten in der Regel mehr Schutz und machen es Einbrechern deutlich schwerer. Für qualitativ hochwertige Modelle sollte man schon mit Preisen von ein paar Hundert Euro rechnen. Überdies muss der Möbeltresor fachmännisch installiert werden. Einbrecher stehen immer unter Zeitdruck. Es muss schnell gehen, um nicht erwischt zu werden. Kann der Einbrecher den Tresor nicht öffnen, wird er versuchen, ihn mitzunehmen und irgendwo unbeobachtet zu öffnen. Ist also der Tresor nur unzureichend mit dem Möbelstück verankert, kann der Einbrecher das Wertbehältnis schnell entfernen und das Weite suchen. Möbeltresore gibt es in den Sicherheitsstufen null bis sechs, wobei ein Möbeltresor der Klasse null die schwächste, das Modell der Klasse sechs die stärkste Einstufung aufweist. Nach Expertenansicht sind für den privaten Gebrauch Möbeltresore der Klasse zwei ausreichend.
Auf die Sicherheitsstufe achten
Wer sich noch mehr Sicherheit wünscht, weil er besonders wertvolle Wertgegenstände, Kunst oder hohe Bargeldbeträge verwahren möchte, kann auch einen großen Stand- und Wandtresor in Erwägung ziehen. Diese Tresore bringen dann aber schon ein Gewicht von 500 bis 1.000 Kilogramm auf die Waage. Kein Einbrecher verfügt über so viel Muskelkraft, um einen 500-Kilogramm-Tresor aus dem Haus zu tragen. Doch sollte man die Profis unter den Einbrechern nicht unterschätzen. Sie bringen Matten, Rollen und Schmierseife mit, um den schweren Tresor in die gewünschte Richtung zu bewegen. Daher gilt die Empfehlung, Tresore mit einem Gewicht von unter 1.000 Kilogramm in jedem Fall fachmännisch mit dem Boden oder der Wand zu verankern. Auch für die großen und besonders schweren Tresore gelten die erwähnten Widerstandsgrade aufgrund der Prüfungen durch den VdS (Verband der Sachversicherer). Je höher die Sicherheitsstufe, desto höher der Versicherungsschutz im Schadenfall.
Ein solider Tresor sollte nach EN 1143-1 geprüft und zertifiziert sein und mindestens den Widerstandsgrad WG 0 aufweisen. Doch was nutzt der beste und widerstandsfähigste Tresor, wenn Einbrecher nachts in ein Haus oder eine Wohnung eindringen und die Bewohner mit einer Waffe bedrohen? In einem solchen Albtraum wird wohl jeder seinen Tresor öffnen, denn es gilt, Menschenleben zu schützen und nicht den Helden zu spielen. Das zeigt: Auch in einem 1.000-Kilogramm-Tresor im Keller oder wo auch immer im Haus sind Wertgegenstände und Bargeld nicht absolut sicher aufbewahrt. Manche Zeitgenossen greifen auch zum Spaten und graben im Schutze der Dunkelheit tiefe Löcher, in denen sie ihre verpackten Goldbarren versenken. »Goldene Gräber« werden diese Verstecke bisweilen genannt. Einbrecher greifen eher zum Stemmeisen als zur Schaufel. Gleichwohl ist die Gefahr groß, bei den auffälligen Grabungsaktionen von zwielichtigen Gestalten beobachtet zu werden. Außerdem: Wohl keiner kann seinen Garten rund um die Uhr überwachen. Somit bleibt als weitgehend sichere Alternative, ein Wertschließfach zu mieten – vorausgesetzt, man bekommt noch eines, denn diese Schließfächer sind stark gefragt, und bei manchen Banken landet man sogar auf Wartelisten. Überdies gilt auch hier: 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht im Leben.
Aber dennoch: Schließfächer, vor allem moderner Bauart, sind noch immer die sicherste Methode, Wertgegenstände aufzubewahren, vorausgesetzt, der Inhalt ist ausreichend versichert. Hier sollte man nicht am falschen Ende sparen und im Zweifelsfall lieber eine höhere Versicherungssumme vereinbaren, was die Miete dann allerdings erhöht. Wer sich für ein Wertschließfach interessiert, hat die Wahl zwischen drei Anbietern:
1. Banken und Sparkassen. Sie gelten als Klassiker unter den Anbietern von Wertschließfächern. Da aber die Zahl der Bankfilialen immer weiter schrumpft, wird die Zahl der Schließfächer knapp. Im vierten Finanzmarktförderungsgesetz, das am 1. Juli 2002 in Kraft trat, wurden zudem alle Banken und Sparkassen verpflichtet, künftig die wichtigsten Kontostammdaten (auch Schließfachnummern) ihrer Kunden zum automatisierten Abruf bereitzuhalten. Mit anderen Worten: »Big brother is watching you.«
2. Bankenunabhängige Anbieter, wie zum Beispiel Asservato, Trisori oder der Palais Coburg Tresor in Wien. Solche Anbieter sind allerdings meist nur in Großstädten vertreten.
3. Edelmetallhäuser wie »Degussa Edelmetallhandel« oder »pro aurum«.
Banken- und händlerunabhängige Lagerunternehmen bieten gegenüber Banksafes häufig mehr Flexibilität (Zugang nicht nur während der Schalteröffnungszeiten), sondern auch ein höheres Maß an Diskretion. Häufig kann die Miete bar beglichen werden, es taucht also keine Abbuchung auf dem Kontoauszug auf.
Was man über Wertschließfächer wissen sollte
Was passiert, wenn der Schließfachanbieter Insolvenz anmelden muss? Sie bleiben natürlich in diesem Fall Eigentümer der im Schließfach enthaltenen Wertgegenstände, selbst wenn diese im Augenblick nicht in Ihrem Besitz sind, da sie ja im Schließfach lagern. Das ändert jedoch nichts daran, dass sie Ihr Eigentum sind. Welche Beweise muss man vorlegen, um von der Versicherung entschädigt zu werden, wenn Einbrecher in den Tresorraum eindringen und meine Wertsachen stehlen? Einerseits wollen Sie Ihre Wertsachen so anonym und diskret wir möglich verwahren lassen, andererseits dürfte die Versicherung im Fall der Fälle eine detaillierte Schadenaufstellung verlangen. Die Versicherung wird auf Rechnungen, Herstellerzertifikate, Wertgutachten, detaillierte Fotos usw. pochen. Besonders schwierig ist der Nachweis von Bargeld.
Experten empfehlen, die im Schließfach aufbewahrten Wertgegenstände zu fotografieren (Vorder- und Rückseite). Bei jedem Besuch sollte der Inhalt des Schließfachs zusammen mit der aktuellen Tageszeitung fotografiert werden. Von besonders kostbaren Wertgegenständen sollten Sie Wertgutachten von anerkannten Sachverständigen anfertigen lassen. Was passiert mit dem Schließfachinhalt nach dem Tod des Mieters? Testamente sollten nie in einem Schließfach verwahrt werden. Angehörige sind oft nicht in der Lage nachzuweisen, dass sie die Erben des Schließfachinhabers sind, daher wird sich die Bank weigern, das Schließfach zu öffnen. Dann muss der voraussichtliche Erbe eine Nachlasspflegschaft beantragen, um durch einen Nachlasspfleger feststellen zu lassen, ob sich im Schließfach ein Testament befindet. Grundsätzlich gehen die Rechte am Schließfach und dessen Inhalt auf die Erben über. Für den Fall, dass mehrere Personen erben, können diese nur gemeinsam ein Bankschließfach kündigen und müssen hierzu ihr Erbrecht nachweisen. Problematisch wird es, wenn der Schließfachmieter noch zu Lebzeiten nur einer Person aus einer Erbengemeinschaft eine Vollmacht über sein Schließfach erteilt. Denn in diesem Fall könnte sich der Erbe mit der Vollmacht das verwahrte Vermögen ganz oder teilweise aneignen. Die anderen Erben sind in einer solchen Situation kaum in der Lage nachzuweisen, was alles in dem Schließfach deponiert war.
Michael Brückner ist freischaffender Wirtschaftsjournalist, Sachwertexperte, mehrfacher Buchautor, Unternehmensberater und Redner.
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