Christian Hick im Interview über die Potenziale eines Investments in die Digitalisierung
Deutschland hat bei der Digitalisierung noch Einiges aufzuholen. Im Gesundheitssektor beispielsweise wird der Prozess durch das Krankenhauszukunftsgesetz aktuell forciert. Allein dort stehen noch bis Ende des Jahres 4,3 Milliarden Euro an Fördergeldern zur Verfügung, um die Krankenhäuser auf den neuesten Stand zu bringen. Für die Kliniken braucht es nun Digitalisierungspartner, die den Prozess einleiten und langfristig begleiten. Und das bietet Anlegern neue Möglichkeiten für ein Investment, wie Christian Hick in unserem Interview erklärt.
Herr Hick, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will mit seiner Digitalisierungsstrategie das Gesundheitswesen auf den neuesten Stand bringen. Welche Möglichkeiten bieten sich für Investoren, in diesen Prozess zu investieren?
Die Coronakrise hat die Schwachstellen unseres Gesundheitssystems aufgezeigt. Aber aus Krisen entstehen bekanntlich die größten Chancen. Man hat sehr genau gemerkt, dass es zu wenig Personal im Gesundheitssystem gibt, man aber insbesondere im stationären Bereich durch modernere Prozesse die Abläufe für Personal und Patient deutlich erleichtern kann. Ähnlich wie bei einer Flugreise, bei der Sie ja am Flughafen auch nicht an jeder Kontrollstelle ein Klemmbrett mit Ihren persönlichen Daten ausfüllen müssen und bei der Sie Leittafeln mit Ihren Flugdaten im Flughafengebäude zielgenau zum richtigen Gate führen. Verglichen mit dem derzeitigen Stand vieler Krankenhäuser, fühlt sich das in der Klinik noch an, als sei man in einem anderen Jahrhundert. Daher entstehen hier gerade hohe Investitionsvolumen und damit auch große Anlagechancen – wenn man die richtigen Teilbranchen kennt.
Man muss den Weg der Digitalisierung sicher als Entwicklungsphase ansehen, irgendwann ist der Status quo in Deutschland, wie er sein sollte. Ist ein Investment in diesen Bereich also temporär?
Investitionen in neue Technologien wie das Internet, den Mobilfunk oder die Digitalisierung sind selten von kurzfristiger Natur. Wenn man jetzt mit den richtigen Firmen zusammenarbeitet, kann man für eine längere Zeit Geld verdienen. Vor allem, weil auch die IT-Abteilungen der Krankenhäuser gar nicht alles auf einmal implementiert bekommen. Wir sprechen also von einem Marathon, nicht von einem Sprint. Und die Firmen, die es jetzt schaffen, sich im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes im Herzstück der Krankenhäuser – nämlich der zentralen Patientenaufnahme – zu positionieren, werden der langfristige Digitalisierungspartner dieser Kliniken bleiben. Diese Firmen sind besonders interessant für renditestarke Kooperationen. Denn das sind die Firmen die gekommen sind, um zu bleiben.
Wie spekulativ ist es für Investoren, in die Digitalisierung zu investieren?
Zentralbanken haben durch Niedrigzinsen und neu erschaffenes Geld dafür gesorgt, dass der Aktienmarkt seit 2009 regelrecht aufgeblasen wurde und ein Niveau erreicht hat, das selbst viele Analysten kritisch sehen. Ich würde im Segment Digitalisierung das systemrelevante Gesundheitswesen auswählen und das Aktienmarktrisiko dabei komplett eliminieren – ohne dabei auf Rendite zu verzichten. Solche Möglichkeiten ergeben sich aus Kooperationen von Geld und Know-how bei nicht börsennotierten Unternehmen. Und das bietet dem Anleger gleichzeitig kurze Anlagedauern und eine Teilnahme am Gewinn dieser Unternehmen, ohne das Kursrisiko der Börse. Dieses Risikoprofil würde ich derzeit definitiv bevorzugen, damit es für den Investor gerade nicht spekulativ wird und er zudem auch kurze Anlagedauern nutzen kann, um die Inflation zu schlagen.
Aktien vieler Technologieunternehmen haben sich in der jüngsten Vergangenheit als rentabel erwiesen. Wird das ein langanhaltender Trend?
Ich glaube, hier entsteht gerade ein ganz anderes Segment. Die Unternehmen, die in diesem Bereich als Know-how-Führer gelten, sind noch gar nicht an der Börse. Denn das Thema ist neu und die Spezialisierung hoch. Da sind in den letzten Jahren Start-ups entstanden, die schon wenige Jahre später solide Mittelständler geworden sind. Sich mit diesen Unternehmen zusammenzutun und ihnen durch Kapital die Umsetzung zusätzlicher Aufträge zu ermöglichen, ist ein ganz anderer Ansatz. Denn man profitiert als Anleger direkt von der Rentabilität einzelner Aufträge, ohne lange in das Unternehmen investieren zu müssen! Genau hier entsteht der tolle Zusammenschluss zwischen Know-how und Kapital! Diese Unternehmen werden in zehn Jahren alle sehr viel Geld verdient haben. Aber jetzt, am Anfang, brauchen Sie noch eine helfende Hand in Sachen Liquidität, um einzelne Aufträge annehmen zu können, die dann aber sehr rentabel sind.
Daher kann auch der Geldgeber mit einem äußerst attraktiven Ertrag rechnen. Das ist eine einmalige Chance in dieser stabilen und systemrelevanten Branche der stationären Gesundheitsversorgung in Deutschland. Einige Branchen werden mit Fördergeldern dabei unterstützt, Fristen für die Digitalisierung einzuhalten, zum Beispiel auch das Gesundheitswesen. Dadurch kommt natürlich mehr Tempo in den Prozess.
Ist es für Investoren nicht schon zu spät, davon zu profitieren?
Ganz im Gegenteil. Das von Jens Spahn bereits in 2020 initiierte Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) wurde von den Krankenhäusern erst ab dem Jahr 2022 so richtig wahrgenommen. Denn vorher war man mit Corona beschäftigt. Genau jetzt geht es in diesem Segment gerade richtig los. Der Bereich Health-Tec und die Digitalisierung im Gesundheitswesen wurden – aus Investorensicht – gerade erst geboren.
MK
Christian Hick ist Certified Financial Planner (CFP) und Business Development Manager der DF MedTech Europe, einem Unternehmen, das mit seinen Investoren Digitalisierungsprojekte in mehr als 70 großen, zumeist deutschen Kliniken und Unikliniken vorfinanziert hat. MedTech kooperiert mit Finanzberatern und Privatanlegern.