Von Hubert Roos
Stellen Sie sich vor, Sie möchten für 10 Jahre verreisen und Sie hätten während dieser Zeit keine Möglichkeit, sich um Ihre Geldanlagen zu kümmern. Wie würden Sie Ihr Geld in Anbetracht eines volatilen Aktienmarktes, eines problembelasteten Immobilienmarktes und einer allgemeinen ökonomischen Malaise bis zum Zeitpunkt Ihrer Rückkehr anlegen?
Silber und Gold sind Vermögensanlagen, die in den letzten 10 Jahren attraktive Gewinne und gleichzeitig einen Vermögensschutz boten, der unabhängig von allen anderen Anlageklassen war. Dabei hat Silber neben dem monetären Charakter noch den Charme eines elementaren Rohstoffs und da immer noch so wenige Investoren die wirkliche „Silber-Story“ kennen, grenzt es fast an Sicherheit, dass Silber mit der Zeit mehr Anerkennung finden wird.
Das Silberangebot unterliegt Beschränkungen und Grenzen. Die Förderung und Produktion generell aller Metallressourcen wird von Jahr zu Jahr teurer. Das liegt an den steigenden Abbaukosten und auch daran, dass die Gehalte zurückgehen. Die größten und billigsten Lagerstätten wurden schon gefunden und abgebaut.
Steigender Lebensstandard
Die Weltbevölkerung hat heute den Stand von 7 Mrd. Menschen erreicht. In den nächsten 10 Jahren werden weitere 750 Millionen neuer Menschen hinzukommen und in den nächsten 20 Jahren vielleicht noch einmal eine Milliarde obendrauf. Das entspricht dem Sechsfachen der aktuellen Einwohnerzahl der USA. Höchstwahrscheinlich wird diese Entwicklung auch mit einem weltweit steigenden Lebensstandard einhergehen.
Steigende Lebensstandards drücken sich unter anderem in steigendem Einsatz von elektronischen Geräten in all ihren Formen aus – von Fernsehgeräten, Kühlschränken über Waschmaschinen, Computern hinzu Mobiltelefonen. Silber ist der beste elektrische Leiter, und wachsende Nachfrage scheint hier sicher. Silber verfügt zudem über weitere Eigenschaften: Es besitzt die besten Reflexionseigenschaften, es hat die höchste Wärmeleitfähigkeit. Diese Eigenschaften machen das Metall unverzichtbar im modernen Leben.
600 Millionen Unzen durch ETFs
Als Vermögensanlage entwickelte sich Silber neben Gold in den vergangenen 10 Jahren besser als jede andere Vermögensanlage. Erst seit fünf Jahren findet die Welt Gefallen an Silberinvestitionen. In diesem Zeitraum wurden über 600 Millionen Unzen Silber durch Exchange Traded Funds (ETF) aufgekauft, zudem wurden hunderte Millionen Unzen Silber in Form von Münzen und Barren nachgefragt. Für eine globale Investmentbewegung sind fünf Jahre ein sehr kurzer Zeitraum. Stellt man eine Pro-Kopf-Rechnung an, so wurde weltweit nur eine Zehntelunze (1/10 oz) pro Mensch verkauft. Man kann also korrekterweise behaupten, dass der weltweite Investitionstrend beim Silber noch in den Kinderschuhen steckt.
Heutzutage existiert mehr Investitionskapital als jemals zuvor. Auch die Kapitalbasis ist konzentrierter als jemals zuvor – verteilt auf Banken, große Investment-Pools und Hedgefonds. Wir reden hier von vielen Billionen Dollars. Das gesamte handelsfähige Silber der Welt hat einen Wert von weniger als 35 Mrd. $ – das ist gerade mal die Hälfte des Börsenwertes einer der größeren deutschen Aktiengesellschaften.
Fonds & Co.
Trotz der großen Investitionsbewegungen der letzten 5 und 10 Jahre lässt die Partizipation der großen konzentrierten Vermögensfonds und Vermögensverwalter noch auf sich warten. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Großen wirklich aufwachen und sich beim Silber engagieren. Denkt man an die geringen verfügbaren Silbermengen und die Größe dieser Fonds, so dürfte deren Teilnahme einen explosiven Effekt haben.
Vor zehn Jahren gab es aber ein Problem nicht: das wachsende Unbehagen gegenüber Staatsschulden. Staatsschulden der entwickelten Welt werden plötzlich kritisch betrachtet und gemieden. Das wird nicht einfach so wieder aufhören oder einfach zu beheben sein. Und man kann sich durchaus vorstellen, dass das Misstrauen gegenüber dem Papier noch weiter wachsen wird. Misstrauen gegenüber dem Papier bedeutet Misstrauen gegenüber dem Zahlungsversprechen einer anderen Partei. Als einzige Fluchtweg bleibt dahingehend nur der Wechsel zu Vermögensanlagen, die nicht von Zahlungsversprechen und der Zahlungsfähigkeit anderer abhängig sind. Gold und Silber sind die besten Beispiele für solche Anlageformen.
Wachsendes Misstrauen
Das wachsende Misstrauen gegenüber europäischen Staatsschuldtiteln führte gleichzeitig dazu, dass immer mehr Geld in anderen staatlichen Papierobligationen sowie auf versicherten Bankkonten angelegt wird. Investoren fluten die Banken mit Einlagen, die kaum oder keine Zinsen abwerfen. Geld stapelt sich an den „Seitenlinien“ wie nie zuvor.
Zu gegebener Zeit wird dieses Geld nach besseren Erträgen suchen als die aktuell auf versicherte Bankeneinlagen gezahlten quasi null Prozent. Gold und Silber werden in den nächsten Jahren weiterhin Teile dieses Geldes anziehen. Die beiden Edelmetalle befinden sich im Moment noch in ausgeprägten Konsolidierungsphasen. Das Jahr 2011 neigt sich dem Ende entgegen und wir sind für 2012 sehr optimistisch für Edelmetalle. Denn es ist schlichtweg reine Vernunft, die Anleger dazu veranlasst, Gold und Silber zu kaufen.
Hubert Roos, Inhaber und Geschäftsführer der SilviOr-GmbH
Hubert Roos veröffentlichte im Jahr 2003 den Investment-Ratgeber „Gold-Boom“ und im Jahr 2004 „Big-Silver“, das erste deutschsprachige Investment-Buch über Silber – beide erschienen im Börsen-Buch-Verlag.
Artikel vom 15.12.2011