Gekürzter Auszug aus dem Buch »Der chinesische (Alb)Traum: Wie aus Chinas Aufstieg die größte geopolitische Herausforderung für den Westen wurde« von Philipp Mattheis
Es gab Zeiten, in denen hatte die Volksrepublik kein Quasi-Monopol für Seltene Erden. Zwischen 1965 und 1985 dominierten die USA die Produktion sowie die Weiterverarbeitung dieser besonderen Metalle. Und noch in den Achtzigerjahren befand sich eine der wichtigsten Raffinerien in Frankreich. China übernahm in den folgenden Jahren gerne, was den Europäern und Amerikaner zu dreckig wurde. 1986 verabschiedete Deng Xiaoping das »Programm 863«. Es sah vor, dass China hinsichtlich der gesamten Wertschöpfungskette von Seltenen Erden an die Weltspitze gelangen sollte.
Der »Vater der Seltenen Erden«, Professor Xu Guangxian, gründete 1987 das erste darauf spezialisierte chinesische Labor. In den Folgejahren wuchs die chinesische Produktion jährlich um 40 Prozent. Dabei waren weder Strategie noch die technologischen Voraussetzungen dafür sonderlich neu oder bahnbrechend. Die Volksrepublik war schlicht billiger. Um die Jahrtausendwende kostete ein Kilogramm Seltene Erden aus China durchschnittlich halb so viel wie in den USA. Fehlte die neueste Technologie für einen effizienten Abbau der Metalle, lud man ausländische Unternehmen nach China ein und bediente sich des aus der Automobilindustrie bekannten Konzepts des »Joint-Venture Zwangs«. Oder aber man kaufte die durch Preisdumping in die Insolvenz getriebenen Unternehmen auf und transportierte Förderanlagen in die Volksrepublik – so geschehen mit dem amerikanischen Unternehmen Magnequench: 1995 erwarb das chinesische Unternehmen Thong Ke San Huan die Firma. Fünf Jahre später wurden die Produktionsanlagen demontiert und nach China abtransportiert.
Die Produktion verstärkt nach China auszulagern, erschien aus westlicher Sicht sogar sinnvoll. China war schließlich gerade erst in die Welthandelsorganisation eingetreten. Ein systemischer Feind war vor 20 Jahren nicht auszumachen. Die USA dominierten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion das Weltgeschehen »unilateral« – ein wirklicher Rivale war nicht mehr vorhanden.
Den gesamten Beitrag »Nicht ganz so Seltene Erden« und weitere spannende Texte lesen Sie im aktuellen Sachwert Magazin 01/25 -> LINK