Analyst Folker Hellmeyer im Interview zu den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie
Herr Hellmeyer, es herrschen wilde Zeiten – auch für Anleger. Welchen Eindruck ha- ben Sie, wie gut oder schlecht die Leute vorbereitet waren?
Die Amplitude des Abverkaufs an den Aktienmärkten ist Ausdruck davon, dass die Marktteilnehmer grundsätzlich nicht vorbereitet waren. Das ist auch verständlich. Es hat noch nie zuvor eine administrativ verordnete Rezession, die weitgehend global homogen verfügt wurde, gegeben. So etwas konnte im Vorwege mangels historischer Parallelen in dieser Form nicht antizipiert werden.
Wie bewerten Sie die Situation der letzten Monate konjunkturell und marktbezogen?
Ein derartiger „Lockdown“ führt zu einem historisch einmaligen Absturz der Konjunktur auf temporärer Basis. In der akuten Phase des Abverkaufs wurde der Moment des drohenden oder sich ab- zeichnenden weitgehenden Stillstands vieler Sek- toren der Ökonomien als Zukunft an den Märkten diskontiert. Das war ambitioniert. Die zwischenzeitlich Raum greifende Erholung darf als Ausdruck einer sachlicheren Bewertung interpretiert werden, die nicht den Moment des weitgehenden Stillstands, sondern die Zukunft vor dem Hintergrund der verfügten Stabilisierungs- und Konjunkturmaßnahmen abbildet. Die Erholung der Konjunkturlage in China liefert diesbezüglich be- lastbare Evidenz.
Wie geht es mit der Konjunktur aus Ihrer Sicht weiter?
China gibt den Weg vor. Das Muster im Rest der Welt wird ähnlich, aber nicht genauso dynamisch verlaufen. Die jetzt verfügten Lockerungsmaß- nahmen mit Augenmaß im Westen implizieren, dass der Tiefpunkt der negativen konjunkturellen Anpassung im 2. Quartal 2020 liegen wird. Im dritten Quartal beginnt dann eine leichte Erho- lung im Quartalsvergleich, die sich per Ende des vierten Quartals weiter verstetigt. Für das kom- mende Jahr bin ich sehr zuversichtlich. Es ist eine Rückkehr zum Grundrauschen des globalen Wachstumspfads bei circa 2,8 %. Zusätzlich wer- den in Teilen die Produktionsausfälle aus dem Jahr 2020 aufgeholt. Als weiterer Wachstumskatalysator wird temporär der Lagerzyklus wirken.
Den gesamten Artikel „Corona-Krise: »Nein, die Welt wird nicht untergehen.«“ finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom Sachwert Magazin ->Link
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