Ronny Wagner setzt sich für mehr finanzielle
Bildung ein und erklärt, warum ein gut gemischtes Portfolio so wichtig ist
Politik, Wirtschaft und Finanzkrisen halten die Finanzwelt ständig in Atem. Ronny Wagner ist Geldcoach und leitet die Schule des Geldes e.V. Als Geschäftsführer des Edelmetallhandelshauses Noble Metal Factory verantwortet er die Beschaffung und Lagerung von Edelmetallen für deren Kunden. Im Interview spricht er über seine Geldschule und seine Einschätzung zur derzeitigen Finanzmarktsituation.
Sie sind seit vielen Jahren im Finanzbereich tätig und leiten die Schule des Geldes. Was war ihre Motivation, diese Schule zu gründen?
Mein Wunsch war und ist es, dass Menschen eigenständige Entscheidungen in finanziellen Fragestellungen treffen und sich selbstständig eine fundierte Meinung bilden können. Leider hat das Thema der finanziellen Bildung keinen besonders hohen Stellenwert in unserer heutigen Gesellschaft. Seine Zukunft vermeintlichen Experten und Politikern anzuvertrauen, kann sich als schwerwiegender Fehler herausstellen. Kompetenz in Geldfragen entwickeln und sich damit unabhängig von Dritten machen, ist mein Motiv für die Etablierung der Schule des Geldes.
Was ist das Ziel der Schule des Geldes e.V.?
Das Ziel ist es, dem Einzelnen finanzielle Bildung zu ermöglichen. Geldbildung steht leider auf keinem Lehrplan an deutschen Schulen. Wir haben täglich finanzielle Entscheidungen mit weitreichenden Folgen für den Einzelnen und die Gesellschaft zu treffen. Geld ist unser ständiger Begleiter. Diese Tatsache muss sich auch in der Ausbildung der Menschen widerspiegeln.
Warum ist es wichtig, sich grundlegendes Wissen über den Finanzmarkt anzueignen?
Das Leben gleicht einem Spiel. Somit spielen wir auch jeden Tag das Geldspiel. Wenn man an einem Spiel teilnimmt, sollte man dessen Regeln, den Aufbau, das Ziel des Spiels und die Mitspieler kennen. Nur dann macht es Sinn, das Spiel auch mit zu machen. Doch sind den meisten Menschen diese Dinge leider unbekannt.
Welche Fehler begehen Menschen, wenn es darum geht, Geld zu investieren?
Menschen treffen meist Anlageentscheidungen aufgrund von vergangenheitsbezogenen Betrachtungen und investieren meist nur in Geldanlagen, die sie kennen und die sie bisher immer genutzt haben. Da die meisten Menschen eher konservativ denken und handeln, tun sie sich sehr schwer damit, einmal getroffene Entscheidungen rückgängig zu machen und sich auf unbekanntes und unsicheres Terrain vorzuwagen. Veränderungen fallen diesen Menschen schwer. Doch die Welt dreht sich immer weiter. Entwicklungen dürfen nicht verschlafen werden. Der Finanzmarkt ist da sicher ein sehr gutes Beispiel. Auf das derzeitige wirtschaftliche und politische Umfeld kann nicht mit Anlageformen reagiert werden, die vor 30 Jahren genutzt wurden. Ein Beispiel: Zinsanlagen wie Sparbücher, Lebensversicherungen oder Staatsanleihen funktionieren sicher in Hochzinsphasen. Im aktuellen Zinsumfeld ist jedoch das Versagen vorprogrammiert. Diese einfachen Zusammenhänge zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren, ist das Gebot der Stunde.
Was wäre zurzeit eine gute Anlageoption?
Der Erhalt und Aufbau von Vermögen ist das oberste Ziel sämtlicher Anlagestrategien. Doch was ist Vermögen? Interessant ist die Definition des Begriffes im Duden. Hier finden wir folgende Beschreibung:
- „Kraft; Fähigkeit etwas zu tun“ sowie
- „Gesamter Besitz, der einen materiellen Wert darstellt.“ Es sind die persönlichen Fähigkeiten und Sachwerte, die den Begriff des Vermögens ausmachen. Daher sind das die beiden Anlageformen, die Anleger ansteuern sollten. Beide sind inflations- und deflationsgeschützt.
Vor zehn Jahren wurde die Welt von der Subprime-Krise aus den USA überrascht. Wie überrascht waren Sie?
Gar nicht! Die langfristigen Zyklen und der Aufbau unseres Geldsystems erzwingen diese Verwerfungen ständig. Daher sind Boom und Bust an den Kapitalmärkten keine Überraschung. Die Notenbanken mit ihrer ruinösen Politik sind die Hauptverursacher dieser Entwicklung.
Wie würden Sie die zukünftige Entwicklung beschreiben?
Wenn sich die globale Finanzkrise in den kommenden Jahren entfaltet, werden die Gelddruckmaschinen der Notenbanken heißlaufen. Das hat die totale Entwertung der meisten Währungen durch Hyperinflation, mit voraussichtlichen monatlichen Inflationsraten ab 50 Prozent aufwärts, zur Folge. Ein Blick in die Geschichtsbücher offenbart, dass es drei Arten von Geld gibt: wertloses, bald wertloses und ewiges. Da jegliches Papiergeld im Laufe der Geschichte immer auf Null gesunken ist, wird dies auch mit den heutigen Währungen in den kommenden Jahren passieren.
Die einzige Möglichkeit des Schutzes vor der totalen Zerstörung von Geldwerten, wie Lebensversicherungen, Bausparen, Tagesgeld, Sparbuch usw., ist physisches Gold- und Silbereigentum – ewiges Geld eben.
Wir leben in stürmischen Zeiten. Nullzinsen, Börsenturbulenzen, Angst vor Altersarmut. Wie sollte angesichts dieser Ausgangslage der Anleger agieren?
Das Hauptproblem der Anleger ist das richtige Verständnis von Risiko. Die meisten Anleger und deren Berater glauben, Risiko und Volatilität ist das gleiche. Doch weit gefehlt. Was sagt es denn dem Anleger, wenn eine Anlageform im Durchschnitt um 10 Prozent um einen Mittelwert schwankt? Gar nichts. Das wäre so, als wenn ich Sie fragen würde, ob Sie durch einen Fluss gehen würden, der im Durchschnitt 1,50 Meter tief wäre. Natürlich würden Sie das nicht tun. Entscheidend ist doch, wie tief der Fluss an der tiefsten Stelle ist. Für die Geldanlagen bedeutet das, dass wir uns das Worst-Case Szenario anschauen müssen. Was passiert mit meiner Anlage im schlimmsten Fall. Die Antwort in unserer auf Forderungen und Ansprüchen durchtränkten Geldanlagewelt lautet: Totalverlust. Die Altersvorsorge auf diesen Ansprüchen und Forderungen aufzubauen, wird sich als schwerer Fehler herausstellen.
Gerade in unsicheren Zeiten wollen die Menschen Sicherheit. Welche Rolle spielen da die Edelmetalle?
Das bestgehütete Anlagegeheimnis der Welt ist, dass man tatsächlich eine Geldanlage kaufen kann, die folgende Eigenschaften aufweist: Es handelt sich um die ultimative Anlage zur Vermögenssicherung, die ihren realen, inflationsbereinigten Wert im Wandel der Zeiten behält. Sie hat einen stabilen, intrinsischen Wert und ist vollkommen liquide. Sie ist als Tauschmittel begehrt und das einzige Geld, das bis heute überlebt hat. Ihr stehen keine Verbindlichkeiten oder Schulden gegenüber und sie weist ein hohes Potential erheblicher Preissteigerung auf. Gold und Silber ist für die meisten Anleger ein Buch mit sieben Siegeln. Das wird sich sicher in der nächsten Zeit ändern müssen. Denn ich sehe keine Alternativen.
Welchen Anlagetip würden Sie ihrem besten Freund geben?
Warte nicht, um Edelmetalle zu kaufen. Kaufe Edelmetalle und dann warte.
Edelmetallhändler gibt es mittlerweile in Deutschland sehr viele. Worauf ist bei der Händlerauswahl zu achten?
Ob stationärer Händler oder Onlineanbieter hängt von der persönlichen Neigung des Einzelnen ab. In beiden Fällen sollten Sie mit einem Unternehmen handeln, dass schon jahrelang im Geschäft ist. Diese Unternehmen besitzen eine Reputation, die erhalten bleiben muss. Im Vergleich zum Onlinekauf gibt es jedoch bei einem lokalen Händler einen wichtigen Vorteil: die Beziehung. Es ist wertvoll, einen lokalen Händler zu haben, der Sie kennt, seine Kundschaft wertschätzt und weiß, dass er Ihnen ein gutes Produkt verkauft hat. Und ein lokaler Händler kann als Quelle nützlicher Informationen und Ratschläge herhalten. Gute Händler befinden sich am Puls des Edelmetallmarktes. Ein erfahrener Händler kann Ihnen dabei helfen, teure Fehler zu vermeiden.
Ihr neuestes Projekt ist der Vermögensclub. Klingt spannend. Um was handelt es sich hierbei genau?
Der Vermögensclub ist eine professionelle Vereinigung von Experten, die Menschen durch die Vermittlung finanzieller Bildung zu mehr Wohlstand im Leben verhelfen möchten. Mindestens einmal im Monat treffen sich Interessierte zu einem Vermögensclubabend. Derzeit behandeln wir in den Vermögensclubabenden das Thema „Das Geheimnis von Wohlstand“. Der Vermögensclub ist eine gemeinsame Initiative der Schule des Geldes e.V. und der Noble Metal Factory.
Was war die Intension, den Vermögensclub zu gründen?
Den Menschen zu zeigen, wie man aus Geld Vermögen macht und, gerade in der heutige Zeit, Vermögen sichern kann. Das ist das Gebot der Stunde. Die Angebote des Finanzdienstleistungsmarktes beschränken sich meist auf Forderungspapiere. Das ist ja auch die Aufgabe dieses Marktes. Ansprüche auf Vermögen zu verkaufen. Vermögen nach der vorhin genannten Definition suchen wir hier vergeblich.
Welchen Mehrwert bietet der Vermögensclub?
Diese Unterscheidung machen zu können und zu erkennen, dass die derzeit von den meisten Menschen betrieben Altersvorsorge keine wirklich effektive Maßnahme ist, um eine spätere materielle Notlage zu vermeiden.
An wen richtet sich der Vermögensclub?
Teilnehmen kann jeder: Unternehmer, Privatperson Jugendliche.
Bildquellen: privat