Arme Menschen sterben früher als Reiche und Normalverdiener – das hat erneut eine Analyse des Robert-Koch-Instituts ergeben, die in der ersten Ausgabe des „Journal of Health Monitoring“ in diesem Jahr veröffentlicht worden ist. Für die niedrigste Einkommensgruppe gilt in Deutschland: Vor dem 65. Lebensjahr ereilt der Tod 13 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer. Dagegen scheiden in der höchsten Einkommensgruppe nur 8 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer bis dahin aus dem Leben.
Ab der Geburt haben Frauen aus der niedrigsten Einkommensgruppe eine um 4,4 Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen aus der höchsten Gruppe. Bei den ärmsten Männern ist sie 8,6 Jahre niedriger als bei den reichsten. „Als Daten für Taten sind unsere Ergebnisse Grundlage für evidenzbasierte Entscheidungen der Politik im Hinblick auf Planung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen“, betont Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.
Schwere Grippewellen verlangsamen Anstieg der Lebenserwartung
Die Lebenserwartung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nach Angaben des Robert-Koch-Instituts stark erhöht. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts stieg sie an, weil weniger Säuglinge, Kinder und junge Erwachsene starben. Danach waren vor allem geringere Sterblichkeitsraten bei den Älteren für eine höhere Lebenserwartung verantwortlich. In manchen Jahren stieg die Lebenserwartung aber deutlich langsamer. Das führt das Robert-Koch-Institut auf starke Grippewellen zurück, die es in den Jahren 2012/2013, 2014/2015 und 2016/2017 gab. In den Jahren 2013, 2015 und 2017 – also die Jahre, in denen es geschätzt jeweils 20.000 Tote aufgrund von Grippeviren gab – stieg die Lebenserwartung kaum.
Für seine Analyse wertete das Robert-Koch-Institut Daten des sozio-ökonomischen Panels vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und die Sterbetafeln des Statistischen Bundesamts bis zum Jahr 2016 aus.
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