Der für einige Tage geplante Stopp russischer Gaslieferungen könnte zum Dauerszenario werden – das befürchten Privatpersonen und Politiker. Hintergrund ist der Russland-Ukraine-Krieg und die deswegen ergriffenen Strafmaßnahmen westlicher Länder, welche die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland derzeit belasten. Derzeit ist die Gaspipeline Nord Stream nach Angaben der Betreibergesellschaft Nord Stream AG für Wartungsarbeiten gesperrt, im Zuge derer etwa die mechanischen Komponenten und Automatisierungssysteme überprüft werden.
Die Frage, ob die Gaslieferungen nach erfolgter Wartung wieder aufgenommen werden, war maßgeblich durch die Äußerungen des Bundesnetzagentur-Präsidenten Klaus Müller aufgeworfen worden und hat für viel Diskussionsstoff gesorgt. Müller hatte Anfang Juli davor gewarnt, dass es nach der Wartung einen vollständigen Ausfall russischer Gaslieferungen geben könnte, und an die Bevölkerung appelliert, schon jetzt Energie zu sparen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nannte einen dauerhaften Stopp der Gaslieferungen gegenüber »Deutschlandfunk« ein »politisches Albtraum-Szenario«. Er verwies ebenso wie Bundeskanzler Olaf Scholz darauf, dass in einem solchen Fall die Bereitschaft bestehe, den in Düsseldorf ansässigen Gasimporteur Uniper mit Staatshilfen zu unterstützen. Sollte es zu einem Wegfall des Gastransfers kommen, sehe europäisches Recht zudem »als Allerletztes« die Möglichkeit eines Eingriffs in Privathaushalte, Krankenhäuser sowie weitere kritische Infrastruktur vor. »Wir müssen uns ehrlicherweise immer auf das Schlimmste einstellen und ein bisschen für das Beste arbeiten«, sagte der Minister.
In welcher Stärke sich die Unsicherheit über die zukünftige Energieversorgung auf die Börse auswirken wird, ist derzeit noch nicht klar absehbar. Das Onlineportal der Frankfurter Börse analysierte, dass der Dax aufgrund des drohenden Gasstopps am Montagmorgen zunächst um knapp zwei Prozent gesunken sei. Robert Halver von der Baader Bank rechnete am Montagvormittag allerdings nicht mehr mit größeren Kursstürzen. »Viele haben den Markt schon verlassen. Die ganz zittrigen Hände sind schon draußen, sodass einiges schon eingepreist ist«, zitiert ihn das Onlineportal der »Tagesschau«.
AS