Buchautor Michael Gassner über die Besonderheiten des islamischen Finanzwesens
Das islamische Finanzwesen wurde im 20. Jahrhundert neu aufgesetzt, nachdem es zunächst mit dem Niedergang des osmanischen Reiches verschwand. Was die wenigsten wissen: An diesem Wiederaufbau hat Deutschland und sein Sparkassenwesen einen zentralen Anteil, denn Letzteres war die Inspiration von Ahmad El Naggar, der in Köln studierte und in den späten 1960er das Mit Ghamr Finanzinstitut in Ägypten aufbaute. Der Grundgedanke war, die Bauern in der ländlichen Region zu fördern und dies durch Beteiligungen statt durch Darlehen umzusetzen. Mitte der 1970er gründeten Kaufleute in Dubai wie Saleh Lootah die erste kommerzielle islamische Bank, die Dubai Islamic Bank, um den Händlern eine islamkonforme Finanzierung zu ermöglichen. Von diesen Anfängen aus haben islamische Banken einen Marktanteil von bis zu 50 Prozent wieder erreichen können.
Islamisches Bankwesen: Diese Aspekte gilt es zu beachten
Das Thema Zinsverbot ist mittlerweile weitgehend aus den Köpfen der Menschen in den Industrieländern verschwunden. In der muslimischen Welt ist es nie vergessen worden, weil auch die Aussagen im Koran deutlich härter formuliert sind. Letztlich ist das Zinsverbot eine besondere regulatorische Maßnahme. Sie dient dazu, das Exponentialwachstum von Schulden abzuflachen. Zinsen können nicht Zinsen hervorbringen, was genauso auch im Bürgerlichen Gesetzbuch (§ 248 BGB) zu finden ist. Zulässig ist aber die Miete und der Abzahlungskauf, dessen Preis dann feststeht und nicht mehr erhöht werden kann. Beides sind Sachmittelkredite, was darlegt, dass Schulden nur durch die Realwirtschaft und die dahinter- liegenden Sachwerte entstehen sollen. In vielen Überlieferungen werden Schulden generell als gefährlich eingestuft, einschließlich der zuvor genannten erlaubten Sachmittelkredite.
Den Artikel »Investieren nach den Regeln des Koran« von Michael Gassner und weitere spannende Beiträge lesen Sie in dem aktuellen Sachwert Magazin 03/22 -> LINK