Keine Negativzinsen bei Giro- und Tagesgeldkonten – das bietet die Geschäftsbank ING einer Pressemitteilung zufolge ab dem 1. Juli an. Die Freibeträge für Giro- und Tagesgeldkonten sollen zu diesem Termin deutlich ansteigen. Ursächlich für den Beschluss ist die prognostizierte Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB). »Wir haben als eine der letzten Banken ein Verwahrentgelt eingeführt und schaffen es als eine der ersten quasi wieder ab. Unser Versprechen, mit Wegfall der Minuszinsen das Verwahrentgelt zu streichen, lösen wir für fast alle Kunden damit schon vor einer Entscheidung der Europäischen Zentralbank ein«, gab der Vorstandsvorsitzende der ING in Deutschland, Nick Jue, kürzlich bekannt und impliziert damit, wie sehr das Verwahrentgelt der Geschäftsbanken von der Geldpolitik der EZB abhängig ist.
Dieses Entgelt war bei einigen Geschäftsbanken ab 2014 erhoben worden. Damals hatte die EZB den Negativzins für Einlagefazilität eingeführt. Die daraus resultierenden, schwächeren Zinsgeschäfte hatten einige europäische Geschäftsbanken, darunter die ING, mit dem Verwahrentgelt kompensieren wollen. Die Rechtmäßigkeit dieser Maßnahme ist bisher noch nicht abschließend geklärt.
Nun, nachdem eine Anhebung des Leitzinses in Europa ebenfalls in greifbare Nähe zu rücken scheint, wie aus den Äußerungen der EZB-Direktorin Isabel Schnabel hervorgeht, planen auch andere Banken wie etwa die Sparkassen, das Verwahrentgelt nicht mehr zu erheben. Mit der Entscheidung, das Ende des Verwahrentgelts schon vor der Zinswende durch die EZB einzuläuten, ist die deutsche Tochter der ING Group allerdings den anderen zuvorgekommen.
Wie stark die von der Inflation belasteten Kunden die angekündigte Zinserhöhung ihrer Bank spüren werden, ist derzeit noch fraglich: In einem Bericht vom 10. Mai kam die »Tagesschau« auf ihrem online-Portal zu dem Ergebnis, dass es angesichts der vorherrschenden Inflation noch einige Jahre dauern könnte, bis sich die Abkehr von den Negativzinsen auch bei den Sparern bemerkbar mache.