Von Uwe Faust | Die meisten Deutschen werden die nächsten Tage im Kreise ihrer Lieben verbringen und sich auf ein besinnliches Osterfest vorbereiten – doch es könnte das letzte Wochenende vor einem finanzpolitischen Erdbeben sein, welches sogar den Fortbestand der europäischen Gemeinschaftswährung auf die Probe stellen dürfte: Griechenland hat, wie Innenminister Nikos Voutsis gerade erst klargestellt hat, nur noch bis Mitte April flüssige Finanzmittel.
Und das pleitebedrohte Land setzt den Europäern nun die Pistole auf die Brust: Mit einem beispiellosen Erpressungsversuch wollen sich die Griechen mehr Luft verschaffen. Die Botschaft aus Athen lautet: Frische Hilfsgelder sofort – oder der Internationale Währungsfonds muss auf die Rückzahlung eines Kredites warten, der am 9. April fällig wird. Im Klartext: Ein Zahlungsausfall droht – und damit könnte Griechenland innerhalb der nächsten zwei Wochen auch offiziell als zahlungsunfähig gelten. Der Aufschub einer Ratenzahlung ist zumindest laut IWF-Satzung nicht vorgesehen und in der Geschichte des Währungsfonds auch noch nie vorgekommen.
Nach mehreren Wochen, die von einer geradezu peinlichen Hinhalte-Taktik geprägt waren, eskaliert nun die Griechenland-Krise endgültig. Eine versprochene Liste mit Reformen bleibt Athen der Euro-Gruppe weiterhin schuldig, dafür setzt die Regierung nun eine frühere Drohung in die Tat um. Bereits Mitte März hatte Ministerpräsident Alexis Tsipras gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel klargemacht, dass ein Zahlungsausfall nicht auszuschließen sei, wenn Griechenland nicht frisches Geld bekomme. Nun hat der griechische Innenminister klar gemacht, dass am 9. April zwar die Gehälter, Renten und Pensionen pünktlich überwiesen würden, der IWF jedoch lange auf sein Geld warten könne.
Die Eskalation der Griechenland-Krise sorgt unterdessen für einen Run auf Gold: Das gelbe Metall legte allein nach dem Bekanntwerden der griechischen Zahlungsverweigerung um etwa 1,5 Prozent zu und notiert inzwischen über der Marke von 1.100 Euro. Auch die Grenze von 1.200 US-Dollar wurde wiederholt nach oben überwunden, die Bodenbildung in diesem Bereich dürfte so gut wie abgeschlossen sein.
Mit der neuerlichen Entwicklung rückt ein „Grexit“ oder gar ein „Graccident“, also ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone, wieder in bedrohliche Nähe. Denn die nächsten Hilfsmilliarden aus dem aktuellen Rettungspaket dürften frühestens Ende Mai an Griechenland ausgezahlt werden – und dafür ist eine Einigung zwischen Athen und den Geldgebern dringend nötig. Doch davon sind beide Seiten vor Ostern noch meilenweit entfernt. Griechenland stellt weiterhin Forderungen, ohne konkrete Einschnitte zu präsentieren. Parallel wendet sich die Führung in Athen von Brüssel ab und steckt ihre Kräfte lieber in eine Annäherung an Russland.
Und die Nachfrage nach Gold nimmt von Tag zu Tag zu – insbesondere vor den Osterfeiertagen greifen deutlich mehr Kunden zu. Sie wollen sich offenbar noch vor dem langen Wochenende mit Gold eindecken, bevor es bereits während der Feiertage zu einem griechischen Staatsbankrott und damit zu einem Börsenbeben kommt – fest steht jedoch: Der „sichere Hafen“ Gold ist vor Ostern so gefragt wie lange nicht mehr. Und den europäischen Krisen-Managern dürfte es immer schwerer fallen, Griechenland einen milliardenschweren Rettungsring zuzuwerfen.
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