In den vergangenen zehn Jahren konnten ETFs zusehends Anleger gewinnen und weiteres Kapital an sich binden. Heute befinden sich weltweit mehr als 4.685 Milliarden US-Dollar in ETF-Produkten. Ein rasanter Anstieg zu den noch rund 417 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005. Aber was genau sind eigentlich ETFs und warum sind diese bei Anlegern so beliebt?
Definition und Bedeutung von „ETF“
ETF steht kurz für „Exchange Traded Funds“. Frei übersetzt bedeutet das so viel wie „börsengehandelte Indexfonds“. Um nun wirklich zu verstehen, was dahintersteckt, lohnt es sich die Bezeichnung näher zu durchleuchten. „Börsengehandelt“ bedeutet einfach nur, dass das Produkt öffentlich an verschiedenen Börsen gehandelt wird, um Käufer und Verkäufer zusammenzubringen. Der Begriff „Fonds“ ist vielen Menschen ebenfalls nicht unbekannt. Ein „Fonds“ ist eine Zusammenstellung unterschiedlicher Wertpapiere unter einem Dach. Wer in einen „Fonds“ investiert, steckt sein Geld also anteilig in alle darin enthaltenen Titel, z.B. in Form von Aktien oder Anleihen, und profitiert von einer breiten Streuung.
Interessant dürfte es für viele unerfahrene Anleger beim Begriff „Index“ werden. Selbiger ist schließlich das große Alleinstellungsmerkmal der ETFs, denn sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, eben einen solchen Index abzubilden. Ein „Index“ ist erneut eine Zusammenfassung von mehreren Wertpapieren nach zuvor festgelegten Kriterien. An zwei Beispielen lässt sich das am besten verdeutlichen:
– der DAX ist der deutsche Aktien-Index der 30 kapitalstärksten Unternehmen in der Bundesrepublik
– der S&P 500 Index vereint die Aktien der 500 wertvollsten amerikanischen Unternehmen
Wer sich für einen ETF entscheidet, der den DAX abbildet, investiert also in eben diesen Index – und streut sein Kapital damit automatisch über 30 Unternehmen. Bestimmend für ETFs ist außerdem, dass sie weitaus mehr als nur solche sehr bekannten Indexe abbilden können. So sind Ausrichtungen auf einzelne Branchen oder Märkte (zum Beispiel Gesundheitswesen oder FinTech) ebenfalls möglich. Zusammengefasst können Indexe unter anderem aus diesen Kriterien gebildet werden:
– nach Branche/Markt
– nach Geografie
– nach Marktkapitalisierung
– nach Kennzahlen des Handels/Marktes
– und vieles mehr (z.B. Demografie, Nachhaltigkeit, etc)
Die Liste möglicher ETFs ist lang, weil sie von Vermögensverwaltern immer stärker auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und damit auch die Nachfrage der Anleger ausgerichtet werden. Zu den bekannten Standard-ETFs zählt beispielsweise der „MSCI World“, der einen Index aus den Kapitalmärkten aller Industrieländer bildet oder aber der „Emerging Markets ETF“, der die Kapitalmärkte der Schwellenländer abbildet.
Wie funktionieren ETFs?
Hinsichtlich der Funktionsweise werden Fonds generell in „aktiv“ und „passiv“ geteilt. ETFs sind passive Fonds. Das bedeutet, dass bei diesen kein aktives Zutun durch Fondsmanager, Verwalter und Co. erfolgt. Was sich mitunter überraschend anhört, ist eigentlich die größte Stärke der ETFs. Sie bilden einfach anhand von vollautomatisierten IT-Prozessen den jeweiligen Index automatisch und in Echtzeit nach – wahlweise über die tatsächliche Replikation aller Titel oder in Form von zwischen Banken getroffenen Swap-Vereinbarungen. Ein menschliches Zutun ist nicht mehr notwendig.
Warum das so wichtig ist, zeigt sich anhand von aktiv verwalteten Fonds. Bei diesen setzt der jeweilige Fondsverwalter mit seinem Team seine eigene Anlagestrategie um. Im Zuge dessen kauft er verschiedene Titel, die seiner Meinung nach künftig eine gute Rendite abwerfen werden. Zeitgleich berücksichtigt dieser dafür ausgegebene Anlagerisiken und handelt mitunter auch mit Derivaten und Optionen. Dadurch entstehen zwei entscheidende Nachteile:
– sowohl der Fondsverwalter als auch sein Team müssen bezahlt werden, was zu Lasten der Rendite des Anlegers geht
– historisch gesehen ist die Durchschnittsleistung aktiv verwalteter Fonds nach Kosten sogar schlechter als die von passiven Index-Abbildungen (ETFs)
So simpel die Funktionsweise von ETFs also ist, so wirksam ist das fertige Produkt für den Anleger. Zumal sich hinsichtlich der eigenen Kapitalanlage viele Möglichkeiten offenbaren, die auch für Sparer mit kleineren Summen realisierbar sind.
Warum für einen ETF entscheiden – wem nutzen diese und wo werden sie erworben?
ETFs erfreuen sich nicht grundlos großer Popularität – ihre Vorteile sprechen eine deutliche Sprache. Sie nutzen Anlegern mit wenig Kapital genauso wie Vermögenden. Durch die Investition in einen Index lassen sich mit hoher Diversifikation (Streuung) Anteile an unzähligen Unternehmen erwerben, ohne alle Titel selbst recherchieren und separat mit hohen Gebühren investieren zu müssen. Des Weiteren sorgen geringe Kostenquoten (TER) von lediglich rund 0,15 bis 0,55% für eine gesteigerte Rendite. Zum Vergleich: aktiv verwaltete Fonds arbeiten mit einmaligen Kosten Kostenquoten von rund 5 % (z.B. Ausgabeaufschlag) und zusätzlich laufenden Kosten von etwa 2 bis 3 %bis 11%. All diese Kosten mindern aber letztlich die Rendite – vor allem wenn der aktiv verwaltete Fonds dann den breiten Markt, den ein Index abbildet, nicht einmal schlägt.
Ein weiterer Vorteil zeigt sich in Bankenprodukten, die mit ETFs kombiniert werden – genauer gesagt den „Sparplänen“. Sie ermöglichen es Anlegern jeden Monat einen festen Beitrag in einen ETF zu investieren und somit Stück für Stück ein Vermögen aufzubauen und von der Wertentwicklung der Finanzmärkte zu profitieren von Wirtschaftswachstum und Inflation zu profitieren. Sparpläne von Weltsparen sind bereits ab geringen monatlichen Summen möglich. So erhalten selbst Anleger ohne riesige Kapitalsummen eine breite Streuung und können sich das Wachstum der Märkte zu Nutze machen.
Übrigens: historisch betrachtet beträgt dieses auf das Jahr runtergerechnet etwa 7 Prozent, wie langfristige Studien belegen (Jorda/ Knoll, et.al: The Rate of Return on Everything). Gepaart mit den geringen ETF-Kosten und dem dauerhaften Ansparen dieser, ergibt sich eine erwartungsgemäße, langfristige Rendite vor Steuern von mehr als 6 Prozent p.a.
Dienstleister wie Weltsparen vermitteln die vonin verschiedenen Vermögensverwaltern aufgelegten ETFs. Selbige werden zum Beispiel von Unternehmen wie BlackRock (iShares) oder Vanguard betreut. Die ETFs liegen nach dem Erwerb, genau wie Aktien, im eigenen Depot. Aufgrund der Vielfalt verschiedener ETFs können Anleger sogar wählen, ob sie regelmäßige Ausschüttungen wünschen oder diese automatisch reinvestieren möchten. Letzteres ist insbesondere für langfristige Anleger interessant, um so effektiv vom Kapitalmarktzinseszins zu profitieren. ETFs, in den USA mittlerweile über 401-Pläne quasi schon fester Bestandteil vieler Altersvorsorgen, rücken damit auch zusehends in den Fokus deutscher Anleger.
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