Ein Marktkommentar von Claus Vogt
Vor rund zwei Wochen deutete Fed-Chef Jerome Powell in einer Rede vor Zentralbankern und ihnen eng verbundenen Ökonomen baldige Zinssenkungen der US-Zentralbank an. Damit hat sich US-Präsident Trump mit seinen Forderungen nach niedrigeren Zinsen also durchgesetzt und bekommt nun, was er wollte. Ob Zinssenkungen zum jetzigen Zeitpunkt richtig sind, wird sich vielleicht sehr bald zeigen.
Bewährte geldpolitische Zinsmodelle sprechen allerdings klar dagegen. Auch deshalb zeichnet sich ein immer wahrscheinlicher werdendes Szenario ab: Die weltweite Inflationswelle, die in den Jahren 2022 und 2023 in Deutschland 6,9 Prozent und 5,9 Prozent betrug und die Kaufkraft Ihrer Ersparnisse entsprechend deutlich reduzierte, könnte nur der Auftakt einer langanhaltenden Periode hoher Preissteigerungen gewesen sein.
Ein Blick in die Geschichte
Wie wir in unserem Börsenbrief Krisensicher Investieren herausgearbeitet haben, ist Druck von Seiten eines US-Präsidenten auf den Chef der Fed nichts Neues in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Schon in den 1960er Jahren zu Zeiten des Vietnam-Krieges übte US-Präsident Johnson massiven Druck auf den damaligen Fed-Chef aus – bis dieser schließlich nachgab. In den folgenden Jahren stieg die Inflationsrate auf über 6 Prozent. Viele Analysten meinen sogar, mit dieser Entscheidung sei die Weichenstellung für die ausufernden Inflationsraten der 1970er Jahre vorgenommen worden.
Auch im Jahre 1970 wurde massiver Druck auf den damaligen Fed-Chef ausgeübt. Richard Nixon verlangte einen niedrigeren Leitzins, den die Fed ihm aufgrund klar erkennbarer Inflationsrisiken zunächst nicht gewährte. Erst zwei Jahre später knickten die Zentralbanker trotz erheblicher Bedenken vor Nixon ein. Der Leitzins wurde also gesenkt.
Die Folgen dieser Entscheidung spiegelten sich in den Inflationszahlen der nächsten Jahre wider. Zuerst stieg die Teuerung von 2,7 Prozent auf 7 Prozent an. Als dann im September 1973 das arabische Ölembargo in Kraft trat, schoss die offizielle Inflationsrate auf über 12 Prozent nach oben. Könnte sich die Geschichte auch jetzt wiederholen? Ist Powells Einknicken vor Trumps Drohungen der Auftakt einer weiteren Inflationswelle?
Warnsignale
Es gibt starke Argumente, die für dieses Szenario sprechen. So hat auch Powell vor seiner gerade erfolgten Kehrtwende berechtigte Bedenken geäußert, was das derzeitige Inflationsrisiko betrifft. Das ist nicht verwunderlich, da Trumps politische Entscheidungen den Inflationsdruck drastisch erhöhen könnten. Seine Zollpolitik ist ein potenziell starker Preistreiber, und sein Remigrations-Programm könnte mittelfristig durch steigende Löhne ebenfalls Inflationsdruck erzeugen.
Hinzu kommt Trumps gebrochenes Wahlversprechen, die sehr hohe US-Staatsverschuldung nicht noch weiter in die Höhe zu treiben. Die anstehende Leitzinssenkung könnte also sowohl die Staatsschulden als auch die Geldmenge in den USA dramatisch ausweiten.
Die noch nicht allzu lange zurückliegende Inflationswelle der Jahre 2022/23 sollte Sie ebenfalls nachdenklich stimmen. Die von vielen todgesagte Inflation kehrte mit großer Wucht zurück. In der Vergangenheit kam eine Inflationswelle selten allein. Im Regelfall kündigte sie eine inflationäre Periode an, die aus mehreren Wellen bestand.
Eine neue Inflationswelle würde den Goldpreis natürlich weiter beflügeln. Denn Gold ist ein zeiterprobter, zuverlässiger Inflationsschutz. Und die fundamentalen Triebfedern der aktuellen Goldhausse – eine unseriöse Staatsschulden- und Geldpolitik sowie der Einsatz des Währungssystems als Waffe – sind weiterhin vorhanden.
Gold und Minenaktien sind die Hidden-Champions dieses noch laufenden Bullenmarktes. So ist die Nvidia-Aktie seit Jahresanfang nur um knapp 14 Prozent gestiegen, während Gold um 35 Prozent zugelegt hat. Bei den Minenaktien sieht es noch besser aus. So ist der HUI-Goldminenindex seit Anfang des Jahres sogar um 92 Prozent nach oben geschossen, während die hochgelobte Meta-Aktie auch nur um 15 Prozent stieg.
Der Autor:
Claus Vogt ist Finanzanalyst und Autor von »Krisensicher Investieren«. Der Gold-Preisbänder-Indikator dient seinen Prognosen im Edelmetallsektor.
Beitragsbilder: wirtschaft tv, IMAGO / ZUMA Press Wire ( Stefani Reynolds)