Am 20. Februar startete beim New Yorker Auktionshaus Christie’s eine ganz besondere Auktion. Unter dem Titel »Augmented Intelligence« lassen sich nicht etwa »normale« Kunstwerke von berühmten Künstlern finden: Die 20 Werke, die online versteigert werden, wurden ausnahmslos mithilfe von KIs erstellt, die von Künstlern wie Refik Anadol, Claire Silver und Mat Dryhurs bedient wurden. Damit eröffnete Christie’s ein komplett neues Feld in der Kunstbranche.
Bereits vor einigen Tagen machte diese Nachricht in Künstlerkreisen die Runde und sorgte für großen Unmut. Grund dafür ist die Notwendigkeit, eine KI vor der Erstellung eines Bildes mit anderen urheberrechtlich geschützten Werken und deren Stilen zu »füttern«. Dass die eigentlichen Künstler dieser Kunstwerke davon allerdings oft nichts wissen, stellt ein großes Problem bei KI-Kunst dar. In einem offenen Brief beschwerten sich deshalb vor der Auktion rund 5.000 Maler, Fotografen und Illustrationen über diesen »Massendiebstahl« und verlangten, dass die Auktion abgesagt wird. »Die Künstler werden natürlich hier zum Opfer dieser Geschichte«, erklärt auch der Kunsthistoriker Henrik Hanstein, Sprecher des Verbandes europäischer Auktionatoren. »Viele brauchen ja ein Leben lang, bis sie sich einen Namen gemacht haben.« Auch die Urheberrechte und wer diese erhält, sein hierbei noch lange nicht geklärt: »Der Computer, der Programmierer oder der Künstler, bei dem sich die KI bedient hat? Wir rätseln hier alle.«
Das Auktionshaus selbst wird die Auktion trotzdem wie geplant bis zum 2. März betreiben. Christie’s sehe die KI als Werkzeug an, um die menschliche Kreativität zu erweitern. »KI-Technologie ist unzweifelhaft die Zukunft«, verteidigte Nicole Sales Giles, die bei dem Auktionshaus für digitale Kunst zuständig ist, die Auktion. Außerdem wurde versichert, dass die KI nur zur Verbesserung der Kunstwerke gedient haben soll. Zudem teilte Christie’s mit, dass die Künstler, die die KI bedienten, nur ihre eigenen Kunstwerke für das Training der KI verwendet hätten. Was dieser Aussage widerspricht ist allerdings, dass laut einem Begleitartikel die KI-Werkzeuge Dall-E, Midjourney und Stable Fusion zum Einsatz kamen. Bei diesen ist ein solches gezieltes Training nicht möglich.
LT