Wie das Duo Schnell/Steinkopff aus Sparern Anleger machen will
Geld landet in Deutschland immer noch zu einem großen Teil auf dem Sparbuch – jüngsten Untersuchungen der Plattform »Statista« zufolge gaben 42 Prozent der Deutschen an, diese Form der Geldanlage zu nutzen. Doch Sparen lohnt sich nicht, davon sind die Autorin Mona Schnell und der Finanzexperte Nils Steinkopff überzeugt. Im Interview sprechen sie über Möglichkeiten, die einer besonnenen Investitionsstrategie innewohnen, ihre Rolle in der Wissensvermittlung und den richtigen Einstiegszeitpunkt.
Frau Schnell, Herr Steinkopff, kürzlich wurde Ihr Sachbuch »Sicher investieren« veröffentlicht. Darin erläutern Sie die Grundlagen der Finanzplanung für Privatanleger; ein Thema, das auch immer mehr im Buchladen Beachtung findet. Warum gewinnt dieses gerade zunehmend an Relevanz und welchen Mehrwert kann ein weiterer Ratgeber hier bieten?
In Zeiten von steigenden Zinsen, steigenden Preisen und weitreichenden demografischen Veränderungen in Deutschland ist jeder weitere Ratgeber hilfreich. Beim Investieren kommt es aber generell ja nicht auf die Masse an, sondern auf die Strategie. In unserem Buch zeigen wir geprüfte Strategien, die auf langfristiges erfolgreiches Investieren abzielen, das so sicher wie möglich ist.
Warum fürchten viele Menschen in Deutschland immer noch die in Ihrem Buch genannten Formen der Geldanlage, obwohl die Anlage auf dem Sparbuch nachweislich keine nennenswerte Rendite mehr abwirft?
Betrachtet man die inflationsbereinigte Rendite von Sparbüchern, so haben diese noch nie eine vernünftige Verzinsung erzielen können. Doch die meisten Menschen handeln beim Thema Geld nicht rational. In Zeiten nominal hoher Zinsen haben die meisten Menschen die Geldentwertung nicht direkt wahrgenommen. Sich mit Alternativen zum Sparbuch auseinanderzusetzen, wurde lange Zeit als nicht notwendig angesehen, Wissen in diesem Bereich nur selten aufgebaut. Vielen älteren Anlegern sitzt zudem die Dotcom-Blase in den Knochen. Die meisten Aktionäre gab es in Deutschland im Jahr 2000 – 9,7 Prozent waren damals in Aktien investiert. Wie wir heute wissen, folgte einer der größten Kursverluste in der Geschichte der Aktienmärkte. Die Deutschen haben sich von dem vorangegangenen Aufwärtstrend euphorisieren lassen. Wenn das dann kippt und Verluste auf dem Konto stehen, animiert das nicht gerade dazu, noch einmal loszulegen. Das ist emotional gut erklärbar.
Wir können es nicht oft genug betonen: Jedes Investment ist nur so gut wie die Strategie dahinter. Und Strategien bringen hier die Rationalität ins Spiel, die wir an der Börse brauchen, um erfolgreich zu handeln. Viele springen nur auf Trends auf, weil ihnen das Wissen fehlt. Das geht oft kurz gut, aber langfristig schief, weil wir bei kurzfristigen Erfolgen gerne risikofreudiger werden. Andersrum wird ein Schuh draus. Schritt eins: Ich informiere mich gut und wäge erst Strategien ab, tausche mich mit anderen aus. Ich muss verstehen, was ich da tue. Schritt zwei: Wenn ich weiß, in was ich warum investiere, dann kann es losgehen. Und der wichtigste Tipp: Jetzt gilt es, bei der Strategie zu bleiben. Das ist für viele erfahrungsgemäß der schwierigste Part.
Inflation, Krieg und Pandemie: Derzeit machen die Märkte vor allem durch hohe Volatilität und dementsprechend wenig Vorhersehbarkeit Schlagzeilen. Was ist Ihre Ansicht: Ist dies eine gute Zeit, um neu in das Thema Finanzplanung einzusteigen – warum oder warum vielleicht auch nicht?
Die beste Zeit, um damit zu beginnen, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern, ist immer heute. Nur die Strategie muss an die jeweilige Situation angepasst werden. Wenn wir langfristig investieren, ist der Einstiegszeitpunkt aber auch fast egal. Das lässt sich sogar über Backtests belegen.
Mittlerweile können auf ganz unterschiedlichen Wegen Investitionen getätigt werden. Die Vielzahl an Trading-Plattformen erweckt beispielsweise den Eindruck, die Märkte seien für Privatanleger zugänglicher geworden. Wie ist Ihre Einschätzung: Handelt es sich dabei tatsächlich um eine Erleichterung oder birgt die Finanzplanung mittels solcher Plattformen gerade für Einsteiger, also die Zielgruppe Ihres Buchs, hohe Risiken, die diese Personen besser vermeiden sollten?
Ja, neue Plattformen erleichtern vielen den Zugang zu den Märkten und damit vielen Anlegern das Handeln mit Aktien, Anleihen und etlichen anderen Wertpapieren. Trading-Plattformen, Onlinebroker und Trading-Apps sind ein Werkzeug. Der Fortschritt bei diesen Dienstleistern ist richtig und nicht aufzuhalten. Darum sollte es aber auch nicht gehen. Viel wichtiger als die Plattform, über die man investiert, ist bei jeder Geldanlage die Arbeit vor dem Handeln. Wie bereits erwähnt, sich informieren, austauschen und Strategien abwägen. Hierauf sollte der Fokus liegen, denn Risiken entstehen vor allem durch Unwissenheit und Gier.
Neben Einsteigerliteratur zum Thema Geld anlegen: Was müsste Ihrer Ansicht nach zusätzlich geschehen, damit sich Privatpersonen in Zukunft stärker mit ihrer Finanzplanung beschäftigen?
Aus unserer Sicht hat das Jahr 2021 einige Parallelen zu der Zeit der Dotcom-Blase. Viele Anleger haben sich in der Rally nach dem Coronacrash euphorisieren lassen und sind Anlagetrends buchstäblich hinterhergerannt, anstatt sich vor dem Einstieg an der Börse vernünftig fortzubilden. Generell ist jede Art von finanzieller Bildung so früh wie möglich sicher hilfreich. Außerdem sollten sich Privatpersonen nicht erst dann mit ihren Finanzen auseinandersetzen, wenn es durch äußere Umstände knapp wird. Viel besser und vor allem rechtzeitig ist es dann, wenn Geld zum Investieren übrig ist. Wir müssen lernen, dass Vermögensaufbau ein Langzeitprojekt ist und kein Wochenendprojekt.
Mona Schnell ist freie Journalistin, Autorin und Ghostwriterin; Nils Steinkopff ist Fachmann in puncto Vermögensaufbau und macht sich mit seiner »finance.academy« für finanzielle Bildung stark. Gemeinsam haben sie den Ratgeber »Sicher investieren« geschrieben, der im August 2022 erschien und Einsteigern eine Einführung in die Grundlagen des Geldanlegens bietet.
»Sicher investieren« von
Mona Schnell, Nils Steinkopff
96 Seiten
Erschienen: August 2022
Gabal Verlag
ISBN: 978-3-96739-122-0