Materialmangel, Lieferengpässe, Inflation und steigende Zinsen verbreiten Unsicherheit am Immobilienmarkt, Deutschlands Banken und Sparkassen lehnen vermehrt Finanzierungsanfragen ab, Neubauvorhaben werden auf Eis gelegt und immer öfter müssen Immobilienverkäufer ihre Preisvorstellungen an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. »Wir sehen mehr Angebote für Kaufimmobilien auf dem Markt, längere Verkaufszeiten und eine Verlagerung der Nachfrage in Richtung Miet-Markt. Anstatt Bieterverfahren werden Nachverhandlungen über den Preis jetzt wieder zunehmen und der Kauf trotz steigender Finanzierungskosten wieder attraktiver«, fasste Gesa Crockford, Geschäftsführerin von Immoscout24, die Lage für die »WirtschaftsWoche« zusammen. Eine Entwicklung, die Anlegern keine allzu großen Sorgen bereiten sollte, meinen Keven Merz und Michael Burgund, die Geschäftsführer der HNG Beratung und Vertrieb GmbH & Co. KG. Wir haben die beiden Experten für Immobilienanlagen gefragt, was die aktuellen Entwicklungen am Immobilienmarkt für Anleger bedeutet und worauf man bei einer Investition in Immobilien achten sollte.
Herr Merz, Herr Burgund, Sie beide sind schon lange im Finanzvertrieb tätig. Wie kam die Spezialisierung auf Immobilien zustande?
Wir haben in der Vergangenheit für einen der größten deutschen Konzerne einen Finanzvertrieb aufgebaut. Dadurch haben wir das Einmaleins der Finanzen von der Pike auf gelernt. Wir konnten in der langen Zeit beobachten, dass der Vermögensaufbau aus monatlichen Sparbeiträgen leider eine Menge Zeit erfordert. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass die Kunden mit Immobilienbesitz im Mittel immer deutlich schneller Vermögen aufbauen konnten als andere. Und so haben wir den Fokus immer weiter auf den Vermögensturbo Immobilien gelegt. Ziel ist es, Menschen dabei zu helfen, sich finanziell unabhängig und damit auch frei zu machen.
Was macht für Sie den Reiz an Immobilien als Anlageform aus?
Wer in Immobilien investiert, muss sein Vermögen nicht allein aufbauen. Während ein Mieter für monatliche Mieteinnahmen sorgt, bietet der Staat zusätzlich eine steuerliche Entlastung. Die Wohnung kann abgeschrieben werden und die monatlichen Kosten für Zinsen oder Verwaltung sind ebenfalls absetzbar. So zahlen Mieter und Staat einen wesentlichen Teil des Darlehens an die Bank zurück. Der Eigentümer erhält durch die regelmäßigen Mieteinnahmen nach der Tilgung quasi eine lebenslange monatliche Rente. Ein großer Vorteil dieser Rente ist, dass sie sich unabhängig von der eigenen Lebensdauer nicht verbraucht. So bleibt das aufgebaute Vermögen auch für die nächsten Generationen vollständig nutzbar. Und ganz nebenbei wird mit einer abbezahlten Immobilie ein sehr großer Vermögenswert geschaffen.
Die letzten Jahre sind die Immobilienpreise stetig gestiegen, zuletzt wurden vereinzelt Stagnation und erste Preisrückgänge in einigen Regionen Deutschlands erfasst. Ist es in diesem Marktumfeld überhaupt noch möglich, von einer Immobilieninvestition zu profitieren?
Diese Sorge haben tatsächlich viele Menschen. Sie basiert allerdings auf einem der größten Irrtümer in Sachen Immobilien. Die vorherrschende Meinung ist, dass mit Immobilien nur Gewinne erzielt werden können, wenn sie günstiger gekauft als verkauft werden. Das klingt zwar zunächst einleuchtend, ist aber inhaltlich nicht haltbar. Denn der Kaufpreis wird zu einem erheblichen Anteil vom Staat und einem Mieter finanziert. Daher entsteht auf lange Sicht selbst bei gleichbleibenden oder sogar fallenden Kaufpreisen ein bemerkenswerter Gewinn.
Darüber hinaus funktioniert ein Investment in eine vermietete Eigentumswohnung sogar, wenn diese für einige Jahre an Wert verliert. Denn auch wenn die Immobilienpreise hin und wieder schwanken, bleibt die Miete davon unberührt! Daher erhält ein Eigentümer auch dann seine monatlichen Mieteinnahmen, wenn die Immobilienpreise einmal fallen sollten. In der Praxis spielt der Wert der Immobilie erst dann eine Rolle, wenn diese verkauft werden soll.
Und welche Rolle spielen die gestiegenen Zinsen bei einer Investition?
Die gestiegenen Zinsen haben dazu geführt, dass sich viele Menschen fragen, ob und wann denn nun der richtige Zeitpunkt für ein Immobilieninvestment ist. Trotz temporärer Kaufpreisschwankungen wäre die Antwort in den letzten 30 Jahren hier wohl immer gewesen: am besten gestern. Am zweitbesten heute. Und genauso wird es wohl auch in Zukunft sein.
Gerade bei einer vermieteten Eigentumswohnung wird der Zinsanstieg spürbar entschärft. Schließlich sind die Zinsen vollständig steuerlich absetzbar. Darüber hinaus ist neben den Zinsen auch die Inflation enorm angestiegen. Viele Menschen fürchten die Entwertung ihrer Ersparnisse und sind offen für ein Immobilieninvestment. Sie sehen dabei aktuell drei Vorteile: Erstens ist die Immobilie als Sachwert gegenüber der Inflation geschützt. Zweitens verliert das aufgenommene Darlehen durch die hohe Inflation massiv an Wert. Und drittens wirkt sich die Inflation positiv auf die Höhe der Mieteinnahmen aus. Daher sind die Menschen in der Vergangenheit auch in Zeiten starker Inflation mit Immobilien sehr gut gefahren. Alles in allem ist eine vermietete Immobilie gerade über einen langen Zeitraum ein prima Investment. Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist in Deutschland nach wie vor sehr groß.
Warum sind dennoch viele Anleger gehemmt, wenn es darum geht, in Immobilien zu investieren?
Das hat augenscheinlich zwei Gründe. Erstens, weil viele Menschen bisher nicht gelernt haben, zwischen guten und schlechten Schulden zu unterscheiden. Die Angst davor, ein Darlehen aufzunehmen und sich zu verschulden, führt dazu, dass sie ausschließlich eigene Mittel nutzen, um Vermögen aufzubauen. Das ist bekanntlich ein extrem langwieriger und zäher Prozess. Ganz abgesehen davon, dass es auch aus steuerlichen Gründen nicht sonderlich interessant ist, bereits versteuertes Geld zu investieren, um auf die Gewinne erneut Steuern zu zahlen.
Wer sich von solch hemmenden Ängsten frei macht, erkennt sehr schnell, dass intelligente Schulden den Vermögensaufbau enorm beschleunigen. Sie sind für Viele sogar das Geheimnis des Kapitalismus. Gute Schulden sind solche, denen ein echter Vermögenswert gegenübersteht. Während das Darlehen mit Hilfe von Staat und Mieter schrittweise zurückgezahlt wird, entwickelt die Immobilie im Laufe der Zeit ihren Wert. Die Differenz zwischen Restschuld und Immobilienwert ist das aufgebaute Vermögen.
Der große Vorteil dabei ist, dass ich mir für einen vergleichsweise geringen Eigenbeitrag einen sehr großen Vermögenswert sichern kann. Und Gewinne wirken sich auf große Vermögenswerte bekanntlich stärker aus als auf kleine. Diesen Hebeleffekt erreiche ich nur mit einer fremdfinanzierten Immobilie. Daher gilt hier der alte Handwerkerspruch: »Gewaltig ist des Schlossers Kraft, wenn er am langen Hebel schafft.«
Und was ist der zweite Grund?
Der zweite Grund ist, dass es zu Immobilien eine Menge Bedenken gibt. Wer noch nicht vermögend ist, hat es normalerweise schwer, mit Immobilien vermögend zu werden. Je geringer der finanzielle Spielraum ist, desto bedrohlicher und abschreckender wirken zum Beispiel Mietausfälle oder ungeplante Renovierungskosten. Darüber hinaus legen viele Kunden Wert auf Einfachheit. Viele befürchten, dass es bei einem Immobilieninvestment nicht bei einem Investment bleibt, sondern dieses sehr schnell zu einem intensiven Nebenjob ausartet. Aufgaben wie die Vermietung, Mieterwechsel, Mieterkommunikation und Renovierungen verursachen einen enormen Zeitaufwand. Daher sind viele Menschen zu Recht skeptisch was eine mögliche Investition in Immobilien betrifft. Es braucht dazu eine Menge Zeit und Knowhow oder eben die richtige Unterstützung.
Wie helfen Sie Ihren Kunden dabei, diese Herausforderungen zu lösen?
Mit unserem bewährten Konzept schützen wir unsere Eigentümer vor Mietausfällen und den Kosten einer ungeplanten Renovierung. Zusätzlich kümmern wir uns um alle typischen Vermieteraufgaben. So können sich unsere Privat- und Unternehmenskunden auf ihr Business, ihre Familie oder andere Lebensbereiche konzentrieren, während ihre Immobilie geräuschlos im Hintergrund für sie Vermögen schafft. Dabei arbeiten wir inzwischen vollständig digital und spezialisieren uns auf einzelne Zielgruppen, um hier noch passgenauer zu unterstützen.
Welche Tipps haben Sie für Menschen und Unternehmen, die überlegen, in Immobilien zu investieren? Was sind die ersten Schritte und was sollte man sich im Vorhinein überlegen?
Zuerst einmal muss ich wissen, was ich erreichen will. Wie viel Zeit habe ich dafür zur Verfügung? Will ich mich in alle Themen selbst einarbeiten oder setze ich auf Lösungen aus einer Hand? Dann ist der erste Handlungsschritt der wichtigste. Denn nur, wer sich auf den Weg macht, hat auch die Möglichkeit, anzukommen. Insbesondere für Unternehmen spielen steuerliche Effekte und auch der rechtliche Rahmen immer eine große Rolle. Eine kleine konzeptionelle Veränderung kann bereits große Vorteile einbringen.
JS