Die Knechtschaft vieler findet ihren Ursprung im (Irr-)Glauben an ein unbegrenztes Gut in einer doch so begrenzten Welt. Um Vermögenswerte als Inflationsschutz erfolgreich einzusetzen, muss man das System »Geld« zuerst verstehen.
Jedes Mal, wenn eine physische Sache durch Geld erworben wird, begibt man sich in ein Abhängigkeitsverhältnis. Der Käufer steht beim Verkäufer so lange in der Schuld, bis diese beglichen wird. Zumeist erfolgt dieser Ausgleich durch die nationale Währung, wie Euro, Dollar, Yen oder besser gesagt: durch einen Schuldschein. Interessant dabei ist, dass ein begrenztes Gut wie Nahrung, Medikamente oder Treibstoff mit einem unbegrenzten Mittel, welches ausschließlich durch den dafür entgegengebrachten Glauben legitimiert wird, beglichen wird. Am Anfang ist jeder ein Schuldner.
Dem Vertrauen auf den Wert von Banknoten steht die Divergenz der Endlichkeit unserer Ressourcen und der Unendlichkeit von Geld gegenüber. Technisch, aber auch praktisch ist es ein Leichtes, unendlich viel Finanzkapital aus dem Nichts zu erschaffen, wohingegen die zu kaufenden Produkte eine Endlichkeit aufweisen. Das Überangebot eines Produktes führt am Markt zu einer Preissenkung, wenn nicht sogar zu einem Preisverfall. Auch Zahlungsmittel sind von dieser Marktpsycho- logie nicht ausgeschlossen. Im Ergebnis wird das Leben teurer beziehungsweise verliert die Banknote an Kaufkraft.
Geld ist eine Glaubensfrage. Mit dem Vertrauen auf die Werthaltigkeit wird Geld verdient und bereitwillig wieder ausgegeben. Verlieren die Menschen den Glauben an ihre Regierung oder die Wirtschaft, wie in Zeiten von Krieg, Krankheit oder Arbeitslosigkeit, verliert auch die Währung seinen Wert. Eine Inflation dient ebenso als Angstbarometer.
Was ist ein Vermögenswert?
Um für Krisenzeiten vorsorgen zu können, Verluste in Grenzen zu halten oder sogar daraus Gewinn zu schöpfen, benötigt man die Fähigkeit, Vermögenswerte zu erkennen. Häufig wird zum Beispiel das Eigenheim fälschlicherweise als Sachwert gesehen, wohingegen es tatsächlich eine Verbindlichkeit darstellt.
Eine einfache Frage, wenn man Aktiva und Passiva differenziert: »Zahle ich dafür oder werde ich bezahlt?« Kostet es mich Geld, in meinem Haus zu leben? Ja! Kostet es mich Geld, einen Kredit von der Bank zu nehmen? Ja! Jegliches Finanzkapital, das investiert wird, sollte zuvor unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden. Nur auf diesem Weg ist es möglich, den Grundstein einer soliden Anlage- und Vermögensstrategie zu legen.
Die Basis
In Zeiten von Angst und Ungewissheit sucht der Mensch nach einem sicheren Hafen, der in einer mehrdimensionalen Vermögensverteilung gefunden werden kann. Jeder überdurchschnittlich hohe Anstieg des Preisniveaus hat verschiedene Ursachen und Wirkungen. Aufgrund dessen kann es auch keinen allgemeingültigen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der verschiedenen Assetklassen und der Inflation geben. Grundlegend gilt: Je mehr und intensiver man sich mit den gewünschten Asset-Formen auseinandersetzt, desto besser werden die Ergebnisse. Emotionale Entscheidungen oder unüberlegte Risikokäufe werden häufig zu finanziellen Gräbern.
Die Verlustbringer
Laut einer Statistik der Statista GmbH konnten zum Ende des Jahres 2021 bei den deutschen Bausparkassen rund 23,8 Millionen abgeschlossene Verträge gezählt werden. Dies bedeutet, dass rund 29 Prozent der deutschen Bevölkerung jährlich ein Verlustgeschäft betreiben, sogar ohne grassierende Inflation. Nicht viel besser läuft es bei Lebensversicherungen. niedrige Zinsen, hohe Verwaltungskosten und eine zunehmende Geldentwertung sorgen am Ende nicht selten für ein Minus im Ertrag. Festverzinsliche Anlagen mit einer vereinbarten Laufzeit sowie einer vorgegebenen Tilgungsform sind die Verlierer bei einer Abwertung. Die zurückzuzahlende Summe inklusive des Zinses müssten die Inflation über einen meist mehrjährigen Zeitraum schlagen.
Edelmetall Gold
Gold ist wohl der berühmteste Inflationsschutz, den es gibt. Doch wird es seinem Ruf auch gerecht? Betrachtet man die Entwicklung des Goldpreises von seiner Freigabe 1933 bis heute und setzt dies ins Verhältnis zur Inflation, wird deutlich, dass die Rendite für das Edelmetall im Schnitt höher als die Inflation war. 1931 war der Goldpreis noch auf 35 US-Dollar fixiert. Öl- und Finanzkrisen sowie Inflationsängste ließen den Preis häufig sprunghaft steigen. Leitzinserhöhungen und das Nichteintreten von Schreckensszenarien dämpften die Preise im Laufe der Zeit jedoch wieder. Bei den erneuten Inflationssorgen im Zuge der Eurokrise 2011 oder der Corona-Pandemie mit der einhergehenden Geldschwemme schwang sich Gold dann wieder zu Rekordpreisen auf. Laut Xetra-Gold hat das Edelmetall, obwohl es weder Zinserträge noch Dividenden generiert, einer Analyse zufolge eine jährliche Preissteigerung in US-Dollar von 1971 bis einschließlich 2020 von durchschnittlich 11 Prozent. Somit »outerper- formt« es die Geldentwertung.
Immobilien
Auf Basis einer Statistik der Statista GmbH zahlte man im Jahr 1990 bei Erstbezug einer Wohnung im Schnitt etwa 6,79 Euro für den Quadratmeter. Im Jahr 2021 belief sich der Mietpreis auf durchschnittlich circa 13,07 Euro pro Quadratmeter. Dies entspricht einer Mietpreissteigerung von rund 92,5 Prozent bei einem Kaufkraftverlust von circa 60 Prozent.
Ob nun eine Immobilie als Inflationsschutz dient, hängt stark von ihrer Nutzung ab. Wie bereits erwähnt, stellt das Eigenheim eine finanzielle Belastung dar, welche durch die Inflation nochmals verstärkt wird. Das Szenario entwickelt sich dahingehend negativ, da sowohl Kreditzinsen als auch Instandhaltungskosten steigen. Wird eine Immobilie als Kapitalanlage erworben, wirkt sich die Inflation in die gegensätzliche Richtung aus. Bei einer vermieteten Immobilie mit festverzinster Fremdkapitalfinanzierung ändert sich die Kreditsumme nicht, jedoch steigen die Instandhaltungskosten ebenso wie die Mietpreise. Dies bedeutet, dass alles teurer wird, nur nicht der Kredit. Höhere Kosten bedeuten in diesem Fall aber auch höhere Einnahmen. Dadurch zahlt die monatlichen Kreditraten (indirekt) der Mieter.
Aktien
Ähnlich wie bei alternativen Asset-Klassen kommt es bei Aktien immer auf den Betrachtungshorizont an. Auf kurze Sicht leidet der Aktienmarkt unter den Emotionen, der Marktpsychologie und den Eindrücken von Krisenzeiten. Häufig entsteht global und über Branchen hinweg eine Verkaufspanik, die aus irrationalen Gründen die Kurse fallen lässt. Stellt man den MSCI World über einen längeren Zeitraum (mehrere Jahrzehnte) mit annualisierter Rendite der historischen Inflation in Deutschland gegenüber, findet man immer wieder Zeiträume, in denen die hohe Inflation eine schwache (oder sogar negative) Entwicklung der Aktien schlägt. Eine Analyse von GuidingData hat ergeben, dass der MSCI World ab einer Haltefrist von 13 Jahren immer in der Lage war, die Inflation mindestens auszugleichen.
Um die Inflation am Aktienmarkt so gut wie möglich abzufedern, raten Anlageexperten dazu, auf Unternehmen mit Daily-needs-Produkten zu achten. Dies betrifft Verbrauchsgüter wie Lebensmittel oder Medikamente, die nicht einfach eingespart oder durch Billigware ersetzt werden können. Vor allem global operierende Marktführer können durch ihre internationale Tätigkeit und Marktmacht steigende Preise durch ein breites Kundenspektrum weitergeben.
Fazit: Es gibt durchaus Anlageklassen, die einen gewissen Inflationsschutz bieten. Unabhängig vom Vermögenswert bedarf es jedoch Geduld und längerfristiger Anlagehorizonte, da kurzfristige Entwicklungen eher von Emotionen als von Fakten getrieben werden.