Kommentar von Alexander Schlichting, Vorstandsvorsitzender der PROJECT Investment Gruppe
Der anhaltende Lockdown sorgt in Deutschlands mittelständisch geprägter Wirtschaft für Verunsicherung und zunehmend auch Unverständnis. Daneben versprechen die jetzt vor der Tür stehenden Impfungen eine Entspannung der Situation und viel Potenzial für konjunkturellen Aufschwung. Angesichts der krisenbedingt durch staatliche Programme in Umlauf gebrachten Geldmenge und der in den vergangenen Jahren schon äußerst freizügigen Geldpolitik der Notenbanken mit Zinsen zuletzt unter dem Nullpunkt sind die ersten Unkenrufe einer ansteigenden Inflation hörbar. Aktuellen Berichten[1] zufolge könnten die Bauzinsen bald steigen. Was bedeutet dies für den Markt der Wohnimmobilien und seine Investoren?
Historisch gesehen haben sich Immobilien bislang immer als besonders krisenfest bewährt. Auf dem – von vielen internationalen Investoren geschätzten – deutschen Wohnmarkt gibt es zudem Faktoren, die inflationsunabhängig langfristig Bestand haben: Zu nennen wäre eine im europäischen Vergleich niedrige Wohneigentumsquote und eine Knappheit von modernem und bezahlbarem Wohnraum. Zusätzlich hat die GroKo das von ihr 2018 ausgegebene Ziel, 1,5 Millionen Wohnungen zu bauen, bisher nicht erreicht.
Auch wenn die Zinsen, die ja auf einem sehr tiefen Level stehen, nach und nach steigen sollten, bleiben diese makroökonomischen Faktoren bestehen. Zwar könnten die Immobilienpreise in Zukunft nach einem Zinsanstieg stagnieren oder sogar nachgeben und damit die bislang stetige Wertentwicklung bremsen. Der Wert einer eigenen Immobilie, auch hinsichtlich der in Zukunft mehr privat ausgerichteten Altersvorsorge, bleibt aber dennoch als hoch anzusehen.
In jedem Fall wird mit mehr Inflation das Kostenthema noch wichtiger, denn Effizienz steht für den erfolgreichen Absatz unserer Wohnentwicklungen und damit letztlich für eine stabile Rendite unserer Fonds. Längst erfüllen wir mit KfW 55 hohe Energiestandards. Dennoch werden die Anforderungen für Immobilienentwickler höher, da mit den bald in Kraft tretenden Taxonomie-Regelungen der EU verbindliche Vorschriften zur Nachhaltigkeit umgesetzt werden müssen. Wir werden hier in den nächsten Jahren neue Ansätze sehen, die günstigeres und umweltgerechteres Bauen ermöglichen. Wohnraum muss leistbar bleiben. An diesem Punkt ist auch der Staat gefragt, der die Motivation für den Kauf einer Wohnung erhöhen und mit intelligenten Maßnahmen zur Kostensenkung beitragen könnte. Führende Immobilienexperten haben hierfür längst Konzepte vorgelegt und verlangen beispielsweise Freibeträge auf die Grunderwerbssteuer für Erstkäufer zur Reduzierung der Kaufnebenkosten.[2]
Die Unabhängigkeit von Finanzierungspartnern sehen wir inmitten der nun wieder in Bewegung geratenen Zinsmärkte als enormen Vorteil. Mit einem hohen Anteil an Fremdkapital finanzierte Projekte könnten bei anziehenden Zinsen unter Druck geraten. Unsere Entwicklungen werden mit dem Kapital unserer Anleger finanziert und sind damit unabhängig vom Kapitalmarkt. Das hat sich bereits in der Finanzkrise von 2008 ausgezahlt und deshalb werden wir an diesem Prinzip im Bereich der Projektentwicklung auch in Zukunft festhalten. Sicherlich werden angesichts von mehr Inflation manche Immobilienträume nicht verwirklicht werden können. Eine Investition in ein breit gestreutes Wohnimmobilien-Portfolio auf einem langfristig intakten Wohnmarkt wie Deutschland kann auch zur Inflationsabsicherung beitragen.
[1] https://www.handelsblatt.com/finanzen/anlagestrategie/trends/immobilien-zwei-anzeichen-dass-die-bauzinsen-bald-steigen-und-was-hauskaeufer-jetzt-tun-koennen/26961768.html
[2] https://www.iwkoeln.de/presse/interviews/beitrag/michael-voigtlaender-grunderwerbsteuer-stellt-fuer-viele-die-hoechste-huerde-dar.html
Quelle: Pressemitteilung