Ihr neues Buch haben Sie über Inflation geschrieben. Verstehen die Leute Inflation vielleicht nicht richtig?
Ganz sicher sogar. Nicht mal die Zentralbanken verstehen Inflation. Einer der Gründe, warum ich das Buch geschrieben habe ist, dass mir klar geworden ist, dass hier über Inflation im großen und wichtigen Umfang gesprochen wird. Die Zentralbanken spielen mit Zinsen und Geldreserven herum, alles auf Inflation basierend. Und dann schauen wir uns die Inflation genauer an, als Messlatte der Verschuldung, und stellen fest, das ist lächerlich, weil sie sich täglich verändert. Das Maß ist einfach falsch, zum Beispiel, wie in den meisten Ländern Schulden gemessen werden ist, dass man einen Basket mit alltäglichen Waren nimmt, wie sie von den Leuten gewöhnlich genutzt werden. Aber dieser Basket verändert sich alle fünf oder zehn Jahre. Sie machen eine Studie und kommen auf einen anderen Basket. Also werden hier Äpfel mit Orangen verglichen. Wie willst du so den Basket von beispielsweise 1900 mit dem Basket von 2010 vergleichen? Das ist das erste große Problem. Die nächste Frage ist: Ist jeder gleich? Und die nächste Frage ist: Erzählen dir die Leute wirklich, was sie tun? Wie wirken sich Jobs auf diesen Basket aus? Wie passt Sex in diesen Basket? Sie spekulieren, sie zocken, sie spielen – dieser Faktor mag in manchen Fällen bis zu 20 Prozent, in manchen Fällen vielleicht 100 Prozent des Gehalts mancher Menschen ausmachen. Was ich damit grundsätzlich sagen möchte: die Zahlen, nach denen die Inflation bemessen wird, sind falsch.
Der zweite Punkt, den ich unterstreichen möchte, ist, dass Einkommen nicht gleichgeblieben, sondern über die Jahrzehnte gestiegen sind. Wir haben also die Situation, dass zwar die Verschuldungen gestiegen sind, die Einkommen sind aber noch mehr gestiegen. Um es auf den Punkt zu bringen: Was ist also die Bedeutung der Verschuldung, wenn sie keine Auswirkungen auf das Leben der Menschen hat?
Ist es für Investoren wichtig, ihre Entscheidungen zu begründen?
Ja, sogar sehr wichtig! Die Leute müssen den nächsten sehr wichtigen Punkt verstehen: Über die Jahre ist die Produktivität gestiegen. Klar könnte man sagen, dieser Basket sei gleichgeblieben, aber sind die Lebensverhältnisse um 1900 die gleichen wie im Jahr 2018? Die Qualität hat sich drastisch erhöht. Einige Messungen haben versucht, diesen Faktor zu erfassen, aber das hat sich als unmöglich erwiesen. Es ist wichtig, dass die Leute sich vergegenwärtigen, wie sehr sich die Lebensumstände der Menschen über das Jahrhundert verbessert haben. Darüber sollten die Leute dankbar sein und zugeben, dass es eigentlich eine Deflation gibt, keine Inflation.
Wir sind also in einer Deflationsära?
Definitiv! Und das wird von den Risiken verdeutlicht, die sie eingehen. Übrigens, eine andere Sache, die ich im Buch behandle, ist, dass die Wirtschaft in der Annahme ist, man müsste zwei Prozent Inflation haben, um Wachstum zu bekommen, sonst ginge man Pleite. Warum zwei Prozent?
Das gesamte Interview zum Thema: Inflation mit Mark Mobius, finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom Sachwert Magazin 01/20 -> LINK
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