Von Brexit bis Rezession: Wir leben in unruhigen Zeiten – und das bereitet vielen Anlegern zunehmend Sorgen. Immer mehr sind auf der Suche nach Sicherheit für ihr Vermögen. Dabei setzen sie immer häufiger auf naturbelassene Farbedelsteine, um ihr Portfolio sinnvoll zu diversifizieren.
Es ist viel los in diesen Tagen. In der Welt, auf den Märkten – und genau das beunruhigt verständlicherweise viele Anleger. Gründe gibt es genug. Da sind einerseits die politischen Risiken. An das Trump’sche Dauerfeuer mag man sich inzwischen gewöhnt haben. Der Handelsstreit mit China und die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten sorgten zuletzt immer wieder für Schreckmomente. Hinzu kommen die Regierungskrise in Italien und die Proteste in Hong Kong.
Und dann wäre da noch die zunehmende Verschärfung der Lage in Hinblick auf den anstehenden EU-Austritt der Briten. Diese Entwicklung war vor einigen Wochen so noch nicht zu erwarten gewesen. Das Worst-Case-Szenario eines harten Brexit ist derzeit die naheliegende Variante. Ihre Auswirkungen – Rezession, Engpässe bei Lebensmitteln und Medikamenten – dürften dramatisch sein, wie ein kürzlich durchgestochenes Dokument der britischen Regierung unverblümt auflistet.
Unstrittig ist, dass der Exit der Briten auch die Wirtschaft in Kontinentaleuropa in Mitleidenschaft ziehen wird. Das passiert zu einem Zeitpunkt, an dem der nunmehr fast ein Jahrzehnt währende Aufschwung in Deutschland sich dem Ende zuneigt. Die auf Talfahrt befindlichen Stimmungsindikatoren und das Schrumpfen der Wirtschaft im zweiten Quartal deuten darauf hin.
Und das wiederum würde bedeuten, dass das Ende der extrem lockeren Geldpolitik noch weiter in die Zukunft verschoben werden wird. Die EZB sendet sogar Signale für eine weitere Lockerung. Es kursieren Spekulationen, dass negative Zinsen bald auch für die schwäbische Hausfrau fällig werden könnten. Dieses Szenario dürfte aber politisch nicht umsetzbar sein, wie die jüngste Forderung nach einem entsprechenden Verbot verdeutlicht.
Anleger in Not
Jetzt stellt sich für Anleger in dieser unübersichtlichen Gemengelage die schwierige Frage, wie sie ihr Geld weiter anlegen sollen. Abseits der klassischen Kapitalmärkte mit ihren Kursausschlägen und anderen Unberechenbarkeiten bleiben nur Sachwerte. Das gilt gerade für die aktuelle Situation, in der bereits eine gefühlte Dekade ultraniedrige Zinsen vorherrschen.
Aber auch hier gilt: Sachwert ist nicht gleich Sachwert. Das zeigt sich vor allem mit Blick auf die klassischen Rohstoffe. Bei Gold wird die Preisentwicklung einerseits nicht nur von den Kapitalmärkten, sondern auch von der industriellen Nachfrage getrieben. Andererseits korreliert das Edelmetall als klassisches Fluchtinstrument umgekehrt mit der Entwicklung an den Börsen, wie wir gerade erst wieder gesehen haben. Nicht zuletzt haben hier politische Ereignisse einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die Nachfrage.
Beim deutschen Leib-und-Magen-Thema Immobilien beispielsweise sind die Preise bereits auf einem Niveau, bei dem immer mehr Beobachter eine Blasenbildung befürchten. Etwas exklusiver wird es hingegen bei Exoten wie Wein, Kunst und Autos. Diese Sachwerte mögen auch interessant sein, doch die sind im Bedarfsfall schwer zu bewerten und zu veräußern.
Weit mehr als Diamanten
Andererseits vernachlässigen Investoren häufig das Thema Edelsteine – und wenn dies nicht der Fall ist, bleibt die Betrachtung auf klassische Diamanten beschränkt. Hier allerdings dominieren zwei große Anbieter den Markt, der in den letzten Jahren nur mäßig gelaufen ist.
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei naturbelassenen Farbedelsteinen um ein vergleichsweise kleines, exklusives, aber lukratives Marktsegment, das immer mehr Anleger für sich entdecken. Unbehandelte Rubine, Smaragde, Saphire und Farbdiamanten gelten als die Königsklasse der Edelsteine – und der Markt ist anbieterseitig breit aufgestellt.
Sie können einen wichtigen Baustein zur Diversifizierung des eigenen Portfolios bilden, das so weniger anfällig wird für die Schwankungen an den klassischen Kapitalmärkten. Außerdem bieten sie als Sachwertinvestment einen Schutz gegen Inflation, vereinen nicht zuletzt hohe Werte auf kleinem Raum, sind also einfach zu lagern und zu transportieren.
Asiatische Anleger greifen zu
Die Aussichten sind vielversprechend. Das Marktforschungsinstitut FSI rechnet für den Zeitraum von 2018 bis 2026 mit einer jährlichen Wertsteigerung in Höhe von fünf Prozent für den Edelsteinmarkt insgesamt. Eine solche Entwicklung liegt auf der Hand: Die Nachfrage vor allem aus der Schmuckindustrie, die laut FSI 85 Prozent der Gesamtnachfrage generiert, steigt weiterhin an. Auf der anderen Seite sinken bzw. stagnieren die Fördermengen.
Derzeit sind, heißt es in der Studie weiter, mehr als 85 Prozent der verkauften Edelsteine bearbeitet. Sie erzielen allerdings deutlich geringere Preise als die naturbelassenen Varianten – werden aber oder gerade deswegen weiterhin den Markt dominieren, schreiben die Autoren der Erhebung.
Die Investment-Logik ist einfach: Qualitäts- und statusbewusste Käufer fragen immer stärker qualitativ hochwertige, naturbelassene Edelsteine nach. Das gilt nicht nur für Europäer, vor allem für Anleger aus den aufstrebenden asiatischen Ländern, in denen das Pro-Kopf-Einkommen kontinuierlich ansteigt. Hier wird der neue Wohlstand ganz offen und selbstverständlich zur Schau gestellt.
Steigende Nachfrage, sinkende Förderung
Anders stellt sich die Entwicklung auf der Angebotsseite dar. Hier sinken oder stagnieren die Fördermengen. Zugleich müssen die Vorkommen mit einem höheren Aufwand erschlossen werden, was die Preise jetzt und in der Zukunft antreiben wird.
Die Fundamentaldaten, wie man an der Börse zu sagen pflegt, stimmen also. Aber: Das Investment in naturbelassene Farbedelsteine ist mit der Geldanlage in Aktien oder Anleihen nicht im Ansatz zu vergleichen. Ein solcher Schritt sollte besonders gut durchdacht sein – und vor allem sollten sich Interessenten professionelle Hilfe holen, um etwaige Fallstricke zu umgehen.
Folgende wesentliche Aspekte sollten Anleger beachten:
- Investieren Sie nur in nur geschliffene, naturbelassene Edelsteine: Ihr Wert verschlechtert sich durch kosmetische Maßnahmen wie das sogenannte „Brennen“ signifikant.
- Edelstein ist nicht gleich Edelstein: Für die Geldanlage eignen sich naturbelassene Farbedelsteine wie Rubine und Saphire, aber auch „Fancy Diamonds“, also farbige Diamanten.
- Auf das Gewicht achten: Wichtigste Voraussetzungen sind ein Steingewicht ab einem Karat (0,2 Gramm) bei Farbedelsteinen, ab 0,5 Karat (mit Brillant-Schliff) beim Diamanten. Leichtere Exemplare sind nur schwer handelbar.
- Niemals ohne Zertifikat kaufen: Das Vorliegen eines Zertifikats einer international anerkannten Prüforganisation, das Echtheit und wesentliche Charakteristika sowie die Naturfarbe und die Naturbelassenheit des Edelsteins bestätigt, sind wesentlich für die Eignung als Geldanlage. Ohne sollten Edelsteine niemals gekauft werden! Weltweit anerkannt sind Zertifikate von GIA, IGI, HRD, SSEF und Gübelin.
Ein Investment in naturbelassene Edelsteine ist vor diesem Hintergrund grundsätzlich zu empfehlen. Sie sollten einen Anteil von rund zehn Prozent eines diversifizierten Gesamtportfolios ausmachen. Hier gilt: Kurzfristige Spekulationen machen keinen Sinn, ein Investment ist erst ab einem Anlagehorizont von fünf Jahren und einer Mindestanlagesumme von 5.000 Euro sinnvoll.
Neuer Fonds vereinfacht den Einstieg
Der Zugang zu dem Markt ist für Anleger zuletzt deutlich vereinfacht worden. Hier bieten sich neuerdings zwei Optionen: Einerseits können die Edelsteine online gekauft werden, was vom Prinzip her ähnlich abläuft wie bei einem klassischen Online-Shop. Je nach Größe der Anlage ist jedoch eine individuelle Beratung zu empfehlen.
Eine Alternative zum physischen Kauf ist der weltweit erste Fonds für Farbedelsteine, der seit Anfang April in Deutschland zugelassen ist. The Natural Gem GmbH hat den „The Natural Gemstone Fund One“ in Zusammenarbeit mit der liechtensteinischen Vermögenverwaltungsgesellschaft Incrementum AG lanciert. Professionelle und institutionelle Anleger können noch bis zum Jahresende Anteile an dem geschlossenen Fonds erwerben.
Autor:
Dr. Thomas Schröck
Geschäftsführer der Natural Gem GmbH
Bilder: Depositphotos.com/Marysa033, Natural Gem GmbH