Von Claus Vogt
In den USA wird wenig über Gold geschrieben. Aber wenn man derzeit Artikel über die Edelmetalle findet, dann thematisieren sie gewöhnlich die außerordentlich gedämpfte Stimmung der Privatanleger. Oder sie berichten von den hohen Short-Positionen der Vermögensverwalter, die in noch nie dagewesenem Umfang auf einen fallenden Goldpreis wetten.
Kurioserweise fehlt bei diesen Artikeln aber meist der Hinweis, dass auf ähnlich einseitige Konstellationen fast immer ein deutlicher Anstieg der Kurse folgte. Vergleichbar ist die aktuelle Lage eigentlich nur mit der Situation von Ende 2015. Damals begann kurz darauf ein Goldpreisanstieg von 30% in sechs Monaten, während der Index der Goldminenaktien um 160% nach oben schoss.
Momentum-Indikator gibt Kaufsignal für Gold
Der folgende Chart zeigt Ihnen den Goldpreis pro Unze in US-$ und darunter einen Momentum-Oszillator. Momentum-Indikatoren messen die Dynamik einer Bewegung und signalisieren oft frühzeitig eine Trendwende. Genau das ist hier im Moment der Fall.
Goldpreis in $ pro Unze, Momentum-Oszillator, 2017 bis 2018
Der Momentum-Oszillator hat im überverkauften Bereich ein Kaufsignal gegeben (blauer Kreis).
Wie Sie sehen, hat der Indikator bereits nach oben gedreht und damit ein Kaufsignal gegeben (blauer Kreis im Chart), während der Goldpreis noch einmal in die Nähe des Tiefs zurückgekommen ist, das er am bereits am 19. Juli erreicht hatte, also vor drei Wochen.
Obwohl der Goldpreis dieses Tief seither nicht mehr unterschritten hat, sind manche Sentimentindikatoren weiter gefallen. Gleichzeitig haben die Vermögensverwalter ihre Short-Positionierung auf ein Rekordniveau erhöht. Das spricht dafür, dass die Trendwende nach oben noch dynamischer verlaufen wird als im Jahr 2016.
Unterer Wendepunkt wahrscheinlich erreicht
Vor drei Wochen hatte ich Sie hier auf ein Timing-Modell eines erfolgreichen US-amerikanischen Analysten aufmerksam gemacht, das für Ende Juli einen unteren Wendepunkt für Gold prognostiziert hat. Vielleicht liegt dieser Wendepunkt aber sogar schon hinter uns, habe ich damals geschrieben. Jetzt sieht es so aus, als sei das tatsächlich am 19. Juli der Fall gewesen.
Wie ich in meinem Krisensicher Investieren Wochenupdate vor zwei Wochen schon geschrieben habe, passt auch eine aktuelle Meldung der großen US-Fondsgesellschaft Vanguard geradezu perfekt zu einem bedeutenden unteren Wendepunkt. Das Unternehmen teilte mit, dass es seinen 2,3 Mrd. $-Fonds „Vanguard Precious Metals and Mining Fund“ umbenennt in „Vanguard Global Capital Cycles Fund”. Gleichzeitig wurde der Fondsmanager gefeuert, und der Fonds, der bisher auf den Edelmetallsektor ausgerichtet war, werde sein Anlagespektrum, wie es heißt, „erweitern und breiter diversifizieren“.
Die Finanzmarktgeschichte zeigt, dass solche radikalen Entscheidungen sehr häufig in der Nähe von unteren Wendepunkten an den betroffenen Märkten getroffen werden. Günstiger können Sie nicht einsteigen. Jetzt ist der beste Zeitpunkt für Sie, um sich ausgewählte Minenaktien in Ihr Depot zu holen. Dazu passt übrigens auch die Wirtschaftsentwicklung in den USA.
US-Wirtschaftswachstum überwiegend heiße Luft
Im zweiten Quartal dieses Jahres hat das US-Bruttoinlandsprodukt um 4,1% zugenommen. Dazu sollten Sie wissen, dass dieses Wirtschaftswachstum durch Einmaleffekte beflügelt wurde. Im Kern handelte es sich dabei um Reaktionen auf die protektionistischen Maßnahmen Trumps. Dennoch hat der US-Präsident die Veröffentlichung dieser Zahlen zum Anlass genommen, per Twitter-Meldungen eine Siegerrunde zu drehen.
Die vorige Woche erfolgte Veröffentlichung des US-Einkaufsmanagerindex legt nun die Vermutung nahe, dass Trump bald keinen Grund mehr haben wird, sein Triumphgeheul erklingen zu lassen.
Sehr schwacher Einkaufsmanagerindex wie zuletzt 2008
Denn der Einkaufsmanagerindex des US-Dienstleistungssektors zeigt starke Rückgänge der Geschäftstätigkeit, des Auftragseingangs und der Auftragsbestände. Alle drei Komponenten sind um mehr als 5 Punkte gefallen. Das gab es zuletzt im Oktober 2001, also während einer Rezession und im Anschluss an die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York.
Der kanadische Ökonom David Rosenberg, den ich in meiner Zeit bei Merrill Lynch als deren Chefvolkswirt schätzen gelernt habe, weist darauf hin, dass dieser Rückgang der Geschäftstätigkeit der stärkste monatliche Einbruch seit November 2008 ist. Damals befand sich die Weltwirtschaft bereits tief in einer Rezession und die Finanzkrise strebte ihrem Höhepunkt entgegen.
USA schon auf dem Weg in die Rezession?
Laut Rosenberg habe sich die Wirtschaft in 80% der Fälle, in denen dieser Indikator so deutlich gefallen ist wie jetzt, bereits in einer Rezession befunden. Es wird also wieder sehr, sehr spannend in Bezug auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und damit auch an der Wall Street.
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Grafik: StockCharts.com