Oxfam-Bericht enthüllt soziale Ungleichheit in dramatischem Ausmaß
426 Milliarden US-Dollar, also 426 mit neun Nullen dahinter, eine Zahl, die man erstmal auf sich wirken lassen sollte. Soviel besitzen zusammengenommen die acht reichsten Männer der Welt. Nimmt man zusammen, was die 3,6 Milliarden Menschen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung besitzt, beträgt das weniger, nämlich 409 Milliarden US-Dollar. So die Ergebnisse des Oxfam-Berichts „An Economy for the 99 Percent“ von 2016.
War die Oxfam 2015 noch davon ausgegangen, dass sich die Vermögen der 62 reichsten Menschen mit der ärmeren Hälfte der Menschheit die Waage hielten, musste dieses Bild nach den neuesten Zahlen drastisch korrigiert werden. Gerade auf dem indischen Subkontinent und in der chinesischen Volksrepublik besitzen die Ärmeren deutlich weniger, als bis dahin bekannt.
50,8 Prozent des Weltvermögens gehört demnach gerade mal einem Prozent der Weltbevölkerung. Teilt man die restlichen 99 Prozent der Menschheit in eine bessergestellte und eine ärmere Hälfte auf, kommt die ärmere Hälfte gerade mal auf 0,16 Prozent des weltweiten Vermögens.
Die Oxfam ist eine Nothilfe- und Entwicklungsorganisation und nimmt den Bericht als Grundlage, zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums in Davos das Bild der Güterverteilung in der Welt klar zu zeichnen. Sie untermauert damit ihre Forderung nach einem weltweiten Mindeststeuersatz für Konzerne, Austrocknung von Steueroasen, Transparenz von Steuerzahlungen und Gewinnen internationaler Konzerne und Steuern auf sehr hohe Einkommen und Vermögen.
Auch wenn in Deutschland dank der sozialen Sicherungsnetze niemand hungern muss, ist auch hier eine sichtbare soziale Ungerechtigkeit festzustellen. Das reichste Prozent der Deutschen ist im Besitz von 31 Prozent des deutschen Vermögens von gesamt 3,9 Billionen US-Dollar. Dabei besitzt die ärmere Hälfte der Bundesbürger zusammen 297 Milliarden US-Dollar und damit etwa gleich viel wie 36 Milliardäre auf deutschem Boden.
Woran liegt das? Wo dem kleinen Mann bei der Steuer kaum Ausflüchte bleiben, haben internationale Konzerne und Reiche die Möglichkeit, sich auf Steuerzahlers Kosten Vorteile zu verschaffen. Da werden Staaten im Werben um Industriestandorte zu finanziellen Zugeständnissen gedrängt, Gewinne in Steueroasen gebunkert und Steuern nur gezahlt, wenn die mit emsigen Kalkül betriebenen Steuervermeidungstaktiken nicht aufgegangen sind.
Dass infolgedessen die Unzufriedenheit in der Bevölkerung der Länder wächst, ist verständlich. Von Millionen-Abfindungen für Manager und siebenstellige Ausschüttungen für Großaktionäre ist zu lesen, während in vielen Regionen der Welt für die Normalsterblichen der Zugang zu Bildung und die Gesundheitsversorgung immer schwieriger wird. Damit ist sozialen Unruhen ein optimaler Nährboden bereitet.
Eine Entwicklung, die sich laut Oxfam nur aufhalten lässt, wenn die Reichen und die internationalen Konzerne ihren Teil leisten. Ihre Liste an Forderungen:
Hohe Vermögen und Einkommen sollen so versteuert werden, dass Superreiche einen fairen Anteil zum Wohle der Allgemeinheit beitragen.
Drakonische Sanktionen gegen Steuerdumping und eine schwarze Liste für Steueroasen, um die Konzerne dazu zu bringen, ihre Gewinne vor Ort zu versteuern.
Konzerne sollen verpflichtet werden, der Öffentlichkeit Rechenschaft über ihre Gewinne und Steuern abzulegen.
Für Konzerne soll es einen weltweiten Mindeststeuersatz geben um dem Steuerdumping der Staaten im Buhlen um Standorte einen Riegel vorzuschieben.
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