Von Dr. Thorsten Polleit |
Der internationale Bedeutungsverlust des Euro ist die Hauptbotschaft, die der Eingang des Renminbi in das SZR des IWF übermittelt.
Ab Oktober 2016 wird nun der chinesische Renminbi neben US-Dollar, Euro, japanischen Yen und Britischem Pfund die fünfte Währung im Sonderziehungsrecht (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) sein.
Was sind SZR?
Bei den SZR handelt es sich um eine Art „künstliche Währungsreserve“, die der IWF an seine Mitglieder ausgibt. IWF-Mitglieder haben, wenn sie zusätzliche Auslandswährung brauchen, eigene SZR bei anderen Mitgliedsländern gegen USD, Euro, Pfund oder Yen – und künftig nun auch gegen Renminbi – zu tauschen. Ein Land, das beispielsweise US-Dollar oder Euro vom IWF benötigt, weil es diese nicht oder nur zu sehr ungünstigen Bedingungen am Markt erhalten kann, kauft diese Hartwährung beim IWF und überträgt im Gegenzug einen entsprechenden Betrag in eigener Währung. Für die Bereitstellung und Inanspruchnahme der Mittel berechnet der IWF Gebühren. Wenn die Rückzahlung der Fremdwährungsmittel an den IWF ansteht, wird „zurückgetauscht“. Der frühere Chefvolkswirt der EZB, Jürgen Stark, sprach mit Blick auf SZR von „Helikoptergeld für den Globus“ – denn in der Tat kann über die Liquiditätsbeschaffung via SZR die Geldmenge ausgeweitet werden.
In der Folge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise wurde der bisherige globale SZR-Bestand von 21 Milliarden SZR, Anfang September 2009 auf 204 Milliarden SZR (derzeit rund 280 Euro Mrd. Euro) erhöht. Angesichts der mittlerweile aufgelaufenen Größendimensionen, die zur Stützung des internationalen Finanzsystems erforderlich sind, wirkt sich der globale SZR-Bestand damit eher relativ gering aus. Selbst dann, wenn man berücksichtigt, dass in 2009 die Ziehungsgrenzen auf jährlich 200 Prozent der Quote eines Mitgliedslandes (d. h. die zugeteilten SZR) und eine kumulative Obergrenze von 600 Prozent der Quote angehoben und damit verdoppelt wurden.
Bislang können nur der IWF, die Währungsbehörden der Mitgliedsländer (Zentralbanken) und andere eigens zugelassene offizielle Stellen die „künstliche Währung“ SZR für finanzielle Transaktionen untereinander verwenden. Die Neugewichtung der Währungen im SZR dürfte folglich allenfalls die Zusammensetzung der offiziellen Währungsreserven berühren, dass also beispielsweise Zentralbanken fortan weniger Euro und mehr Renminbi halten. Für private Zwecke – wie zum Beispiel für die Kreditfinanzierung oder Anlagedispositionen – stehen SZR hingegen nicht zur Verfügung. Für Letztere dürfte die Aufnahme des Renminbi in die SZR keine unmittelbare Folge haben. Es werden allerdings immer wieder Vorschläge laut, die SZR könnten zu einer Art Weltwährung unter zentraler Führung des IWF heranwachsen. Eine solche Entwicklung wäre natürlich von allergrößter Tragweite für alle und jeden (wird jedoch an dieser Stelle nicht weiter behandelt). Was bleibt ist die Erkenntnis, dass der Euro wohl nicht, wie zunächst prognostiziert wurde, zu einem ernsten Wettbewerber des US-Dollar werden würde. Vielmehr ist seine internationale Bedeutung zurückgefallen (mit Blick auf Zahlungsverkehr, Anteil in den Währungsreserven etc.). Das spiegelt sich gewissermaßen nun auch in der Neugewichtung der SZR. Der relative Bedeutungsverlust des Euro im internationalen Kontext ist eine Hauptbotschaft, die die jüngste IWF-Entscheidung übermittelt.
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