Die Scherben des letzten Crashs sind noch nicht ganz beseitigt und schon droht der nächste, während sich die Finanzwelt noch nicht nachhaltig und tragfähig stabilisiert hat. Billiges Geld führt zu Finanzblasen und Schulden allerorten und belastet die Situation weiter. So zumindest ist es im aktuellen International Monetary Funds Global Financial Stability Report nachzulesen. Schwerverdauliche Kost für die Finanzminister und Zentralbanker, die sich zum jährlichen Kongress in Lima, Peru, treffen.
Auf dem Crash von 2008 folgte der Versuch, mit Niedrigzinsen der etablierten Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Statt dort Stabilität zu schaffen hat das billige Geld die neuen Märkte zu einem gefährlich blubbernden Hexenkessel aus Spekulationsblasen aufgeblasen, der sowohl Regierungen als auch Unternehmen durch ungewöhnlich niedrige Schuldzinsen zum Mitmischen unter hoher Verschuldung verführt.
Dabei sollte man meinen, wir hätten aus dem letzten Crash gelernt und die Systemfehler, die ihn ermöglicht haben, inzwischen ausgemerzt. Richtig wäre gewesen, riskante Anleihen nach Möglichkeit uninteressant zu machen. Richtig wäre auch gewesen, eine ausreichende Kapitaldecke bei Banken und Unternehmen im Neuen Markt sicherzustellen. Stattdessen ist sie, laut IMF, bei vielen dermaßen dünn, dass sie auch kleinen Erschütterungen nicht standhalten können.
Es ist einerlei, ob die Erschütterung ihren Ursprung in den hoch entwickelten oder neuen Märkten hat. In Kombination mit den unbehandelten Systemschwachpunkten könnte sie zu einer weltweiteten Vermögensmarktkrise führen. Dazu würde in vielen Assetbereichen sehr plötzlich die Marktliquidität austrocknen, warnt der IMF vor „brüchigen“ Märkten.
Statt sich in den letzten sieben Jahren des Ausnahmezustands durch erleichterte Zinsbedingungen auf die Wiederherstellung des Normallevels einzustellen, tun viele so, als wäre davon niemals die Rede gewesen. Sie werden nun empfindlich unvorbereitet von den Pläen der US Federal Reserve überrascht, die an einer Rückkehr zu den Normal-Zinsen arbeitet.
Noch ist nicht alles verloren. Der IMF zählt einige Bedingungen auf, unter denen ein neuer Crash abzuwenden wäre. Dazu gehört ein erfolgreiches Wiedereinpendeln des chinesischen Wachtums um gegen die Austrocknung der Finanzmärkte geschützt zu sein.
Nur könnte es dafür schon zu spät sein. Vertändelte Chancen von sieben Jahren, das Finanzsystem in den Griff zu bekommen, lassen sich nur schwer wieder aufholen.
So werden wohl viele von Lima die Devise mitbringen: Schotten dicht.
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