Von Claus Vogt |
Alle Indikatoren signalisieren klare Verkaufssignale und eine schwere Baisse
Mein umfassendes Prognosemodell gibt im Moment sehr deutliche Signale, dass an der US-Weltleitbörse eine Baisse begonnen hat. Bestätigt wird diese eindeutige Warnung von wichtigen technischen Indikatoren wie der Advance-Decline-Linie der New York Stock Exchange oder der altehrwürdigen Dow Theory. Deren Bedeutung habe ich in den vergangenen Wochen in meinem Börsenbrief Krisensicher Investieren ausführlich besprochen. Hier muss der Hinweis genügen, dass diese beiden bewährten Indikatoren erstmals seit 2007 klare Verkaufssignale für die Aktienmärkte gegeben haben.
Da sich diese Indikatoren nur selten irren, tun Sie gut daran, sich auf eine Baisse einzustellen. Wie weit kann es abwärts gehen? Gemessen am Weltleitindex S&P 500 dauert eine durchschnittliche Baisse 19 Monate, während die Kurse um 36% fallen. Das ist der Durchschnitt der vergangenen 120 Jahre. Natürlich hat es sowohl weniger heftige als auch deutlich schlimmere Baissen gegeben.
Der S&P 500 wird sich wohl mindestens halbieren – bei den anderen Indizes sieht es nicht besser aus
Die aktuelle Lage spricht aber dafür, dass die gerade erst begonnene Aktienbaisse überdurchschnittlich schlimm ausfallen wird. Ich rechne mindestens mit einer Kurshalbierung des S&P 500 Index. Wie die Ereignisse in den Abwärtszyklen der Jahre 2000 bis 2003 und 2007 bis 2009 gezeigt haben, sind auch die Zentralbanken machtlos, wenn es ernsthaft nach unten geht. In beiden Fällen haben sie bereits in der Anfangsphase der Baisse mit deutlichen Zinssenkungen versucht, die Lawine aufzuhalten – vergebens.
Dieselbe Erfahrung mussten auch die chinesischen Machthaber in den vergangenen Wochen machen. Auch ihnen ist es nicht gelungen, den Crash an den chinesischen Aktienmärkten zu verhindern. Die Faktenlage ist eindeutig. Glauben Sie also bloß nicht, dass es Herrn Draghi oder seinen Kollegen bei der Fed besser ergehen wird. Auch deren ausgeprägter geldpolitischer Hochmut kommt vor dem Fall.
Die Marktreaktion auf die Fed-Sitzung vom 17.9.2015 kann sich durchaus als der Anfang vom Ende des Zentralbankkults erweisen. Obwohl sich die Zentralbankbürokraten erneut nicht getraut haben, auch nur einen winzigen Zinsschritt zu beschließen, konnten sie die Aktienmärkte damit nicht mehr beflügeln. Der S&P 500 Index beschloss den Tag sogar im Minus. Das Eingeständnis der Fed, dass die Wirtschaft auch nach sieben Jahren Nullzinspolitik noch immer auf der geldpolitischen Intensivstation bleiben muss und einfach kein tragfähiger Aufschwung zustande kommt, ist eine öffentliche Bankrotterklärung. Die extremistische Geldpolitik der vergangenen Jahre ist gescheitert. Wenn sich diese bittere Wahrheit jetzt an den Finanzmärkten herumspricht, ist das Chaos vorprogrammiert.
Gefahrenpotenzial steigt: US-Unternehmen spekulieren in großem Umfang auf Kredit
Es gibt übrigens noch einen sehr wichtigen Grund für meine sehr bearishe Prognose: Das Spekulieren auf Kredit hat im laufenden Zyklus enorm zugenommen. Damit meine ich nicht nur die Höhe der US-Wertpapierkredite, die auf den Rekordstand von 2,83% des Bruttosozialprodukts gestiegen sind – an den Tops der Jahre 2000 und 2007 waren es 2,78% bzw. 2,62%. Viel wichtiger noch ist die Tatsache, dass das Spekulieren auf Kredit auch bei US-Unternehmen ein nie gekanntes Ausmaß angenommen hat. Damit sind alle Regeln eines seriösen Anlegers über Bord geworfen. Die Rechnung folgt auf dem Fuße.
Aktienkäufe auf Kredit werden zum Brandbeschleuniger
Denn diese wenig bekannte, aber umso wichtigere Fehlentwicklung stellt eine Besonderheit des laufenden Zyklus dar. Von nur wenigen wirklich beachtet, wird sie auf dem Weg nach unten als Brandbeschleuniger für Schlagzeilen sorgen. Wer sich für weitere Details interessiert, liest bitte meine am kommenden Dienstag erscheinende Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Baisse an den Aktienmärkten und ihre Verstärker“. Darin schildern Roland Leuschel und ich, wie der Übergang von Hausse zu Baisse typischerweise aussieht und was Sie hierbei für Ihre Geldanlage beachten müssen. Natürlich gehen wir auch auf die für den aktuellen Zyklus charakteristischen Besonderheiten ein, die sich auf dem Weg nach unten als Verstärker der noch sehr jungen Baissephase erweisen werden.