Von Thorsten Polleit| Das Ansinnen der Europäischen Zentralbank (EZB), Euro-Anleihen auch dann noch aufkaufen zu wollen, wenn ihre Verzinsung dem (aktuellen) Einlagenzins von –0,2 Prozent entspricht, könnte die (meisten) Euro-Anleiherenditen über alle Laufzeiten auf oder sogar unter die Nullzinslinie zwingen.
Kapitalfehllenkungen und Spekulationsblasen auf den Vermögensmärkten, die bereits auflaufen, werden dadurch natürlich noch weiter verstärkt.
Wenn das Anleihe-Aufkaufprogramm („QE“) unbeirrt in die Praxis umgesetzt wird, wird das zu einer „monetären Überdosis“ führen, die die künftige Inflation im Euroraum stärker in die Höhe treiben wird, als es die EZB-Politiker in Aussicht stellen:
– Die Bankkredite im Euroraum (adjustiert) wachsen seit Dezember 2014 bereits wieder. Im Januar 2015 stiegen sie um 0,5 % gegenüber dem Vorjahr an.
– Auch die Geldmengen wachsen (im Vergleich zu realen Wirtschaftsexpansion) wieder merklich: Im Januar stieg die Geldmenge M3 um 4,1 % gegenüber dem Vorjahr, die Geldmenge M1 sogar um 9,0 %.
Ultratiefe Zinsen und die Aussicht auf eine Aushöhlung der Kaufkraft des Euro dürfte den Außenwert der Einheitswährung – insbesondere gegenüber dem US-Dollar – weiter abwerten lassen; zum Schaden der Bürger im Euroraum.
Die EZB-Geldpolitik läuft Gefahr, einen Vertrauensverlust in den Euro auszulösen, der zu einer Kapitalflucht aus dem Euro und damit sogar zu einem „Crash“ der Einheitswährung führen kann.
Empfehlung: Sparer und Investoren (gerade die im Euroraum) sollten die Bemerkung, die der ehemalige Vorsitzende der US-Zentralbank, Alan Greenspan, jüngst gemacht hat, ernst nehmen (Oktober 2014): „Gold is a currency. It is still, by all evidence, a premier currency. No fiat currency, including the dollar, can match it.“
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