Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass wir eines nicht zu fernen Tages unser Tagesgeld irgendwie in „Anfassbares“ investieren müssen. 10-20 Prozent in realem Gold (und Silber) haben Sie hoffentlich ohnehin bereits eingelagert. Ein weiterer wichtiger Baustein für die Zukunft wird eine Investition in Rohstoffe sein. Bleibt nur die Frage: Wie mache ich das?
Es wäre zwar reizvoll, aber etwas schwer zu managen, wenn man sich einige Tonnen Kupfer oder Eisenerz in den Keller kippen würde. …Ich stelle mir gerade die Gesichter der Nachbarn vor… Das ist also wohl nicht das Wahre. Welche Alternativen gibt es überhaupt und was verstehe ich unter „Rohstoffe“?
Rohstoffe können Edelmetalle sein, das haben wir bereits durchgekaut. Dann gibt es noch die Industriemetalle wie Nickel, Blei, Kupfer, Eisenerz usw. Eine weitere Rohstoffvariante sind die sogenannten Agrarrohstoffe. Weizen, Zucker, Orangensaft, Mais etc. zählen dazu.
Was die Spekulation in Lebensmittel (besonders Grundnahrungsmittel) angeht, habe ich eine ganz klare Meinung zu: WANN WIRD DAS ENDLICH VERBOTEN!?
Ich mache es mir hier einfach und wiederhole die Passage aus meinem Buch (wer das schon gelesen hat, kann das jetzt überspringen…obwohl, man kann es nicht oft genug ins Gedächtnis holen):
Ich halte es für einen der größten Skandale unserer freien Wirtschaftswelt, dass hemmungslose Spekulation in Grundnahrungsmittel überhaupt möglich ist. Wenn ich Aktien kaufe, stelle ich der Aktiengesellschaft Geld zur Verfügung, damit sie Ertrag erwirtschaftet und im Idealfall auch noch Arbeitsplätze schafft und die Wirtschaft insgesamt voran bringt. Das nenne ich investieren um etwas zu schaffen und weiterzuentwickeln. Wenn ich Öl oder Gold kaufe, in der Hoffnung, dass die Preise steigen, dann ist das kein Investieren sondern Spekulieren. Ich wette nur auf den Preisanstieg. Wenn viele Leute Gold kaufen, weil sie auf einen steigenden Goldpreis wetten, steigt dadurch die Nachfrage und der Goldpreis steigt tatsächlich. Daraus entsteht jetzt kein großer Schaden, außer dass Gold für die Industrie teurer wird oder auch die Schmuckhersteller ihre Preise anheben müssen. Das tut niemandem wirklich weh. Aber wenn ich in Grundnahrungsmitteln spekuliere sieht die Sache ganz anders aus. Wir legen alle jeweils nur 100 Euro im Monat zusammen als Sparrate in einen Rohstofffonds. Da kommen weltweit einige Milliarden zusammen. Der Rohstofffonds kauft dann am Terminmarkt Weizen oder Reis. Daraufhin steigt der Reispreis. Nicht weil ich ihn essen will, sondern nur weil ich mir mal eben einige Tonnen virtuell in die Garage gepackt habe um sie später mal zu einem höheren Preis an die Hungernden zu verkaufen. Ich kaufe also mit meinem Rohstoffinvestment an der gleichen Börse den gleichen Reis wie die Familie in Indonesien. Für die Familie macht es der Großhändler, für mich der Fondsmanager. Das Problem der Hungernden in diesen Ländern besteht nicht darin, dass kein Reis da ist, sondern darin, dass sie ihn sich nicht leisten können, weil er zu teuer ist. Und ich bin derjenige, der den Preis mit nach oben treibt um dann am Elend und der Not dieser Menschen zu verdienen. Ich gebe Ihnen ein anschauliches Bild. In einer abgelegenen Gegend steht ein einziger Stand mit Lebensmitteln. Davor eine Schlange hungriger Menschen, die darauf hoffen, dass ihre wenigen Münzen ausreichen, um die mitgebrachte Reisschale zu füllen. Da kommt der reiche Spekulant von hinten angerannt und schreit: „Ich kaufe den ganzen Stand!“ Danach erhöht er die Preise um 50% und freut sich diebisch über seinen Profit, während die Menschen in der Schlange enttäuscht und mit nur halbgefüllten Reisschalen zu ihren wartenden Kindern zurückgehen.
Drastisch ausgedrückt, aber im Prinzip ist es genau das, was wir tun, wenn wir in Grundnahrungsmitteln zocken. Daher bin ich ausdrücklich für ein striktes Verbot von Spekulationsgeschäften jeder Art in den Grundnahrungsmitteln Weizen, Reis, Mais, Getreide und schon mal vorsorglich für die Zukunft: Trinkwasser.
Im August 2008 hat die ARD den international vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „We feed the world“ von Erwin Wagenhofer ausgestrahlt, in dem ein Vorstand eines der größten Nahrungsmittelkonzerne der Welt darüber schwadroniert, dass es kein Grundrecht der Menschen auf kostenloses Trinkwasser gäbe. Trinkwasser sei ein Produkt wie jedes andere und dafür müssten die Menschen eben bezahlen. Und wenn es sich manche nicht leisten können, so wäre das nicht sein Problem. Zumindest Sinngemäß.
Es ist also eine Frage der Zeit, bis auch Trinkwasser auf Termin gehandelt wird. Was kommt als nächstes? Saubere Atemluft ? Einmal kurz atmen 3 Cent, einmal tief durchatmen 10 Cent? Wie pervers kann unser System noch werden? Was ist zu abwegig um es sich vorzustellen?
Es ist absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn Landwirte ihre Ernte auf Termin an ihre Abnehmer verkaufen um die Erträge frühzeitig kalkulieren zu können. Alle Vereinbarungen zwischen Lieferanten und Produzenten über jetzige und künftige Abnahmepreise sind vollkommen in Ordnung. Natürlich soll sich auch der Preis für Lebensmittel nach Angebot und Nachfrage richten. Nach echter Nachfrage . Nachfrage von Essern. Aber die Milliarden von Dollar, Euro und Yen, die nur zu Spekulationszwecken in diese Märkte fließen, haben dort schlichtweg nichts verloren. Ich bitte Sie lieber Leser selbst in sich zu gehen und sich zu fragen: Gibt es in dieser Welt mit abertausenden von Anlagemöglichkeiten nicht auch für Sie eine Alternative zu Ihrem Investment in Grundnahrungsmittel? Bei allem streben nach Gewinn und Rendite sollte doch die Ethik und Moral auch noch eine Rolle spielen. Sonst sind wir nicht besser als die, die wir hier so hart kritisieren. Lassen Sie uns die Welt ein kleinwenig besser machen, wo wir die Möglichkeit dazu haben.
Ich würde mich bei der Investition in Rohstoffe also zunächst auf Industriemetalle konzentrieren. Kupfer, Eisenerz, Zinn usw. oder Energierohstoffe wie Öl und Gas. Einfach und verständlich. Wenn es zu einer stärkeren Inflationkommt, steigen die Preise dieser Rohstoffe ebenso stark an. Im Falle einer starken Geldentwertung werden sich viele auf diese anfassbaren Güter stürzen. Selbst ohne starke Inflation und anziehender Konjunktur würde die Nachfrage nach Industriemetallen und somit ein Preisschub einsetzen. China bunkert bereits heute Rohstoffe für die „Zeit danach“. Bleibt die Frage: Wie investiere ich in diese Metalle?
Wenn ich große Probleme für die Währungen und Banken erwarte, brauche ich ein Investment, bei dem ich möglichst kein Emittentenrisiko habe ( Mein Geld soll nicht im Kamin sein, wenn irgendeine Bank die Pforten schließt ).
Da fällt schon das meiste aus der Liste. Zertifikate auf Rohstoffe sind Schuldverschreibungen. Wenn die ausgebende Bank das Zeitliche segnet, verabschiedet sich mein angelegtes Geld gleich mit ins Nirwana.
Rohstofffonds auf Industriemetalle oder ETF (börsengehandelte Fonds, die –in diesem Fall- einen Rohstoffindex abbilden) sind auch nur auf den ersten Blick sicher. Denn wie legen diese Fonds Ihr Geld denn in Rohstoffe an? Kaufen die ein paar Kubikmeter Eisenerz und legen es in den Park vor der Bank? Nein. Sie schließen lediglich Wetten mit anderen Banken oder Finanzgesellschaften ab. Sogenannte SWAP-Geschäfte. (Müssen Sie sich nicht unbedingt merken). Wenn der Wettpartner –wer auch immer das sein mag- ausfällt, ist Ihr Geld in höchster Not. Also auch nicht das Ideale.
Als sinnvollste Alternative erscheint mir in diesem Zusammenhang die Investition in Rohstoffaktienfonds. Das sind Fonds, die ausschließlich in Aktien von internationalen Bergbauunternehmen investieren. Deren Kurse hängen sehr stark von der Preisentwicklung des jeweiligen Rohstoffs ab. Natürlich bleibt auch hier das Risiko der jeweiligen Aktiengesellschaft. Es ist jedoch die aus meiner Sicht sicherste Form des Rohstoffinvestments.
Der Fondsanteil liegt in Ihrem Bankdepot. Wenn Ihre Bank die Pforten schließen sollte, gehören die Fondsanteile immer noch Ihnen und sonst niemandem. Die Bank verwahrt diese nur für Sie. Wenn die Fondsgesellschaft pleite geht, gehören die Aktien im Fonds immer noch Ihnen. Die Fondsgesellschaft muss Ihr Geld und die Aktien, die sie für Sie erworben hat separat aufbewahren (Sondervermögen). Ihr einziges Risiko besteht darin, dass die einzelnen Bergbauunternehmen pleite gehen oder die Kurse fallen.
Machen Sie nicht den Fehler, einen solchen Fonds DIREKT bei Ihrer Bank zu kaufen. Wenn Sie Ihrem Bankberater sagen: „Ich möchte gerne Betrag X in den Pfefferminzia-Fonds anlegen.“, wird ihr Bankberater sich wie ein Schnitzel freuen und Ihnen bei der Fondsgesellschaft Pfefferminzia diese Fondsanteile besorgen. Dafür kassiert er von Ihnen direkt 5 Prozent Ihres Anlagebetrages als „Ausgabeaufschlag“. Wenn Sie statt dessen sagen: „Ich möchte gerne für Betrag X Pfefferminzia-Fonds an der Börse Hamburg kaufen!“, wird er ein langes Gesicht machen, die Order an die Börse Hamburg leite und Sie bekommen die Anteile OHNE Ausgabeaufschlag genau so, als würden Sie eine Aktie an der Börse kaufen. Hier gibt es natürlich wie bei allen Aktien auch eine Handelsspanne zwischen An- und Verkaufspreis, diese Spanne liegt aber unter 1,5 Prozent.
Vorsicht: Interessenskonflikt! (Soviel Fairness muss sein): Ich bin neben meiner freiberuflichen Tätigkeit Angestellter von MWBfairtrade, die auch den Fondshandel an der Börse Hamburg/Hannover betreiben. Sie können die Fondsnatürlich auch über andere Börsenplätze kaufen. Vergleichen Sie aber die Preise bitte vorher selbst über die entsprechenden Internetseiten.
Wenn Sie sich verschiedene Fonds anschauen, vergleichen Sie diese ganz genau. Wichtige Kriterien sind ein nicht zu kleines Fonds-Volumen (über 100 Millionen Euro sollten es schon sein). …also natürlich nicht Ihre Anlagesumme, sondern alles Geld des Fonds 😉
Wichtig ist auch die „Managementgebühr“. Das ist der Betrag, den die Fondsgesellschaft jährlich einbehält um ihre Kosten zu decken. Das sollte keinesfalls über 1,5% bei Rohstofffonds sein.
Bleibt noch der Zeitpunkt für den Kauf: Ich sehe die Entwicklung hier ganz ähnlich wie die der Aktienkurse. Auch hier sollte es im Laufe des Jahres noch einmal deutlich nach unten gehen. Aber es ist sinnvoll sich bereits heute mit der Frage zu beschäftigen: „Was kaufe ich, wenn es Zeit zum Einsteigen ist.“
Der Artikel wurde in Ausgabe 1/2011 veröffentlicht und wurde bereits auf cashkurs.com veröffentlicht.