Den Effekt, den niedrige Steuern auf Immobilientransaktionen haben könnten, ist bekannt, doch gerade in Krisenzeiten kann auch eine geringe Grunderwerbssteuer den Wohnungsneubau ankurbeln – so lautet jedenfalls die Grundaussage des »Kiel Policy Brief 165«.
Wie die im März 2023 veröffentlichte Untersuchung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), herausfand, führten die vergleichsweise niedrigen Grunderwerbssteuersätze von 3,5 Prozent in Bayern und Sachsen zu einer Zunahme der Neubautätigkeit in eben diesen Bundesländern. In der Analyse zeigte sich, dass in den Jahren 2011 bis 2020 die Bauinvestitionen in Bayern um acht Prozent und in Sachsen um elf Prozent höher lagen als in den vergleichbaren, da strukturell ähnlichen Ländern, welche – im Gegensatz zu Sachsen und Bayern – die Grunderwerbssteuer angehoben haben.
Eine Erhöhung der Grunderwerbssteuer sei zudem üblicherweise nicht ausreichend oder sinnvoll, um aus diesen Mehreinnahmen Wohnungsbau staatlich finanzieren zu können. Dies geht ebenfalls aus dem Bericht des Autors Jens Boysen-Hogrefe hervor, welcher auch stellvertretender Direktor für Konjunktur und Wachstum am IfW ist. Hätten die beiden im Fokus stehenden Bundesländer die Steuern ebenfalls angehoben, wäre ihnen eine solche Finanzierung durch die Erhöhung der Steuer nur im Jahr 2012 und zudem in Bayern 2016 gelungen. In den übrigen Jahren hätte die Lücke zwischen Steuermehreinnahmen und benötigten Bauinvestitionen dies verhindert, heißt es in der Analyse.
In einer Pressemitteilung, die anlässlich der Untersuchungsergebnisse veröffentlicht wurde, appellierte Boysen-Hogrefe an die zuständigen Stellen. Die Ausgestaltung des Länderfinanzausgleichs bedürfe einer Überarbeitung, da er Anreize zur Erhöhung der Steuersätze schaffe und damit die Möglichkeiten, die sich aus der Senkung einer Grunderwerbssteuer ergäben, konterkariere, hieß es dort.
AS