Marc Friedrich im Interview über die Krise, konkrete Chancen und das Zeitalter der Sachwerte
Herr Friedrich, Ihr neues Buch heißt »Die größte Chance aller Zeiten«. Dass gewisse Unternehmen und Investoren von der Krise profitieren, ist nichts Neues. Worin sehen Sie die konkreten Chancen für Privatanleger?
Wir sind inmitten eines historischen Paradigmenwechsels, der eine Zeitwende einläutet und die Karten komplett neu mischt. Im Buch zeige ich unterschiedliche Zyklen auf, die jetzt alle zusammenkommen und den größten Vermögenstransfer der Menschheit auslösen. Dadurch entsteht für uns eine einmalige Investmentchance, welche es so kein zweites Mal zu unseren Lebzeiten geben wird. Wer jetzt die richtigen Weichen stellt, wird davon profitieren.
Es werden jetzt entweder Vermögen auf Generationen geschaffen oder vernichtet. Noch ist das Zeitfenster offen, um aktiv zu werden. Die Notenbanken und Staaten haben durch die Corona-Krise noch mehr Billionen wie zuvor schon ins System gepumpt, um es zu stabilisieren. Dadurch haben wir neue Rekordstände bei den Schulden und in den Notenbankenbilanzen erreicht. Dies alles wird zu Inflation führen. Zum Schutz für seine Kaufkraft braucht der Leser jetzt durch die Natur und durch die Mathematik limitierte Werte wie Edelmetalle, Aktien, Bitcoin und andere Sachwerte. Diese habe ich im Buch dezidiert aufgeführt und auch die perfekte Vermögenssicherung vorgestellt.
Sie haben Anfang des Jahres einen Trendwechsel von spekulativen hin zu Wachstumsaktien vorhergesagt. Wie haben Sie Ihre Anlagestrategien und Portfolios der aktuellen Lage angepasst?
Ich habe Techaktien reduziert und verkauft und bin antizyklisch in Valueaktien eingestiegen. Das waren vor allem Rohstoff-, Minen- und Basisgüteraktien. Ich habe Minenaktien in den Bereichen Edelmetalle, Uran, Industriemetalle usw. übergewichtet. Ebenso Öl- und Gasaktien. Parallel habe ich Bitcoin aufgestockt, was auch goldrichtig war. All dies habe ich auch für Deutschlands ersten physisch hinterlegten Sachwertfonds den »SOLIT Wertefonds« umgesetzt, den ich seit Ende 2020 als Berater betreue. Meine Empfehlungen wurden hier im Rahmen der Möglichkeiten ebenfalls umgesetzt.
Sie schreiben, dass die Corona-Krise die Schwächen in unserem System sichtbar gemacht und ohnehin bestehende Entwicklungen nur beschleunigt hat. Ist die Pandemie also das sprichwörtliche Pflaster, das schnell abgezogen kürzer wehtut?
Ja! Corona ist nicht der Grund der jetzigen Krise, sondern lediglich der Auslöser. Die wahren Ursachen liegen viel tiefer. Wir befinden uns inmitten eines Zyklenwechsels. Corona hat vieles offenbart und zerstört nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die EU, die Politik und das Vertrauen der Menschen. Wir sehen ein Land und eine überforderte EU im Abgesang. Wir sehen Politiker, die historische Fehlentscheidungen treffen, die chaotisch und kopflos agieren. Das alles trifft auf oftmals pure Inkompetenz und Korruption sowie Machtkämpfe auf allen Ebenen bei dem verzweifelten Versuch, den Lauf der Geschichte aufzuhalten. In den letzten 20 Jahren hat man alle Krisen nicht gelöst, sondern lediglich mit gigantischen Geldpaketen in die Zukunft verschoben, wo sie sich weiter aufgestaut und damit potenziert haben. Aber noch nie wurden Krisen durch Gelddrucken gelöst. Jetzt sind wir im Endspiel und müssen uns mit der aufgestauten Wucht der aufgeschobenen Krisen auseinandersetzen.
Sie schreiben, dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Welche konkreten Beispiele können Sie da nennen?
Wie erwähnt, befinden wir uns in einer Zeitenwende. So bitter es für viele auch sein mag – wir werden nicht mehr in der alten, gewohnten Welt aufwachen und zu unserem alten Leben zurückkehren. Alles wird sich für immer verändern:
wie wir arbeiten
wie wir uns in Zukunft fortbewegen
wie und was wir einkaufen
wie wir wirtschaften, reisen, denken,leben, bezahlen, investieren
wie und was wir produzieren
Solche Punkte in der Geschichte bilden das Fundament und sind die Chance für nachhaltige Veränderungen, die die Menschheit aus Bequemlichkeit und Angst niemals freiwillig initiieren würde. Allerdings müssen wir aufpassen, dass diese Krise nicht von den falschen Protagonisten dazu verwendet wird, unsere Freiheitsrechte zu beschränken und lang gehegte Pläne endlich im Schatten der Krise durchzudrücken, was teilweise leider schon geschehen ist, z. B. EU-Schulden- und Transferunion.
Zu welchen Schritten würden Sie Privatanlegern jetzt raten?
Werden Sie aktiv! Das Zeitalter der Sachwerte hat begonnen und die Inflation wird kommen! Aus diesem Grund würde ich Papierwerte wie Lebensversicherungen, Riester und Rürup verkaufen, Geld vom Konto nehmen und in Wertspeicher umschichten. Man muss als eine Art Lebensversicherung für seine Kaufkraft und seinen Wohlstand limitierte Werte ins Depot legen. Hier favorisiere ich vor allem Bitcoin, Ethereum, Minenaktien, Edelmetalle und weitere Sachwerte. Je nach Vermögen kann man auch Diamanten, Whisky, Uhren und weitere Sachwerte hinzufügen.
Bilder: David Bornscheuer / Cover: FBV