Ronny Wagner rät, sich gegen die Stürme des Finanzsystems mit breit gestreuten Anlagen abzusichern. Das Interview führte Julien Backhaus.
Herr Wagner, der Windsor Verlag hat gerade Ihr Buch Geld(r)evolution raugebracht. Sie spielen also auf die Weiterentwicklung von Geld sowie auf die radikale Veränderung an. Wie sollte denn Geld Ihrer Meinung nach sein?
Grundsätzlich ist Geld Vertrauenssache. Und das in jeder Hinsicht. Die Menschen vertrauen darauf, dass ihre täglichen Anstrengungen und Tätigkeiten durch Zahlung von Lohn, Gehalt oder Provision honoriert werden. Dieses erhaltene Geld möchten die Menschen anschließend in Besitz und Erlebnisse tauschen, die ihnen wichtig sind. Geld repräsentiert einen Wert in Hinblick auf Besitz und Erlebnisse sowie Anstrengungen und Tätigkeiten. Woraus es besteht, ist nicht wichtig. Die Menschen müssen nur darauf vertrauen können, dass es seinen dokumentierten Wert auch behält. Geld dokumentiert letztlich den Wert des geleisteten Dienstes und stellt sicher, dass es im gleichen Wert in Besitz und Erlebnisse eingetauscht werden kann.
Der Schlüssel zu einem den Menschen dienenden Geldsystem ist demnach der wechselseitige Austausch von Leistungen. Man tauscht etwas Wertvolles, um etwas anderes Wertvolles zu erhalten. Wertvoll ist etwas, das sehr gut zu verwenden, nützlich und hilfreich ist. Das Geld ist in diesem Zyklus lediglich ein Zwischenschritt. Es soll den Austauschprozess jederzeit ermöglichen, ohne dass sich der Käufer eines Produktes darüber Gedanken machen muss, welches Produkt er dem Verkäufer als Gegenleistung anbieten könnte.
Das grundlegende Prinzip der Wirtschaft ist es, dass Menschen sich untereinander bei der Lösung ihrer Probleme helfen. Ein Mensch hat ein Problem, ein anderer die dafür passende Lösung. Man löst das Problem und bekommt dafür Geld. Leistet man wertvolle Dienste zu einem guten und fairen Preis, dann bleibt man im Geschäft und erwirbt sich einen ausgezeichneten Ruf und ist somit konkurrenzfähig. Tut man dies nicht, kann man durchaus kurzfristige Erfolge erzielen, wird jedoch langfristig scheitern. Alles im Leben hat seinen Preis. Wenn Menschen wertvolle Dienste für andere Menschen liefern, wird Geld eine logische Folge davon sein. Es geht lediglich darum, Anstrengungen, Tätigkeiten und Ideen in Besitz und Erlebnisse von wahrem, bleibendem Wert umzuwandeln. Das ist der perfekte Geldkreislauf.
Eigentlich sind Sie doch Edelmetallhändler. Warum legen Sie Wert auf die Finanzbildung der Menschen? Lässt sich durch Angst nicht mehr verkaufen?
Korrekt. Angst ist das häufigste Verkaufsargument. Ich mache in meinem Buch, in meinen Seminaren und Trainings immer wieder deutlich, dass unser heutiges Geldsystem nicht überlebensfreundlich für den Großteil der Menschen ist. Und damit hat es seine Daseinsberechtigung für mich verwirkt. Ein System muss den Menschen dienen. Das kann ich bei unserem heutigen Geldsystem leider nicht erkennen. Um eine notwendige Veränderung möglich zu machen, ist eine Evolution im Denken der Menschen notwendig, eine Geldevolution.
Geld macht mittlerweile über 90 Prozent unseres gesamten Lebens aus. Und doch wissen die meisten Menschen sehr wenig über Geld. Finanzielle Bildung ist daher der erste Schritt in diesem evolutionären Veränderungsprozess. Um nicht in den Abwärtssog des heutigen Geldsystems zu geraten, ist es wichtig, sich eine intelligente Strategie auszudenken. Ein Teil dieser Strategie ist sicherlich die Investition in diverse Edelmetalle. Jedoch ist das nicht ausreichend, sondern lediglich ein erster Schritt. Notwendiger denn je ist Wissen. Nur die Kombination aus vermögenssichernder Investition und dem Aneignen von Wissen über Geld scheint ein überlebensfreundliches Konzept zu sein.
Die meisten Edelmetalle sind recht schwankungsanfällig. Wie bleibt man da als Anleger ruhig?
Menschen mit dem entsprechenden Wissen treffen täglich kluge und sichere Entscheidungen. Menschen die nicht wissen, glauben an Glück und Zufall. Sie sorgen sich ständig um ihr Geld und blicken voller Sorge in die Zukunft. Sicherheit ist Verstehen, Unsicherheit ist Mangel an Verstehen. Finanzielle Bildung gibt den Menschen die notwendige Sicherheit und ermöglicht eigenverantwortliches Handeln. Sie ist ein Teil des Fundaments für ein glückliches und zufriedenes Leben.
Wie empfehlen Sie denn Ihrem besten Kumpel zu investieren? Wie muss so ein Portfolio aussehen?
Ja zur Einfachheit. Grundlegende Wahrheiten sind immer sehr einfach, schnell zu verstehen und vor allem leicht zu erklären. Wahrheiten sind immer die Dinge, die funktionieren und nur dadurch Gültigkeit erlangen. Die Finanzkrisen der letzten Jahrzehnte haben doch eines gezeigt. Wenn es anfängt an den Kapitalmärkten zu rutschen, dann gibt es keine Anlageklasse mehr, die nicht mit in den Abwärtsstrudel gerät. Die Welt ist komplexer geworden und alles ist mit allem verbunden. Die häufigste Anlagephilosophie ist wohl die, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Wer streut, rutscht nicht aus, so das Credo. Da alles mit allem verbunden ist, kann dieses Konzept nicht funktionieren. Diversifikation kann nicht der richtige Weg sein, da es keine Anlageklassen gibt, die sich gegenläufig zueinander entwickeln.
Meine derzeitige Anlagephilosophie ist sehr einfach. Ich setze auf drei Bausteine und nenne es TAC – Triple Affluence Concept: Geldwerte, Sachwerte und Wahre Werte. Es besteht aus Geldwerten (Bargeld in verschiedenen Währungen wie Schweizer Franken, US-Dollar, Britisches Pfund, Norwegische Krone, Euro), Sachwerten (Immobilien und Gold) und wahren Werten (Silber, Platin, Palladium sowie einer kleinen Auswahl an Edelmetallaktien in Kombination mit finanzieller Bildung). Auf das Wissen kann nicht verzichtet werden, da es die Grundlage von TAC ist.
Mein Fazit:
Dem Menschen kann nur geraten werden, sich von der breiten Masse der Menschen in seinen Entscheidungen zu trennen und einen eigenen Weg einzuschlagen. Wie hat es Oscar Wilde so treffend formuliert: „Alles Populäre ist falsch.“ Das Denken außerhalb der gängigen Konzepte ist ein absolutes Muss für die Menschen, die relativ schadlos das Dilemma des heutigen Geldsystems überstehen möchten.
Vielen Dank für das Interview, Herr Wagner.
Ronny Wagner ist Gründer und Vorstand des Vereins „Schule des Geldes“ und setzt sich für die finanzielle Bildung ein. Außerdem ist er Inhaber der Noble Metal Factory.
Ronny Wagners Buch „Die Geld(r)evolution“ ist eine Kampfansage an das bestehende Geldsystem. Dazu ist es eine Aufforderung, alles bisher Erlernte, Geglaubte und Praktizierte zum Thema „Geld“ über Bord zu werfen und anhand leicht verständlicher Tipps neue Wege zu gehen.
Bild: NMF, Wagner