Die Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung eines digitalen Euro stoßen auf deutlichen Widerstand aus der deutschen Bankwirtschaft. Vertreter der Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie weiterer Verbände warnen, dass die aktuelle Ausgestaltung des Projekts zu staatlicher Überkontrolle, Wettbewerbsverzerrungen und einer Schwächung des traditionellen Bankensektors führen könnte. Gleichzeitig betonen sie ihre Unterstützung für elektronische Zahlungen, wollen aber eine stärkere Einbindung des Privatsektors und die Sicherung des Bargelds als Wahlmöglichkeit.
Banken warnen vor Kontrollverlust und Wettbewerbsrisiken
Kritiker bemängeln, dass die EZB mit dem digitalen Euro eine zweite, staatlich kontrollierte Zahlungsinfrastruktur schaffen will, die in direkter Konkurrenz zu bestehenden Banken stehen könnte – und zwar als gleichzeitiger Aufseher und Marktakteur. Diese Doppelfunktion sei problematisch, heißt es aus Verbandskreisen: „Der Schiedsrichter sollte nicht selber mitspielen“, so Tanja Müller-Ziegler vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).
Die Bankenverbände fordern stattdessen, dass privatwirtschaftliche Akteure die operative Umsetzung übernehmen und der digitale Euro als reines Zahlungsmittel, nicht als eigenes Zahlungssystem, ausgestaltet wird. Eine stärkere Einbindung bestehender Infrastrukturen solle gewährleistet werden, ohne den Wettbewerb unnötig zu verzerren.
Bargeld, Datenschutz und Mehrwert – die offenen Fragen
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den möglichen schleichenden Rückzug des Bargelds. Die Verbände betonen, dass Bargeld nach wie vor eine wichtige Wahlfreiheit und Sicherheitsfunktion für Verbraucher darstelle und nicht durch eine digitale Alternative ersetzt werden dürfe. Zudem herrscht Skepsis, wie Datenschutz und die ordnungspolitische Rolle der EZB langfristig gesichert werden sollen, wenn Transaktionen über eine zentrale Plattform abgewickelt werden.
Die EZB selbst argumentiert, der digitale Euro solle Bargeld ergänzen, nicht ersetzen, und die digitale Zahlungsinfrastruktur Europas stärken, um Abhängigkeiten von globalen Zahlungsanbietern zu reduzieren. Befürworter sehen darin einen wichtigen Schritt hin zu einer modernen, resilienten Währungsarchitektur, die den digitalen Wandel der Finanzwelt widerspiegelt.
Die Debatte zeigt, wie tiefgreifend die Auswirkungen eines digitalen Euros auf Banken, Verbraucher und den Finanzmarkt sein könnten und dass weitreichende politische, rechtliche und wirtschaftliche Fragen noch offen sind.
SK
Beitragsbild: IMAGO / Christian Ohde
