Während China seit Jahrzehnten den globalen Markt für Seltene Erden dominiert, zeichnet sich am Horizont eine neue Macht ab: Brasilien. Wie die WirtschaftsWoche berichtet, könnte das südamerikanische Land schon bald zum ernstzunehmenden Konkurrenten werden – mit potenziell dramatischen Auswirkungen für die globale Lieferkette und die Preise dieser strategisch kritischen Rohstoffe.
Vor allem geht es um Metalle wie Dysprosium und Terbium, die über einzigartige magnetische und illuminierende Eigenschaften verfügen. Vorkommen gibt es zwar auch in Grönland, Kanada und Schweden, doch stecken die Metalle hier meist in Festgestein. Das verteuert den Abbau.
Das brasilianische Bergbauunternehmen Serra Verde beginnt in Kürze mit der kommerziellen Förderung Seltener Erden und bietet diese zu Preisen an, die mit denen chinesischer Produzenten konkurrieren können. Der entscheidende Unterschied: Brasilien gilt als stabilerer und berechenbarer Partner ohne die geopolitischen Spannungen, die chinesische Lieferungen begleiten.
»Wir werden zu den gleichen Preisen wie die Chinesen verkaufen«, wird Serra-Verwaltungschef Lars-Eric Johansson zitiert. Das Unternehmen verfügt über geschätzte 2,6 Millionen Tonnen an Seltenen Erden in seiner Mine im Bundesstaat Goiás und hat bereits langfristige Lieferverträge mit Kunden in Europa und den USA abgeschlossen.
Brasiliens Aufstieg könnte dieses Machtgefüge ins Wanken bringen. Das Land verfügt über die drittgrößten Reserven weltweit und profitiert von mehreren strategischen Vorteilen: Die Erzvorkommen enthalten kaum radioaktive Elemente, was die Förderung umweltfreundlicher und kostengünstiger macht. Zudem ist die Mine bereits vollständig genehmigt und liegt verkehrstechnisch gut erschlossen zwischen zwei wichtigen Highways.
Serra Verde plant, noch in diesem Jahr 5.000 Tonnen Seltene Erden zu produzieren und die Förderung bis 2025 auf 10.000 Tonnen jährlich zu steigern. Während China seine Exporte zunehmend einschränkt, um die heimische Industrie zu bevorzugen, könnte Brasilien zum bevorzugten Partner des Westens werden. US-Unternehmen wie General Motors und MP Materials investieren bereits massiv in alternative Lieferketten.
MK