Die EU steht vor einem fundamentalen Dilemma: Obwohl der Bedarf an Rohstoffen wie Seltenen Erden (REE) und Magnetmetallen für Batterien, Windkraft oder Elektronik rasant steigt, gleicht das Recycling in Europa einer Baustelle, mit teils dramatischen Konsequenzen für Umwelt, Industrie und Wirtschaftsstandort. Laut einem Bericht des Handelsblatt, scheitert Europa daran, alte Geräte und Elektroschrott systematisch aufzubereiten, so dass viele dieser Rohstoffe im Müll landen.
Die Rückgewinnung von REE ist technisch und wirtschaftlich kompliziert: Zahlreiche Metalle stecken verteilt in komplexen Produkten, von kleinen Elektronikbauteilen bis hin zu Motoren und Magneten. Die Aufbereitung erfordert spezialisierte Verfahren, erhebliche Energie und hohe Investitionen.
Zudem fehlt ein flächendeckendes Sammel-, Sortier- und Recycling-Netzwerk für Elektroschrott und magnethaltige Bauteile. Viele Altgeräte werden exportiert, verbrannt oder verschrottet; Rohstoffe gehen unwiederbringlich verloren.
Europa hat bislang trotz wachsendem Bedarf kaum eigene Produzenten oder ausreichend raffinierte Kapazitäten aufgebaut, das macht den Kontinent extrem abhängig von Lieferungen aus China und wenigen anderen Anbietern.
Seltene Erden sind kein Luxus, sie sind essenziell. Sie stecken in Elektromotoren, Windturbinen, Smartphones, Halbleitern, Batterien, militärischer Elektronik und vielen Hightech-Produkten. Ohne sie bricht nicht nur Marktinnovation ein, auch strategische Sektoren wie Energie, Mobilität und Verteidigung geraten ins Wanken.
Ein wichtiger Lösungsansatz wäre ein echtes, europaweites Recycling-Ökosystem für kritische Metalle, mit Infrastruktur, Forschung, Anreizen und klaren Regularien. Projekte dazu gibt es: Forscher arbeiten an Verfahren, die REE aus Elektroschrott oder Industrieabfällen zurückgewinnen können.
Doch das reicht nicht: Es braucht einen politischen und wirtschaftlichen Schulterschluss zwischen Industrie, Staaten und Behörden, um Recycling zu priorisieren, Investitionen abzusichern und technische Standards etabliert durchzusetzen.
SK
Bildbeitrag: VDI / Heraeus
