Seit den zahlreichen Ölfunden ab 2015 durchlebt das einst bettelarme Land Guyana eine Turbo-Transformation. Schon jetzt ist es die am schnellsten wachsende Wirtschaft der Welt. Bis 2035 könnte Guyana zu den fünf größten Ölproduzenten aufsteigen.
In dem kleinen südamerikanischen Staat leben nur knapp 800.000 Einwohner – gerade mal etwas mehr als in Frankfurt am Main. In Anbetracht dessen wirkt die Entdeckung von Ölvorkommen in Höhe von elf Milliarden Barrel noch gewaltiger. Diese Reserven entsprechen einem Marktwert von über 500 Milliarden Dollar. Laut Nachrichtenmagazin »The Economist« könnte die tägliche Produktion bis 2028 ca. 1,2 Mio. Barrel erreichen. Damit würde Guyana wohl mehr Öl pro Person fördern als jedes andere Land. Zum Vergleich: Petro-Gigant Saudi-Arabien produziert aktuell täglich nur knapp ein Drittel eines Barrel pro Person. Guyanas Pro-Kopf-Output läge also viermal höher. Bis 2035 wird der neue Öl-Riese zu einem der fünf größten Produzenten der Welt heranwachsen. Das erwartet das Energieberatungsunternehmen Rystad.
Der Boom mit dem »schwarzen Gold« begann 2015, als ein Konsortium von Ölkonzernen rund um ExxonMobil die erste Öl-Entdeckung machte. Seitdem wurden mehr als 30 Ölquellen gefunden. Nirgendwo in der Welt wurde seit 2015 mehr Öl entdeckt als in Guyana. Dabei macht nicht nur die schiere Menge den südamerikanischen Staat so attraktiv für die Konzerne, sondern auch vergleichsweise niedrige Kosten. Laut Rystad lässt sich Öl profitabel ab 35 Dollar pro Barrel produzieren – der aktuelle Marktpreis liegt mehr als doppelt so hoch. Die Gewinnmarge fällt also ausgesprochen üppig aus.
Das größte Wirtschaftswachstum der Welt
Diese Entwicklungen befeuern die Wirtschaft des Landes in Rekord-Geschwindigkeit. So wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 um atemberaubende 49 Prozent, 2021 um starke 21 Prozent und 2022 sogar um schwindelerregende 62 Prozent– schneller als in allen anderen Ländern der Welt. Dieser rasante Anstieg macht sich auch im realen BIP pro Kopf bemerkbar. Laut CIA World Factbook lag dieses 2019 noch bei 12.800 Dollar, 2021 schon bei 21.900 Dollar. Im Vergleich zu 2015 bedeutet das eine Vervierfachung! Zur Orientierung: in Deutschland belief sich der Wert 2021 auf 53.200 Dollar. In dieser Liga spielt der Petro-Newcomer zwar noch lange nicht, aber inzwischen liegt Guyana immerhin schon leicht vor Argentinien (21.500 Dollar) und Costa Rica (21.200 Dollar).
SH