Sich als Erwachsener mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen, sollte das Normalste auf der Welt sein. Durch geschicktes Investmentverhalten kann man sich so ein ansehnliches Vermögen erwirtschaften. Die Möglichkeiten und die Bereiche, in denen investiert werden kann, sind beinahe unbegrenzt. Immer mehr Menschen interessieren sich deshalb für Trading, um den Turbo für ihren Vermögenszuwachs zu zünden. Doch wie beginnt man am besten, welche Konzepte, Strategien und Märkte erscheinen vielversprechend? Welche Modelle liefern die besten Prognoseergebnisse? Mit welchen Tools muss man sich auseinandersetzen?
Wie auch der blutigste Tradinganfänger es zu beachtlichen Erfolgen oder vielleicht sogar zur ersten Million schafft, verrät uns Trading- und Investmentprofi Frédéric Ebner.
Erfolgreiches Trading braucht ein Fundament
Sich Hals über Kopf in angesagte Märkte zu stürzen und sich nicht mit den Mechanismen der jeweiligen Anlageklassen auseinanderzusetzen, kann zu schmerzhaften Verlusten führen, die vielleicht nie mehr erwirtschaftet werden können. »Vor allem vernachlässigen Neueinsteiger, aber auch alte Hasen auf dem Sektor, gerne den Faktor Psychologie«, verrät Ebner. Laut dem Trading-Profi herrsche der Irrglaube, dass es irgendein »Wundersystem« gäbe, welches Renditen garantiere. So machen sich viele Trader auf die Suche und wenden gleich zu Beginn die komplexesten Modelle an, um sich ihre Rendite zu sichern. »Dabei geht es vielmehr um die eigene Disziplin und um Durchhaltevermögen, wenn man langfristig als Trader erfolgreich sein möchte. Emotionen sollten aus der Anlagestrategie herausgehalten werden, da sie in den meisten Fällen den Erfolg behindern.« Komplexe Bewertungsmodelle, ausgefallene Indikatoren und Trendmuster scheinen zwar hip, wer jedoch die eigenen Regeln nicht befolgt, weil er zu gierig oder zu sehr unter Zugzwang ist, wird bei der praktischen Anwendung scheitern.
Emotionsloses Traden
Obwohl es manchmal wirklich besser wäre, vor allem im Bereich des Tradings – Menschen sind keine Roboter. Sie haben Gefühle und Emotionen. Geld ist ein zutiefst emotional besetzter Bereich, der oftmals mit vielen Ängsten verbunden ist. Die Angst, alles zu verlieren, aber auch die Gier, nie genug zu bekommen. Beide Extreme können dafür sorgen, dass falsche Entscheidungen im Tradingalltag getroffen werden, so Ebner. »Besonders Neueinsteigern fällt es schwer, eine Position mit Verlust zu verkaufen. Sie setzen dann alles auf das Prinzip Hoffnung, während der Markt sie eines Besseren belehrt und nochmals 10 Prozent ins Minus läuft. Besonders Hartgesottene kaufen dann nochmals nach, um »günstiger« eingekauft zu haben. Doch was geschieht, wenn das Papier um weitere 20 Prozent sinkt?« Die Falle schnappt zu und der Verlust wird immer größer und alles nur, weil die Position nicht zum richtigen Zeitpunkt verkauft wurde. Risiko und Rendite sind zwei Seiten einer Medaille. Das Risiko kalkulierbar zu gestalten, ist wiederum Aufgabe des Traders.
Theorie versus Praxis
»Durch eine unrichtige Anwendung scheitern die besten Theorien.« Das hat schon der Mathematiker und Philosoph Rupert Kornmann im 18. Jahrhundert richtig erkannt. Dies gelte natürlich auch für das Trading, so der Investment-Profi: »Grundlage für jeden Tradingerfolg ist der persönliche Plan und die Fähigkeit, sich daran zu halten. Der Plan kann sich bei Zunahme von Erfahrung und Wissen ändern, doch die Fähigkeit der Selbstdisziplin und Konsequenz sollte immer gleichbleiben.« Selbst das beste Konzept, die exaktesten Indikatoren und die heißesten Trends sind irrelevant, wenn Trader von ihrem vorher festgelegten Plan aufgrund von Gier oder Angst abweichen: »Als Profitrader sage ich meinen Kunden immer, sie sollen keinen verpassten Renditechancen nachweinen, die nächsten kommen bestimmt!«
Risikominimierung und Risikoeinschätzung
Je größer die Lernkurve vorangeschritten ist, umso kleiner wird das Risiko, so Ebner. Selbst der beste Trader oder das beste Tradingprogramm produziert Fehlentscheidungen. Viel entscheidender jedoch ist, wie mit diesen Erfahrungen umgegangen wird. Wird daraus gelernt oder wird der Fehler immer und immer wieder reproduziert, sodass die Rendite dahinschmilzt und damit das Anlagevermögen? »Rechthaberei führt sehr schnell zu großen Verlusten«, so das Trading-Ass. »Nur wer bereit ist, Fehler zu begehen, und die Größe hat, sich diese Fehler einzugestehen, hat eine Chance auf diesem Markt. Wer jedoch stur immer wieder ins Fettnäpfchen seiner Emotionen tritt, wird immer wieder schlechte Ergebnisse erzielen, die ihn schlussendlich sogar das gesamte Depot kosten können!«
Mentoren können helfen
Natürlich ist es möglich, sich über Jahre hinweg Tradingfähigkeiten anzueignen und den teilweise hohen Preis für die Erfahrungen selbst zu bezahlen. Wer schnellere und bessere Ergebnisse am Tradingsektor erreichen möchte, sucht sich einen Mentor, der bereits bewiesen hat, dass er weiß, wovon er redet, empfiehlt Ebner. Natürlich kann auch der beste Mentor der Welt nichts aussetzen, wenn der Schüler nicht bereit ist, zu wachsen. Wobei er helfen kann, ist ein funktionierendes Money- und Risiko-Management aufzubauen, welches natürlich in der Praxis auch konsequent umgesetzt werden muss, sonst hat es keinen Wert. Persönlichkeitsentwicklung und Erfolg beim Traden sind, nach Ebner, ebenfalls zwei Seiten einer Medaille. Mentoren können zwar Abkürzungen zeigen, gehen muss den Weg jeder selbst.
Bilder: Frédéric Ebner