Verantwortungsbewusste Geldanlagen sind langfristig gesehen weniger rentabel als „unmoralische“ Geschäfte, wie eine aktuelle Studie der Credit Suisse ergab. Diese untersuchte, ob sich „böse“ Geschäfte tatsächlich auszahlen und wie Anleger mit „unmoralischen“ Unternehmen umgehen können.
Mit einer Investition will man Rendite erzielen. Vielen Anlegern reicht das jedoch nicht mehr. Aber macht sich ein angemessenes Anlageverhalten auf Dauer bezahlt? Im Global Investment Returns Yearbook 2015 der Credit Suisse vergleicht das Unternehmen zwei gegensätzliche Fonds: Zum einen den Vice Fund, ein sogenannter Laster-Fonds, der vor geraumer Zeit in Barrier Fund umbenannt wurde. Dieser investiert in sozial fragwürdige Unternehmungen aus der Tabak-, Alkohol-, Glücksspiel- oder auch Rüstungs- und Luftfahrtindustrie. Verglichen wurde dieser Fonds mit dem Vanguard FTSE Social Index Fund, der sich aus Unternehmen zusammensetzt, die auf soziale sowie Menschenrechts- oder Umweltthemen überprüft wurden.
Der Vice Fund hat über einen Zeitraum von knapp 14 Jahren einen höheren Ertrag erzielt: So stieg er bis Anfang 2015 von 10.000 Dollar auf 33.655 Dollar an. Der Vanguard FTSE Social Index konnte hingegen nur auf 26.788 Dollar anwachsen. Dieses Beispiel sowie weitere Untersuchungen der London Business School weisen darauf hin, dass sich unmoralische Anlagen tendenziell besser entwickeln, vor allem auf langer Sicht. Dies könnte daran liegen, dass sich die Unternehmen, die sich mit „unmoralischen“ Themen beschäftigen, stetiger Nachfrage ihrer Waren oder Dienstleistungen erfreuen, und zwar auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten. Zudem verfügen sie über große Margen und sind meist weltweit tätig.
Forscher fanden in einer weiteren Studie außerdem heraus, dass sich Investitionen in als korrupt geltenden Ländern mehr lohne als in anderen Staaten. Verantwortungsbewusste Anleger könnten dies unter Umständen sogar noch verschlimmern: „Wenn genügend Anleger diese unmoralischen Unternehmen meiden, fallen deren Aktienkurse und dies bietet Anlegern, die weniger ethische Bedenken hegen, Aussichten auf größere Renditen“, erklärt Elroy Dimson, Professor an der London Business School.
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Investoren, die nicht in Fonds investieren wollen, die mit „unmoralischen“ Themen ihr Geld verdienen, haben zwei Möglichkeiten: Zum einen können sie sich aus Anlagebeziehungen in Bezug auf Unternehmen zurückziehen und brechen ihre Anlagenbrücken ab. Das ist ein sehr radikaler Schritt. Zum anderen kann Widerspruch ein effektives Mittel sein. Das bedeutet, dass die Anleger ihre Meinung laut äußern, um so das Unternehmensverhalten zu verbessern. Zum Beispiel können sie sich an die Führungskräfte wenden. Dafür eignet sich die Hauptversammlung sehr gut, denn dann kann man auch die Aufsichtsbehörden erreichen.
Sozial verantwortliches Verhalten ist jedoch wichtig und kann ebenfalls rentabel ausfallen. Die Autoren der Studie von Credit Suisse raten zur Waschmaschinen-Strategie: „nicht verantwortungsbewusste Unternehmen kaufen und sie in verantwortungsbewusstere Unternehmen umwandeln“.
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