Griechenland ist zum Synonym für die Euro-Krise geworden. Dabei hat das Land am südlichen Ende des Balkans durchaus mehr zu bieten als Steuerhinterzieher und Streikfreunde. Zum Beispiel einen äußerst interessanten Mineralölmarkt, der geprägt ist von leistungsfähigen Raffinerien, großen, wenn auch unerschlossenen Ölvorräten vor Kreta und zahlreichen mittelständischen Brenn- und Treibstoffhandelsketten.
Griechenland ist ein Top-Öl-Land. Denn innerhalb der EU hat es den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch (5,36 Liter je Tag; zum Vergleich Deutschland: 4,92 Liter, EU: 4,37 Liter). Mit 55 Prozent Öl-Anteil an der Primärenergieversorgung liegt es ebenfalls an der Spitze (EU: rund 40 Prozent)*. Heizöl ist – neben einheimischer Braunkohle, die beliebteste Wärmeenergieform. Der Ölverbrauch war einer der Gründe, warum das Land allein aufgrund des Import-Drucks und der steigenden internationalen Preise in die finanzielle Schieflage geriet.
Zwar ist Griechenland auch ein Öl-Produzent, doch das in nur verschwindendem Maße. Gerade mal 10.000 der täglich benötigten 400.000 Barrel werden aus einem kleinen Ölfeld vor der Ferieninsel Thassos im Nordwesten Griechenlands gefördert.
Das muss nach Ansicht vieler Griechen nicht so bleiben. Vor Kreta vermuten Experten deutlich größere Ölfelder. Man geht von sechs Milliarden Barrel förderfähigen Reserven aus, bei insgesamt 26 Milliarden Barrel. Gefördert wurde dort bislang nichts, was für die Griechen allerhand Anlass zur Verschwörungstheorie gibt. Wohl näher an der Wahrheit ist, dass sich die Förderung auf dem vor Kreta extrem tiefen und zerklüfteten Mittelmeer erst ab einem gewissen Preisniveau lohnt. Das scheint derzeit erreicht. Und so will die griechische Regierung ab 2012 denn auch die ersten Probebohrungen angehen.
Für drei Regionen, den Golf von Patras an der Westküste des Peloponnes (geschätzte Reserven: 200 Millionen Barrel), nahe der nordgriechischen Stadt Ioannina (50 bis 80 Millionen Barrel) und bei der westgriechischen Stadt Katakolo (3 bis 4 Millionen Barrel) schrieb die griechische Regierung zum Jahresbeginn die Exploration aus. Dabei kommen multinationale Konzerne zum Zuge. Griechenland selbst hat kein so großes Mineralölunternehmen, das eine solche Erschließung leiten könnte.
Quelle: Presseanzeiger Brennstoffspiegel
Bild: Iris Schmitt pixelio.de
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