Die Volksrepublik China weitet ihren strategischen Einfluss auf Seltene Erden aus. Nach den im August eingeführten Interimsregeln zur strengeren Inlandssteuerung geht Peking nun den nächsten Schritt: Neue Exportbestimmungen erfassen nicht mehr nur Rohstoffe, sondern auch Technologien, Know-how und Produkte mit chinesischen Materialien. Damit wird der Zugriff auf kritische Metalle weltweit neu justiert – und die Abhängigkeit der Industrie noch größer.
Ab dem 1. Dezember dürfen Technologien und Fachwissen zur Gewinnung, Verarbeitung und Wartung seltener Erden nur noch mit Genehmigung exportiert werden. Auch Produkte, die außerhalb Chinas hergestellt, aber mit chinesischen Seltenerdmetallen oder -verfahren produziert wurden, unterliegen künftig einer Exportgenehmigung. Für militärische Endverwendungen wird grundsätzlich keine Genehmigung erteilt.
Im Unterschied zu den MIIT-Regeln vom August, die sich auf Abbau- und Förderquoten im Inland konzentrierten, zielen die neuen Maßnahmen auf globale Wertschöpfungsketten. Damit wird es für ausländische Unternehmen noch schwieriger, eigene Verarbeitungs- und Lieferstrukturen aufzubauen.
Die Ausweitung der Exportkontrollen erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen China und den USA. Bereits im April hatte Peking als Reaktion auf US-Zölle die Ausfuhr bestimmter seltener Erden und Magnete begrenzt. Nun zementiert die Regierung diese Strategie – und baut sie aus.
Beobachter werten den Schritt als Versuch, geopolitischen Druck über die Kontrolle kritischer Rohstoffe auszuüben. Rund 65 Prozent der in die EU eingeführten Seltene Erden-Produkte stammen weiterhin aus China. Die Republik verschiebt damit die Gewichte im globalen Rohstoffhandel und zwingt westliche Volkswirtschaften damit zu strategischen Antworten.
Für europäische Industrien – insbesondere Automobilbau, Maschinen- und Energietechnik – drohen zusätzliche Preis- und Versorgungsrisiken. Kurzfristig dürfte die neue Regulierung Lieferketten empfindlich stören, langfristig rücken Alternativen wie Recycling, EU-Förderprojekte und Kooperationen mit Drittstaaten stärker in den Fokus.
SK
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