Der Microsoft-Mitgründer Bill Gates drängt auf einen Richtungswechsel in der internationalen Klimapolitik. Statt sich primär auf die Senkung von CO₂-Emissionen zu konzentrieren, plädiert er dafür, das menschliche Wohlbefinden und Entwicklungsziele stärker in den Mittelpunkt zu rücken.
In einem Memo, veröffentlicht vor dem UN-Klimagipfel in Brasilien, schreibt Gates, dass die aktuelle Debatte »zu sehr auf kurzfristige Emissionsziele fixiert« sei und viele »wirklich wirksamen Maßnahmen« für ärmere Länder vernachlässige.
Gates argumentiert: Der Klimawandel sei zweifellos eine große Herausforderung, aber eine alleinige Fokussierung darauf gefährde die Finanzierung von Programmen gegen Armut, Krankheiten und Hunger. Er bringt es drastisch auf den Punkt: »Ich würde die Temperatur um 0,1 Grad ansteigen lassen, wenn wir dafür Malaria ausrotten könnten.« Er fordert, dass Technologie- und Innovationssprünge wie Künstliche Intelligenz und neue Energielösungen mit Priorität verfolgt werden – aber dann mit einem klaren Blick auf ihre Wirkung für die ärmsten Menschen weltweit.
Der Vorschlag hat Widerspruch ausgelöst: Einige Umwelt- und Gesundheitswissenschaftler halten es für problematisch, Klimaschutz und Entwicklungsziele gegeneinander aufzurechnen. Zugleich sehen sie den Appell als wichtigen Impuls, das Denken in silologischen Kategorien wie »nur Klima« oder »nur Entwicklung« zu überwinden.
SK
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