Der globale Edelmetallmarkt erlebt derzeit eine außergewöhnliche Zuspitzung: Ein massiver Short-Squeeze am Londoner Silbermarkt hat die Preise erstmals seit 1980 über die Marke von 50 US-Dollar pro Unze getrieben. Marktteilnehmer berichten von Luftfrachtflügen mit Silberbarren aus den USA nach London, um Lieferverpflichtungen erfüllen zu können. Die Knappheit physischer Bestände ist so groß, dass Händler bereit sind, hohe Transportkosten in Kauf zu nehmen.
Mehrere Faktoren haben die Lage verschärft. Erstens sind die verfügbaren Silberbestände in London stark geschrumpft, unter anderem durch die anhaltend hohe industrielle Nachfrage – insbesondere aus der Solarbranche. Zweitens haben US-Zölle auf kritische Mineralien dazu geführt, dass immer mehr Silber in die USA umgeleitet wird. Drittens verstärken die jüngsten Marktspekulationen die Engpässe zusätzlich.
Laut Marktbeobachtern war die Situation in dieser Form noch nie da. »Noch nie gesehen – beispiellos«, kommentierte der CIO Anant Jatia die Lage. Die Preisexplosion hat auch institutionelle Investoren aufgeschreckt, die sich nun zunehmend mit physischen Lieferproblemen konfrontiert sehen.
Parallel dazu hat Gold ein neues Allzeithoch von rund 4.070 US-Dollar pro Unze erreicht. Auslöser sind geopolitische Spannungen, erwartete Zinssenkungen der US-Notenbank und eine anhaltend hohe Nachfrage nach sicheren Häfen.
Die Volatilität an den Edelmetallmärkten dürfte in den kommenden Wochen hoch bleiben. Experten erwarten zwar Rücksetzer, sehen aber gleichzeitig anhaltenden Aufwärtsdruck, solange physische Spannungen und politische Risiken bestehen. Auch die Goldkäufe der Notenbanken und ETF-Zuflüsse könnten die Preise weiter treiben.
SK
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