In zwei Tagen fit fürs Investieren in turbulenten Zeiten ist das ehrgeizige Programm des Intensiv-Seminars von Dirk Müller und Gerald B. Hörhan.
Hier ein kleiner Vorgeschmack.
Herr Hörhan, jede Ära hat seine Investmenttrends. Derzeit scheinen es Immobilien zu sein. Sind Immobilien das Allheilmittel für den Vermögensaufbau?
Immobilien sind eine langfristig ertragreiche, inflationsgeschützte und steuerlich effiziente Asset-Klasse. Ebenso kann man Immobilien, im Gegensatz zu Wertpapieren, günstig fremdfinanzieren. Allerdings befinden wir uns derzeit in der Nähe des Höhepunkts der Preisentwicklung, daher muss man beim Einkauf vorsichtig sein und sich auskennen.
Allheilmittel sind Immobilien nicht, allerdings sind sie sicherlich ein wesentlicher Teil des langfristigen Vermögensaufbaus.
Bei vielen Anlegern wird aus dem Immobilien-Traum ein Albtraum. Hohe nachträgliche Investitionen, ausstehende Mieten, Verwaltungsstress. Warum scheitern so viele?
Wie bei jedem Investment fehlt den meisten Menschen das Wissen, die Bereitschaft zu arbeiten und Geduld. Wer sich nicht auskennt, wird gerupft wie ein Huhn. Jedes Investment erfordert Beschäftigung (Immobilien etwas mehr als andere) um ertragreich zu sein, und die Früchte der Arbeit sieht man in der Regel erst nach fünf bis zehn Jahren.
Wie lange dauert es tatsächlich, ein kundiger Immobilieninvestor zu werden?
Kommt darauf an, wieviel Zeit man investiert. Ich erkläre meinen Fans immer, dass sie 50 bis 100 Wohnungen besichtigen sollen, bevor sie eine kaufen. Ebenso muss man die Stadt und die Region kennen, in der man investiert. Wenn man entsprechend Effort investiert, dann kann man nach ein bis zwei Jahren schon ein guter Immoinvestor werden.
Kommt es auch auf den Menschentypus an? Sollten nur diejenigen Investoren werden, die das Zeug dazu haben?
Ich bin überzeugt, dass die meisten Menschen investieren lernen können. Wohnungen zu kaufen ist keine Hexerei und erfordert keinen Oxford Abschluss, genauso wie das Aufsetzen von ETF-Ansparplänen. Es erfordert nur Zeit, Erfahrung und Arbeit. Allerdings: Um Immobilienspekulant zu werden, als Immobilienentwickler oder Händler, muss man schon das Zeug dafür haben, vor allem stahlharte Nerven, denn in diesem Bereich sind die Risiken wie die Gewinnchancen sehr hoch.
Herr Müller, die Deutschen sind Börsenmuffel. Wo wir bei Versicherungen Weltmeister sind, bilden wir bei Aktien das Schlusslicht. Lassen sich diese Mentalitäten einfach nicht vereinbaren?
Ich denke, dass sich das durchaus vereinbaren lässt. Viele Deutsche legen mehr wert auf Sicherheit als die meisten Bürger anderer Länder. Das ist nun einmal so und es ist auch nichts, was man beklagen muss. Allerdings verbinden viele Menschen die Börse automatisch mit hohem Risiko und Spekulation. Das ist aber nur zum Teil richtig. Die Börse besteht aus zwei Elementen. Der kurzfristigen und durchaus riskanten Spekulation einerseits und dem langfristigen, stabilen Investment andererseits. Sie bietet somit für jeden Charakter das passende Angebot. Man muss die beiden Welten nur strikt voneinander trennen. Wer das schnelle Spiel der Kurse ausnutzen möchte, der muss ganz andere Regeln befolgen als jener, der langfristig und seriös investieren möchte. Beides ist kein Hexenwerk, aber dennoch sollte man die jeweils wichtigsten Grundregeln kennen. Wer nicht zumindest langfristig in Aktien investiert, macht einen großen Fehler.
Wie finde ich die richtigen Titel? Ist das auch eine Sache der eigenen Präferenzen?
Auch hier gilt es zu unterscheiden, ob ich kurzfristig spekulieren oder langfristig investieren möchte. Für den kurzfristigen Spekulanten spielt die Kenntnis des Unternehmens kaum eine Rolle. Für ihn sind nur die kurzen, schnellen Kursbewegungen wichtig, die meist gar nichts mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu tun haben. Die Unternehmensdetails müssen ihn kaum interessieren. Für den langfristigen Investor ist es genau andersherum. Er darf sich überhaupt nicht um die kurzfristigen Verrücktheiten der Börse kümmern. Für ihn zählt einzig und allein die aktuelle Stärke und die künftige wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens. Hier muss man die Analyse gar nicht auf die Spitze treiben. Es genügt oft, sich mit wenigen logisch nachvollziehbaren Kriterien die besten Unternehmen herauszusuchen. Nicht versuchen, gescheiterte Unternehmen zu erwischen, in der Hoffnung, dass sie sich wieder erholen, sondern die besten und stärksten zu identifizieren und dann gezielt und über viele Jahre dort zu investieren.
Mit Börse verbinden wir Newsticker, Ad-hoc-Meldungen und wildes Geschrei. Wie sehr muss ich täglich auf dem Laufenden bleiben, um an der Börse erfolgreich zu sein?
Wer kurzfristig spekulieren will, der muss permanent am Markt sein und muss einen großen Teil seiner Zeit darauf verwenden. Das ist etwas für spielaffine Menschen, die daran Spaß haben und auch gerne mal ins Casino gehen oder Fußballwetten platzieren. Das ist absolut legitim, kann Spaß und Gewinn bringen, aber eben auch Verlust und Stress. Der langfristige Investor kann das tägliche Geschrei weitgehend ignorieren. Er darf sich darum gar nicht scheren. Er muss nur die wirtschaftliche Entwicklung „seiner“ Unternehmen immer mal wieder im Blick haben. Das ist ein sehr überschaubarer Aufwand, den jeder einfach und bequem schafft. Wem auch das zu viel ist, der kann diese Arbeit auch von Profis für sich erledigen lassen. Das Wissen um die Zusammenhänge hilft auch da ungemein die richtigen Experten zu finden.
Was sind die neuen großen Trends an der Börse? Und muss ich da mitspielen?
Die Megatrends sind aktuell natürlich alle Themen, die mit Digitalisierung und Automatisierung zu tun haben. Ob das Onlineshopping, elektronisches Bezahlen, selbstfahrende Autos oder künstliche Intelligenz ist. Es macht absolut Sinn, sich bei solchen langjährigen Trends früh an den künftigen Gewinnern zu beteiligen. Wie man diese identifiziert, werden wir ebenfalls in München erläutern.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hörhan und Herr Müller.
Bildquelle: depositphotos.com/bacho123456, investmentpunkacademy, Dirk Müller