Uwe Fraust |
Das überraschende Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union liegt inzwischen knapp zwei Wochen zurück. Und bereits jetzt ist absehbar, dass diese Entscheidung mehr als nur ein kurzfristiges Kurs-Gewitter über den Finanzmärkte herauf beschworen hat. An den Börsen herrscht auch weiterhin eine große Verunsicherung – und Gold überspringt einen Kurswiderstand nach dem anderen.
Der „Brexit“, der angeblich doch nur die Wirtschaft auf der Insel schwächen soll, lähmt tatsächlich die konjunkturelle Entwicklung in ganz Europa. Denn mit dem Austritts-Votum haben sich neue Probleme ergeben: Schottland will nun offenbar ein zweites Unabhängigkeitsreferendum durchführen, Nordirland und die Bürger der britischen Hauptstadt London wollen ebenfalls in der EU bleiben. Unterm Strich dürfte der Brexit also nicht nur das Ende Großbritanniens besiegeln, sondern auch den Zerfall des Vereinigten Königreichs einleiten. Die wirtschaftliche Stärke eines künftigen Rest-Staates mit dem Arbeitstitel „England und Wales“ ist dadurch deutlich eingeschränkt.
Die Börsen kommen nach dem Brexit-Schock unterdessen nicht auf die Beine. Beim DAX ist offenbar bei 10.300 Punkten eine Betonmauer errichtet worden, der Index pendelt derzeit zwischen 9300 und 9800 Punkten – mit gefährlichen Tendenzen nach unten. Viele Marktbeobachter prognostizieren, dass die Unterstützung knapp über 9300 Punkten nicht dauerhaft halten wird und ein Durchrutsch auf 8700 Punkte bevor steht. Längst ist bei deutschen Aktien von einem neuen langfristigen Abwärtstrend die Rede.
Dieser Begriff dürfte bei Gold auf absehbare Zeit nicht mehr zum Standard-Repertoire der Marktbeobachter gehören. Das gelbe Metall ist in einen anhaltenden Steigflug übergegangen und markiert nach kleinen Rücksetzern stets höhere Hochs – ein klassisches Zeichen für einen Aufwärtstrend und intakten Bullenmarkt. Zuletzt lag der Goldpreis bei 1370 US-Dollar pro Feinunze und hat damit bereits jetzt das Kursziel mancher Analysten erreicht. Doch nach oben ist noch viel Luft. Die sprunghaft gestiegenen Preise bei Gold und Silber haben manche Anleger dazu verleitet, Kasse zu machen – dies ist nach jahrelangem Warten auf bessere Konditionen durchaus angebracht und sorgt dafür, dass Emporium seinen kaufwilligen Kunden zusätzliche Ware anbieten kann. Und die Mehrzahl der Kunden steht weiterhin auf der Käuferseite. Sie schützen sich mit Gold gegen die Unsicherheit, welche nach dem Brexit an den Finanzmärkten besteht – und die Hängepartie, welche der britische Premier David Cameron mit seiner abwartenden Haltung ausgelöst hat, dürfte Gold und Silber auch weiterhin Aufwind bescheren.
Im Windschatten von Gold hat sich auch Silber – wie schon bei früheren Haussephasen – prächtig entwickelt und seinen großen Bruder im Hinblick auf die Wertentwicklung überholt. Bei Gold schlägt im vergangenen Monat ein Zuwachs von etwa 9,5 Prozent zu Buche, auf Jahressicht sind es 16,62 Prozent. Silber hat in den gleichen Zeiträumen einen Wertgewinn von 10 beziehungsweise 22 Prozent erreicht und inzwischen die wichtige Marke von 20 US-Dollar pro Feinunze zurück erobert. Die mittelfristige Kursprognose bis Jahresende lautet hier inzwischen auf 25 US-Dollar. Emporium hat in den vergangenen Wochen einen regelrechten Ansturm auf Gold und Silber verzeichnet. Die Versorgungslage ist weiterhin stabil, dies kann sich jedoch schon bald ändern, wenn die Brexit-Angst bestehen bleibt. Denn insbesondere im Silberbereich kommen die Prägestätten mit der Produktion kaum hinterher – und die meisten Kunden behalten ihre Edelmetalle jetzt, um noch höhere Preise zu erzielen.
In den kommenden Wochen sollten verstärkt die Themen zurück ins Blickfeld drängen, welche durch den Brexit in den Hintergrund geraten waren. Die Gefahr einer Anleihen- und Immobilienblase steigt weiterhin von Woche zu Woche, die steigenden Ölpreise dürften sich schon bald in einer deutlich höheren Inflationsrate niederschlagen – und die Fed muss, um ihr Gesicht nicht zu verlieren, schon bald die Leitzinsen weiter erhöhen. Derzeit spricht also vieles für Gold und Silber – und der breit angelegte Run auf Edelmetalle macht deutlich, dass die Absicherung des Vermögens mit Münzen und Barren keinesfalls eine Sache für eine ängstliche Minderheit ist.
Die Sorge um den Verlust der ersparten Lebensleistung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und Gold ist, wie schon so oft in den vergangenen 5000 Jahren, der optimale Vermögensschutz in unsicheren Zeiten.
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